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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Wänden.
    »Michael?«, rief Reuter. »Ich bin’s.«
    »Zeig mir, was du mitgebracht hast.«
    Reuter wandte sich um. In der dunklen Ecke hinter der Eingangstür war Koch kaum auszumachen. Er zielte mit seiner Waffe. Zu seinen Füßen lagen leere Kanister und aufgerissene Säcke mit Grillkohle. Aus einem der hinteren Räume drang ein gedämpftes Stöhnen.
    »Warum hast du den ganzen Treibstoff vergossen?«
    »Red nicht, zeig’s mir!«
    Reuter zog die transparente Tüte aus dem Stoffbeutel und hielt sie hoch. »Selbst mit so viel Geld wirst du nicht weit kommen, Michael. Was hast du vor?«
    »Ich weiß, dass du eine Waffe unter dem Sakko trägst. Und dass du die Million für dich behalten willst. Ich spür deine Gedanken in meinem Kopf, Kollege!«
    »Unsinn.«
    »Du überlegst, wie du mich am besten töten kannst. Aber denk dran, Jan: Jeder Schuss verursacht Funken. Dann fliegt hier alles in die Luft und wir verbrennen beide.«
    »Du bist verrückt.«
    »Wirf das Geld rüber!«
    Reuter zögerte. Er hatte ein paar Geldscheine an einen Zeitungsstapel geklebt. In der kurzen Zeit war ihm nichts Besseres eingefallen. Er fand, dass es einigermaßen echt aussah. Zumindest auf zwei Meter Entfernung.
    Er fragte: »Was hast du mit Scholz gemacht?«
    »Er hat sich etwas hingelegt.«
    »Lass ihn frei.«
    »Erst die Kohle.«
    »Gib auf, Michael.« Im Augenwinkel nahm Reuter eine Bewegung wahr, draußen vor der Tür: Grau vermummte Gestalten bewegten sich hinter dem Zaun. Sie streckten die Läufe ihrer Maschinenpistolen durch das Eingangstor und zielten auf das Gelände. Das Spezialeinsatzkommando – die Jungs waren früher da, als Reuter es erwartet hatte.
    Koch hatte seinen Blick bemerkt und spähte ebenfalls hinaus.
    Reuter nutzte den Moment und schleuderte ihm die Plastiktüte zu. Dem Geiselnehmer gelang es, sie zu fangen. Zeitungspapier fiel heraus. Reuter zog seine Waffe und schoss, bevor es der andere tun konnte.
    Koch sackte zusammen. Seine Pistole polterte zu Boden. Überall schimmerte es nass auf den Brettern, aber die angedrohte Verpuffung war ausgeblieben. Koch stöhnte und tastete nach seiner Waffe.
    Reuter trat zu ihm, steckte die eigene Sig Sauer ein, hob Kochs Pistole auf und hielt sie dem Kollegen an den Kopf. Du überlegst, wie du mich am besten töten kannst.
    Reuter fiel ein, dass ein Schuss in Bodennähe die Dämpfe entzünden konnte. Deshalb zog er sich mit der Linken das Sakko über den Kopf und drückte dann erst ab.
    Ein Fauchen und Splittern, als der Druck die Fenster aus den Zargen riss. Er spürte die Stichflamme auf der ungeschützten Schusshand, aber die Verpuffung erschütterte ihn nicht – wie im Auge eines Wirbelsturms.
    Reuter wagte es, das Sakko vom Gesicht zu nehmen. Die Luft war heiß, er duckte sich instinktiv. Noch brannte nur das vergossene Benzin. Flammen züngelten auf den Pfützen und leckten die Wände hoch.
    In der Ecke lag Koch, die Haare versengt, eine kleine, schwarze Einschusswunde an der rechten Schläfe – die richtige Seite. Reuter legte die Waffe neben die rechte Hand des Kollegen und lief ins Freie.
    Er rang nach Luft. Sein Herz pochte bis in den Hals. SEK-Männer kletterten an mehreren Stellen über den Zaun und suchten Deckung. Rufe schallten herüber. Reuter ignorierte sie.
    Lautes Prasseln setzte ein – drinnen hatten sich die Bretter entzündet. Die Türöffnung wurde im Nu zur Feuerwand. Die ersten Flammen schlugen durch ein Oberlicht im Dach.
    Scholz lag noch im Holzhaus.
    Reuter eilte zur Rückseite der Bude. Ein Fenster war aus der Laibung gefetzt worden. Es war auf dem Sand gelandet, das Glas hatte nur einen Sprung. Reuter spähte durch die Öffnung hinein – nichts.
    Das Prasseln wurde lauter. Reuter bog um das Eck. Aus dem nächsten Fenster quoll Rauch und verwehte. Er kletterte hinein.
    Hitze und Qualm ließen ihn sofort zu Boden gehen, wo es gerade noch erträglich war. Die Geisel lag in der Mitte des Raums. Ein gekrümmter Körper, stöhnend und zappelnd.
    Reuter kroch hin und ertastete Plastikfesseln. Er fragte sich, ob Koch dem Entführten etwas über das Geld erzählt hatte. Egal – keine Zeit, sich Gedanken zu machen.
    Aus dem Holster zog er seine Dienstwaffe, setzte die Mündung auf den Riemen und drückte ab. Es musste schnell gehen und er hatte keine andere Idee.
    Ohrenbetäubendes Gepolter – nebenan stürzte etwas ein. Jetzt stand die Zwischenwand in Flammen. Die Hitze nahm zu und die Rauchschwaden wurden dichter. Ein Hustenanfall schüttelte

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