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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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schnell einen Durchsuchungsbeschluss?«
    »Nicht nötig. Sascha hat uns die Erlaubnis erteilt.«
    »Das heißt, wir werden nichts finden.«
    »Mal sehen. Immerhin redet er jetzt.«
    »Und?«
    »Er behauptet, dass Robby Marthau die Andermatts erpresst hat. Fünfhunderttausend soll er dafür verlangt haben, dass er nicht zur Presse geht.«
    »Womit?«
    »Henrikes Lebenswandel, verstehst du? Es sind nicht nur die Bumspartys und die Internetgeschichte. Das Flittchen soll reihenweise Diskobekanntschaften auf der Toilette vernascht haben und dazu Drogen jeder Art.«
    »Sagt Sascha.«
    »Yes, Sir.«
    »Glaubwürdig?«
    »Was Sascha in den drei Minuten, die ich dabei war, an Details aufgetischt hat, könnte sich ein Drehbuchautor von Sexfilmen nicht in drei Wochen aus den Fingern saugen. Alles höchst peinlich für Richter Gnadenlos.«
    »Du meinst, das wäre ein Motiv?«
    »Warum nicht?«
    Eine halbe Million – für einen Moment überlegte Reuter, welche Wünsche er sich mit dieser hübschen Summe erfüllen würde. Dann stellte er sich Konrad Andermatt vor, wie er ihn aus den Medien kannte: schwer zu glauben, dass ein solcher Mann im hintersten Hafengebiet einem Erpresser auflauert, ihn erschießt und sogar auf die eigene Tochter anlegt.
    Wegmann fragte: »Wie macht sich unsere junge Mutter?«
    »Naiv bis in die letzte Haarspitze. Robby war ein toller Hecht mit Zukunftsplänen und ein treu sorgender Familienvater.«
    »Glaubt sie das im Ernst oder tut sie nur so?«
    »Ich fürchte Ersteres.«
    »Und wenn sie uns etwas vorspielt und in Wirklichkeit ihren Lover aus Eifersucht erschossen hat?«
    »Sie will zur fraglichen Zeit lange mit der Mutter telefoniert haben. Das können wir anhand der Verbindungsdaten ihrer Telefongesellschaft prüfen.«
    »Was meinst du: Ist das Baby jetzt satt?«
     
    Reuter klopfte und sie gingen hinein. Juli war fertig und schaukelte ein zufriedenes Baby. Ihre Miene zeigte nach wie vor Angst und Verunsicherung.
    Wegmann stützte sich auf den Tisch und blaffte die Zeugin ohne Umschweife an: »Dein Kerl war ein gemeiner Erpresser und du wusstest das!«
    »Das stimmt nicht«, heulte Juli auf.
    »Er hat ’ne Menge Geld kassiert für sein Schweigen über all die Schweinereien, die er mit deiner Freundin getrieben hat.«
    »Was für Schweinereien?«
    »Die beiden waren erst gestern wieder unterwegs zu einer ihrer Rudelbums-Partys.«
    »Das glaub ich nicht. Sie müssen ihn mit Sascha verwechseln.«
    »Wir haben die Aussagen von Henrike Andermatt und weiteren Zeugen. Tut mir leid, wenn du jetzt erst erfährst, was dein Typ für einer war. Dein untreuer Türsteher hat Konrad Andermatt erpresst und dich kriegen wir als Mittäterin dran.«
    »Sie lügen!«
    Reuter spielte den Diplomatischen. »Frau Winters, wir können das auch anders regeln. Wenn Sie kooperieren, werden wir den Staatsanwalt davon überzeugen, auf eine Anklage gegen Sie zu verzichten.«
    Das Püppchen vergrub das Gesicht in den Händen. »Robby hat die Erpressung nur mal erwähnt, so als Möglichkeit. Er meinte, die Andermatts wären mir echt was schuldig, weil sie mich damals rausgeworfen haben. Aber ich wollte das gar nicht. Und er hat das niemals ernst gemeint!«
    »Hat er doch«, sagte Wegmann.
    »Wer behauptet das?«, fragte Juli erregt. »Stammt das von Sascha? Dann sollten Sie wissen, dass der Kerl ein gemeiner Lügner und Verbrecher ist. Und Robby hatte nichts mit Lena. Sascha schon und der dealt wirklich mit Drogen und so, ganz klar. Den sollten Sie echt mal unter die Lupe nehmen!«
29.
    Simone zog ihre Laufschuhe an und fand, dass sie ihr gut standen. Silbergrau mit gelber Sohle. Der Verkäufer hatte ihr etwas von einem eingespritzten TPU-Rahmen vorgeschwärmt – was immer das auch bedeutete.
    Es hieß, beim Laufen öffne sich der Gedankenhorizont. Man könne abschalten und komme auf neue Ideen. Höchste Zeit, es auszuprobieren. Immerhin lagen die Rheinwiesen vor ihrer Tür.
    Bereits bei ihrem Einzug im Herbst hatte sie sich eingedeckt: doppellagige Baumwollsocken, an Ferse und Vorderfuß verstärkt, atmungsaktive Funktionswäsche aus nicht quellenden Fasern. Ein Shirt mit Spezialmembran und sogenannte Lauftights, eng anliegend und elastisch. Sie kontrollierte den Sitz und drehte sich. Das Spiegelbild machte was her.
    Geöffneter Horizont, neue Ideen: Eine davon war der Plan, etwas Kompromittierendes über Lohmar in Erfahrung zu bringen – sie wusste nur noch nicht, wie.
    Dieser Kerl war verrückt. Er glaubte tatsächlich, seine

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