Königsallee
zurückzubekommen. Ohne die Rückendeckung der Justiz hätte ich es nicht geschafft. Und jetzt bin ich stolz, sagen zu können: Düsseldorf hat das Meisterwerk wieder.«
Beifall donnerte.
Der Oberbürgermeister schritt auf Edgar zu, schüttelte ihm beide Hände und zeigte makellose Gebissreihen – minutenlang hielt das Blitzlichtgewitter an. Kroll reckte sich, als sei er der eigentliche Beschaffer des Gemäldes.
Die Reporter bombardierten den Anwalt erfolglos mit Fragen: »Wo befand sich das Bild?« – »Wie erfuhren Sie davon?« – »Wer waren die Leute, die Ihnen das Bild übergaben?« – »Wo fand die Übergabe statt?«
Eine Dunkelhaarige, die aus der zweiten Reihe ihr Aufnahmegerät zwischen den Fragenden hindurchstreckte, kam Reuter bekannt vor: ein hübsches Gesicht unter einem auffällig kurz geschnittenen Pony. Lena, die Reporterin, in deren Begleitung Robby Marthau gestern im Moerser Hotel aufgekreuzt war.
Kellnerinnen in langen Schürzen drehten Runden und servierten Häppchen und Getränke. Reuter postierte sich zwischen den Kartenständern des Museumsshops in der Nähe des Ausgangs. Die Leute belagerten Edgar wie einen Popstar.
Reuter brauchte ihn unter vier Augen.
Die ersten Gäste verließen das Foyer. Eine Gruppe junger Leute kam an Reuter vorbei. Lena gehörte dazu. Sie blieb vor Reuter stehen, kramte in ihrem Portemonnaie und reichte ihm zwei Euro.
»Danke, Herr Kommissar.«
»Hallo, Lena.«
»Was sagen Sie zu dem Ganzen?«
»Ich bin nicht hier, um Interviews zu geben.«
Lena lächelte. Sie trug die Haare zum Pferdeschwanz gebunden. Eine schicke Bluse mit Paisleymuster. Kaum Schminke um die Augen. Sie wirkte reifer als gestern. Reuter fragte sich, warum sie mit einem Kerl wie Robby Marthau ihre Freizeit verbrachte.
»Sie sind also Reporterin, Lena?«
»Nein, nur Praktikantin. Wir sind fast alle Praktikanten. Das Schicksal unserer Generation.«
Ein Brillenträger aus der Gruppe mischte sich ein: »Wieso nennt der Typ dich Lena?«
Sie ignorierte den Burschen, trat dichter an Reuter heran und sagte: »Was war das gerade? Wir haben doch nur Blabla zu hören bekommen. Erzählen Sie mir, was Sache ist.«
»Ich weiß nur, dass der Drahtzieher noch frei herumläuft, um drei Millionen reicher ist und wir nicht mehr gegen ihn ermitteln dürfen.«
»Dafür ist das Bild wieder da!«
»So kann man es auch sehen. Was hat Ihnen Robby Marthau über unser Treffen in Moers erzählt?«, fragte Reuter.
»Nichts, aber Robby ist leicht zu durchschauen, nicht wahr?«
Na prima, dachte Reuter.
Lenas Begleiter drängelten zum Aufbruch, doch sie rührte sich nicht vom Fleck.
»Und was hat er über mich erzählt?«, fragte sie leise.
Gebt doch zu, ihr würdet es auch gern mal mit einer wie Lena treiben. Ihre Bluse schimmerte seidig. Ihre Augen waren dunkel wie ihr Haar. Sie runzelte die Stirn unter ihrem kurzen Pony – in Erwartung seiner Antwort.
»Nur Gutes.«
Lena lächelte und berührte Reuters Arm. »Ich muss los, der O-Ton wird im Studio erwartet.«
Der Praktikantentrupp schob ab.
Reuter blickte der jungen Frau hinterher. Mit ihrer Seidenbluse erschien sie ihm zu schick für eine einfache Praktikantin. Sein Handy vibrierte. Er wühlte es hervor. Wieder war es Michael Koch.
»Wo bleibst du? Der Broiler verlangt nach dir!«
Reuter beobachtete, wie sein Bruder Hände schüttelte und dem Ausgang zustrebte.
Er sagte: »Wir müssen unbedingt noch einmal mit Marthau reden.«
»Vergiss es. Warte, ich gebe dir unseren Chef …«
Edgar stürmte mit großen Schritten auf die Tür zu.
Reuter drückte die Aus-Taste und trat ihm entgegen. »Hallo, Edgar.«
»Jan, was treibst du hier?« Sein Bruder setzte sein Anwaltslächeln auf. »Wir haben dich gestern vermisst.«
Keine Umarmung – die Kluft war zu groß.
»Wir müssen reden.«
»Keine Zeit, sorry. Ruf mich an, okay?«
Edgar wedelte zum Gruß mit der Hand, hastete weiter und verschwand durch die Glastür.
Jan Reuter lief ihm nach. »Mit wem hast du verhandelt?«
»Lass gut sein, Jan.«
»Bleib stehen und sieh mich an! Ich kann die Information vertraulich behandeln.«
Sein Bruder winkte ab. »Ich weiß, was los war. Sogar mit Münch hast du dich angelegt! Mit dem Schädel durch die Wand. Du denkst, du wärst der Saubermann und hättest die Moral gepachtet. So warst du schon als kleiner Junge.«
»Hör auf damit!«
Edgar erreichte den Eingang zur Tiefgarage.
Jan hielt ihn fest. »Wer hatte das Gemälde? Ich muss wissen, ob Böhr
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