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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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es war!«
    In seiner Tasche vibrierte schon wieder das Mobiltelefon.
    Edgar riss sich los. »Gar nichts musst du. Warum könnt ihr Bullen es nicht verkraften, auch mal den Kürzeren zu ziehen? Und wenn du noch einmal andeutest, dass ich mit den Kunstdieben unter einer Decke stecke, dann vergesse ich, dass wir Brüder sind!«
    »Ist das dein letztes Wort?«
    Edgar trabte die Treppe hinunter und verschwand im Dunkeln. Die Tür fiel mit dumpfem Krach ins Schloss.
    Reuter zog sie auf und rief: »Das nächste Mal ziehst du den Kürzeren!«
    Ein paar Museumsbesucher glotzten herüber.
    Das Handy gab noch immer Alarm. Reuter nahm das Gespräch an.
    Hennerkamms Stimme dröhnte ihm ins Ohr: »Reuter? Beweg deinen Arsch auf der Stelle ins Präsidium! Der Kerl, den ihr für einen großen Dealer haltet, hält sich seit Tagen in der Toskana auf, vermutlich gemeinsam mit seinen Eltern. Von wegen Entführung durch die Kolumbianer. Böhr hat das Pleasure Dome verkauft und pflückt jetzt Oliven. Weißt du, was das bedeutet, Reuter?«
    Robby Marthau – ich muss mit ihm sprechen, dachte Reuter.
    Der Kommissariatsleiter bellte: »Für die Staatsanwaltschaft sind wir die größte Lachnummer seit Chefinspektor Clouseau!«
9.
    Simone stakste über das Pflaster der Mühlenstraße und entdeckte den Dienst-Mercedes des Oberbürgermeisters unweit der Kunstsammlung. Der Fahrer lehnte an der Mauer und paffte seinen Zigarillo. Als sie näher kam, eilte er heran und öffnete die Tür, eine Verbeugung andeutend. Kroll hatte ihn gut erzogen.
    »Merken Sie nichts?«, fragte der Mann.
    Jetzt erst fiel es ihr auf: ein nagelneues Auto.
    »Das Beste, was Mercedes derzeit baut«, sagte der Fahrer. »272 PS, Multikontursitz mit Massagefunktion. Keine andere Stadt leistet sich so eine Karosse für ihr Oberhaupt.«
    »Sehen Sie es als Investition in Ihren Arbeitsplatz, die sich Düsseldorf leisten kann, weil unser OB konsequent die Schulden der Stadt abgebaut hat. Aber sagen Sie niemandem, was das Auto gekostet hat. Wir wollen schließlich keine Neiddebatte.«
    Auf dem Rücksitz überflog Simone den Pressespiegel, den das Amt für Kommunikation täglich zusammenstellte. Die unfrisierte Fassung – das OB-Büro erhielt im Unterschied zu allen anderen Empfängern auch die Meldungen, in denen Kroll nicht gut wegkam. Der Radau um Gekko-Beach nahm breiten Raum ein.
    Nervös blickte Simone hinüber zum schwarz glänzenden Museumsbau. Sie verstand nicht, warum Kroll dieser Termin so wichtig gewesen war. Die Kunstsammlung gehörte dem Land und der OB hatte nicht einmal eine Einladung erhalten.
    Endlich trat ihr Chef aus dem Gebäude. Der Fahrer riss die Autotür auf und salutierte.
    Kroll blickte auf die Uhr. »Noch zwei Stunden bis zur Eröffnung des Japan-Tags. Wie zapft man eigentlich ein Sake-Fass an?«
    Simone nahm all ihren Mut zusammen. »Was machen wir wegen Toronto?«
    »Auf jeden Fall pinkeln wir uns nicht gleich in die Hose. Düsseldorf ist nicht auf diese kanadischen Heuschrecken angewiesen. Unseriöses Pack!«
    »Aber ohne sie wird es kein HCC geben, Herr Kroll. Der Beigeordnete Miehe sieht das auch so.«
    »Unsinn. Die Interessenten für den Bau stehen Schlange.«
    »Wirklich?«
    »Zumindest kommunizieren wir das nach außen, falls die Nachricht durchsickert. Briefen Sie unseren neuen Pressesprecher, damit er keinen Unsinn erzählt. Ich werde meinen Vetter einschalten. Gisbert kennt sich in der Baubranche aus wie kein anderer.«
    Simone hatte von Gisbert Valerius gehört: Der Cousin ihres Chefs war Erbe und Geschäftsführer der alteingesessenen Düssel-Bau – die Firma hatte in allem ihre Finger, was die Stadt plante und verwirklichte. Die Geiferer von der Opposition faselten ständig etwas von Filz und buchstäblicher Vetternwirtschaft.
    »Und die Präsentation am kommenden Montag?«
    »Wird so bunt und prächtig, dass niemand danach fragen wird, wer das eigentlich bauen soll. Hören Sie, Frau Beck: Düsseldorf ist und bleibt der Hotspot im Europa des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Die ganze Welt schaut auf uns. Nur böswillige Neider wollen uns kleinreden. Diese Scheißer werden wir erst gar nicht ignorieren. Ist das klar?«
    »Sie haben völlig recht.«
    Kroll kam Simone plötzlich wie ein Hütchenspieler vor, der die Öffentlichkeit mit immer neuen Tricks blendete. Ein funktionstüchtiger Plan B sah anders aus, fand sie.
    Der Fahrer fragte: »Zum Rathaus, Herr Oberbürgermeister?«
    »Nein«, antwortete Kroll. »Lohmar Consulting.

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