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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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anhalten musste. Scholz wurde immer schwerer. Reuter umschlang ihn fester und zerrte ihn zur Außenwand.
    Unmittelbar neben ihm krachte ein Balken von der Decke. Funken sprühten. Reuter musste atmen. Ein neuer Hustenanfall und beginnende Panik. Die Kraft verließ ihn.
    Plötzlich spürte er Hände, die ihn packten und aufrecht hielten. Er stemmte Scholz ein Stück hoch, damit ihn die Helfer greifen und durch die Fensteröffnung ziehen konnten.
    Reuter wollte folgen, doch seine Beine gaben nach. Die rettenden Hände ließen nicht locker und zerrten ihn ebenfalls ins Freie.
    Erschöpft fiel er auf den Sand. Endlich frische Luft. Reuter musste wieder husten und spuckte Schleim – schwarzes Zeug aus seinen Bronchien.
    Kollegen halfen ihm auf. Er wankte weiter, um Abstand von dem brennenden Chaos zu gewinnen, bis seine Knie erneut einknickten. Reuter nahm den Martinshornlärm wahr: Feuerwehr, Rettungswagen.
    Durch den Tränenvorhang seiner schmerzenden Augen erkannte er Bruno Wegmann, der sich über ihn beugte.
    »Du hast Scholz rausgeholt«, sagte der Kollege. »Gratuliere.«
    Hinter dem Exboxer loderte eine Feuersäule. Ein lautes Prasseln, als ein weiterer Teil des Daches einstürzte. Der Rauch wogte schwer unter dem grauen Himmel. Feuerwehrleute brachten ihre Schläuche in Stellung und begannen die Löscharbeit. Es schien Reuter, als wehrten sich die Flammen gegen das Wasser.
    Er untersuchte seine rechte Hand. Erst jetzt spürte er den Schmerz. Die Haut war gerötet. Seine Kleidung war ruiniert und stank.
    Sanitäter hoben ihn auf eine Krankentrage. Reuter protestierte. Er wollte auf eigenen Füßen gehen, doch sie schleppten ihn bereits zum Rettungswagen.
    Es war ein seltsames Gefühl, als er in den rot-weißen Transporter geschoben wurde. Die Hecktür knallte. Jemand drückte Reuter eine Sauerstoffmaske auf den Mund und fingerte am Handgelenk nach dem Puls.
    Reuter riss die Maske herunter. »Wo ist mein Kollege?«
    »Im anderen Sani unterwegs zur Klinik.«
    »Hat er es überlebt?«
    »Fragen Sie am besten in ein oder zwei Stunden noch einmal.«
    Der Typ auf dem Betreuerstuhl schnallte sich an. Das Martinshorn jaulte auf und der Rettungswagen raste los.
     
    Der Arzt, der in der Ambulanz des Evangelischen Krankenhauses seine Hand versorgte, murmelte etwas von möglicher Brandgasintoxikation. Er wollte ihn am liebsten dabehalten und wie Scholz stationär behandeln, doch Reuter erklärte sich für fit und verließ die Klinik.
    Zu Hause stopfte er die stinkenden Klamotten in den Mülleimer und stieg unter die Dusche, die Rechte in die Höhe gereckt, damit der Verband nicht nass wurde.
    Im Spiegel musterte er seine neue Frisur. Abgeflämmte Haare, kurz und an den Enden gekräuselt. Egal, sagte sich Reuter – seine rötliche Wolle würde nachwachsen.
    Frische Sachen und ein Blick auf den Wecker: Es war gerade mal eins – Reuter dachte zunächst, die Uhr sei stehen geblieben. Ihm wurde übel und er übergab sich in die Kloschüssel. Danach spülte er den schlechten Geschmack mit einem Becher Buttermilch hinunter, den er im Kühlschrank fand.
    Auf dem Weg zum Präsidium fühlte er sich noch etwas schwindlig. Mattigkeit im Kopf, die Hand schmerzte stärker als zuvor.
    Im MK-Raum wurde er von den anwesenden Kollegen mit Applaus empfangen: Jan Reuter, der heldenhafte Retter des Kollegen Scholz.
    Bruno Wegmann bot ihm einen Stuhl an, servierte Kaffee sowie ein Stück Pizza, ölig und kalt. Thilo Becker setzte sich dazu und brachte Reuter auf den neuesten Stand.
    Aufgrund des Hinweises einer Streifenwagenbesatzung waren sämtliche Teams der Mordkommission ausgeschwärmt. Wegmann und Marietta Fink hatten den roten Omega entdeckt und das Spezialeinsatzkommando verständigt. Erst vor wenigen Minuten konnte der Geiselnehmer als Brandleiche geborgen werden – schwarz verschmort und zur typischen Fechterstellung verkrümmt. Kochs Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit entstellt, aber das Zahnschema würde den Toten identifizieren.
    »Michael hat mich angerufen«, erklärte Reuter. »Er wollte Scholz freilassen, wenn ich ihm einen Fluchtwagen bringe. Deshalb wusste ich, wo er sich und seine Geisel versteckt hielt. Ich wollte ihn zur Aufgabe überreden.«
    »Warum im Alleingang?«
    »Wir haben ein Jahr lang das Büro geteilt. Ich dachte, er würde auf mich hören. Vielleicht hätte es sogar geklappt. Aber als Koch die Rambos vom SEK sah, ging alles ganz schnell. Er jagte sich eine Kugel in den Kopf und plötzlich brannte die

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