Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
Vom Netzwerk:
bist du bei deiner Geliebten. Wie heißt sie eigentlich?«
    Der Kollege lachte nur und ging.
    Der Straßenlärm nervte. Genug Frischluft. Reuter schloss das Fenster. Er hielt einen Moment inne. Dann spulte er das Band mit Saschas Aussage noch einmal ein Stück zurück.
    Eine Abbildung wie diese?
    Nein, in Echt.
    Wann?
    Das war im letzten Herbst.
    Wann im Herbst?
    Weiß ich nicht mehr.
    Und?
    An dem Tag fuhr er diesen weißen Transit und nahm mich zum Training mit. Auf dem Parkplatz hat er die Hecktür aufgeschlossen und mich einen Blick auf den Ölschinken werfen lassen. Drei Millionen, sagte er. Robby war echt stolz darauf.
    Reuter stoppte den Rekorder und versuchte, die Fakten und ihre Chronologie auf die Reihe zu bekommen.
    Drei Millionen, sagte er – die Summe, über die Edgar verhandelt hatte, stand also zu diesem Zeitpunkt schon fest.
    Papier und Stift. Reuter begann, ein Zeit-Ort-Diagramm zu zeichnen.
    April 2005: Zwei Wachschutzleute schneiden in der Kunstsammlung NRW das wertvolle Beckmann-Gemälde aus dem Rahmen, jagen dem Putzpersonal einen Schreck ein und verschwinden.
    März 2006: Nach langen Ermittlungen des KK 22 beginnt der Prozess gegen den mutmaßlichen Rauschgifthändler Manfred Böhr.
    Zugleich werden auf einen anonymen Tipp hin zwei Ukrainer festgenommen, Angestellte Böhrs, die unter dem dringenden Verdacht stehen, den Kunstraub vom Vorjahr begangen zu haben. Das Gemälde bleibt verschollen.
    April 2006: Die Versicherung verkauft die Besitzrechte am Bild an die Kunstsammlung, um einen Teil der Versicherungssumme zurückzuerhalten.
    Mai 2006: Der Prozess gegen Böhr wird eingestellt. Der Innere Dienst nimmt Ermittlungen gegen Angehörige des KK 22 auf.
    Im gleichen Monat verabreden die Kunstsammlung, Anwalt Edgar Reuter sowie der Leitende Oberstaatsanwalt Meinhard Münch, Verhandlungen mit den Hinterleuten der Ukrainer aufzunehmen. Edgar soll den Kontakt herstellen.
    Juni 2006: Norbert Scholz wird zur Kriminalwache umgesetzt, Jan Reuter wechselt ins KK 22.
    Herbst 2006: Robert ›Einstein‹ Marthau fährt das Beckmann-Werk in einem Ford-Transit spazieren. Und im Oktober werden die Ukrainer wegen Raubes zu vier Jahren Haft in der JVA Willich verurteilt, ohne sich über den Verbleib des Bildes geäußert zu haben.
    Mai 2007: Das Bild ist zurück, Böhr angeblich aus dem Geschäft, Robby Marthau tot.
    Daten, Fakten, Bruchstücke einer Chronologie, an deren Ende ein Mord steht.
    Reuter ließ das Band weiterlaufen:
    Bist du dir sicher, dass es dieses Bild war?
    Damals waren die Zeitungen voll mit der Geschichte. Alle Welt suchte nach dem Bild. Ich hab ihn gefragt, ob er keine Angst hätte. Keine Spur, sagte er. Ich bring es doch nur von A nach B. Stellen Sie sich das mal vor, ey. Aber so war er eben.
    Wohin fuhr er das Bild? Was war A und was war B?
    Keine Ahnung.
    Und für wen tat er das?
    Weiß ich echt nicht, ehrlich.
    Reuter hatte genug gehört. Seine Vertrauensperson war nicht bloß ein tumber Türsteher gewesen, der ab und zu als kleiner Koksdealer mitgemischt hatte. Robby Marthau hatte auch an einem ganz großen Rad gedreht. Zumindest hatte Robby es versucht und war dabei auf der Strecke geblieben.
    Ein neuer Blick auf den Fall.
    Ich bringe es nur von A nach B – ausgerechnet Einstein.
    Reuter rief sich die Sache in Erinnerung. Der Raub war vor seiner Zeit beim KK 22 begangen worden, nicht alles war ihm präsent. Er öffnete den Schrank, in dem Koch und er sämtliche Akten der Raubermittlung aufbewahrten.
    Leer.
    Er rief die Kriminalaktenhaltung an – vielleicht hatte Michael den Wust dort gelagert, nachdem die Staatsanwaltschaft die Einstellung der Ermittlungen verfügt hatte. Doch den Angestellten der Aktenkammer war davon nichts bekannt.
    Seltsam.
    Reuter wählte die Handynummer seines Kollegen Koch.
    »Ja?«
    »Hallo, Michael, hier Jan noch mal. Wo zum Teufel stecken die ganzen Kunstraub-Akten?«
    »Habe ich an die Mühlenstraße geschickt. Westhoff hat das verfügt. Vielleicht hatte er Angst, dass du dich dem Ermittlungsverbot widersetzen würdest, und wollte sichergehen, dass wir uns an die Abmachungen halten.«
    »Wie konntest du das tun?«
    Koch, voller Skepsis: »Glaubst du etwa, der Kunstraub hängt mit dem Mord an Einstein zusammen? Krieg dich ein, Jan. Vergiss endlich das dämliche Bild. Denk dran, was der Leitende Oberstaatsanwalt angeordnet hat.«
31.
    Andermatts Vernehmung fand im Büro des Kripochefs statt. Reuter traf seinen Partner Bruno Wegmann im Vorzimmer. Der Exboxer

Weitere Kostenlose Bücher