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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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könnte.
    Nun brannte der Reis wie die Hölle. Reuter schüttete Gurkenstückchen hinzu und rührte alles gut durch. Schneller Vorlauf. Dieser Teil der Story war nicht der Grund, warum er noch einmal hineinhörte.
    Und?
    Böhr, der Boss – das war einmal. Der Mann hat das voll nicht verkraftet, was seinen Eltern zugestoßen ist.
    Wer war es? Alfonso aus Amsterdam?
    Möglich.
    Nicht die Kolumbianer steckten hinter der Entführung, schoss es Reuter durch den Kopf. Auch die Kollegen vom Landeskriminalamt schätzten das so ein.
    Jedenfalls ging Böhr die Muffe eins zu tausend. Und kurz darauf war er auf und davon. Wem jetzt die Disko gehört, weiß ich nicht. Da müssen Sie sich an den Geschäftsführer wenden.
    Lohmar?
    Kenn ich nicht.
    Der Unternehmensberater war bislang nie als Kontaktperson des Koksbarons in Erscheinung getreten. Wenn er als Strohmann fungierte, dann nicht für Böhr.
    Hat Robby auf eigene Faust mit Kokain gedealt? Musste er deshalb sterben?
    Kokain? Das Wort kenn ich gar nicht.
    Das schmierige Grinsen des jungen Glatzkopfs musste man gesehen haben. Als sei die Türsteherclique nicht Böhrs dealende Fußtruppe gewesen. Als sei das Pleasure Dome nicht als Hauptumschlagsplatz bekannt. Bei jeder Razzia verschwand das Zeug dort vermutlich säckeweise im Klo. Dass nie jemand erwischt wurde, lag an Kerlen wie Sascha und Robby, die in Grüppchen vor dem Eingang herumlungerten – mit ihren Handys das perfekte Alarmsystem.
    Den Rest des Essens versenkte Reuter im Papierkorb. Das Salatdressing hatte die Pampe verwässert. Warum hatte er nicht einfach in der Kantine gegessen?
    Reuter spulte weiter. Dass ihm immer noch heiß war, lag nicht am Reisgericht.
    Gegen Ende der Sitzung hatte er dem sogenannten Einlass-Manager die Farbkopie des Beckmann-Gemäldes vor den kahlen Schädel gehalten – noch so ein spontaner Schuss ins Blaue.
    Damit habe ich nichts zu tun.
    Aber du kennst das Gemälde?
    Ja, klar. Einstein hat es mir mal gezeigt.
    Eine Abbildung wie diese?
    Nein, in Echt.
    Reuter stand unter Strom.
    Wann?
    Das war im letzten Herbst.
    Das Handy spielte Mission Impossible. Reuter stoppte das Band und nahm das Gespräch an.
    Es war Bruno Wegmann. »Was redet Sascha Maisel?«
    »Sag ich dir gleich. Was gibt’s bei dir?«
    »Ich hab die Namen überprüft, die Juli Winters uns gegeben hat. Die Leute aus ihrer Clique. Keiner von ihnen hat bei uns eine Akte. Und dann habe ich uns von der Telekom Julis Verbindungsdaten besorgt.«
    »Und?«
    »Robbys ahnungslose Freundin hat tatsächlich den halben Abend an ihrem Festnetzanschluss gehangen, auch zur Tatzeit.«
    »Trotzdem gut, dass wir’s überprüft haben.«
    »Und gerade hab ich mit deinem Kollegen Koch geredet. Er konnte nichts Erhellendes über euren Informanten beitragen, aber er hat mir einen klasse Witz erzählt. Was hat die Ehe mit einem Hurrikan gemeinsam?«
    »Hör bitte auf. Kochs Witze hängen mir zum Hals heraus.«
    Die Tür ging auf. Michael spazierte herein. »Was ist mit meinen Witzen?«
    Wegmanns Stimme im Hörer: »Der Auftritt des Richters steht übrigens bevor, Partner. Du willst ihn doch nicht verpassen, oder?«
    »Nein, bis gleich.«
    Aufgelegt.
    »Wonach stinkt es hier so?« Koch riss das Fenster auf. Von der Straße drang Lärm herauf. Ein anfahrender Bus, Motorradgeknatter.
    Ich muss Michael das Band vorspielen, war Reuters erster Impuls.
    »Imbissfraß, stimmt’s? Warum gehst du nicht in die Kantine?«
    »Riecht es dort besser?«
    »Du triffst nette Kollegen.«
    Vielleicht ist das der Grund, dachte Reuter. Seit seiner Zeit beim Inneren Dienst war er nicht mehr so erpicht auf Kameradschaft.
    Er verwarf den Gedanken, dem Kollegen die Aussage Saschas vorzuspielen. Schisshase Koch würde aus Angst um seine Karriere einen Herzanfall erleiden und womöglich Oberstaatsanwalt Westhoff erzählen, dass Reuter wieder in Sachen Artnapping arbeitete.
    »Hast du schon mit dem Broiler gesprochen?«, fragte Koch.
    »Wenn er etwas von mir will, soll er sich melden.«
    »Du hast also Rückendeckung vom Kripochef, stimmt’s? Manchmal glaube ich, Engel hat dich ins KK 22 gesteckt, um unsere Dienststelle unter die Lupe zu nehmen.« Der Kollege räumte seinen Schreibtisch auf und schloss die Schubladen ab. »Bruno Wegmann vom KK 11 hat mich übrigens über dich ausgefragt, Jan. Deinen Ruf als Kollegenbeißer vom Inneren Dienst wirst du nicht mehr los, wie es scheint.« Koch nahm seine Jacke von der Stuhllehne. »Wenn übrigens meine Frau anruft …«
    »Dann

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