Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
Die warme Sonne schien schön wie immer vom künstlichen Himmel, als ich mit einer Schubkarre voller Drachenmist um die Ecke bog. So schön und majestätisch diese Tiere auch waren, der Mist stank widerlich. Ich stellte die Karre kurz ab, um mit der Hand einen kleinen Windzauber zu erzeugen, der die stinkenden Dämpfe von mir wegtrieb. Eigentlich war ich dem Nöll ganz dankbar für die Aufgabe. Ich verpasste zwar das Wochenende in Schönefelde, aber wenn ich den ganzen Tag allein dort wäre, würde ich nur unnötig Trübsal blasen. So hatte ich wenigstens eine Aufgabe, die mich ablenkte.
Die Abende, die ich bei meiner Großmutter in Schönefelde verbrachte, waren noch lang genug für trübsinnige Gedanken. Nach Tennenbode wollte ich nicht zurück. Eine Abordnung der Schwarzen Garde durchsuchte die ganze Burganlage, um einen Hinweis auf den Täter zu finden, ganz sicher durchwühlten sie auch mein Zimmer. Ich lief weiter und kippte den Inhalt der Schubkarre auf den großen Misthaufen.
„Was machen sie eigentlich mit dem ganzen Mist?“, fragte ich Gregor König, der mir entgegenkam.
„Der Mist ist wichtig. Einen großen Teil davon benötigen wir, um die Gärten und Quitschenbaumwiesen zu düngen und der Rest wird als Brennmaterial benutzt, um die Warmwasserheizung in Tennenbode zu betreiben.“
„Deswegen ist es da oben immer mollig warm. Na, da hol ich besser noch ein paar Karren, damit Professor Nöll keine kalten Füße kriegt.“ Ich wollte schon umdrehen, um erneut zu den Drachenhöhlen zu laufen, als mich Gregor Königs Stimme bremste.
„Für heute reicht es, Selma“, rief er mir zu. Ich sah auf und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
„Okay, wenn sie mich nicht mehr brauchen, mach ich Schluss für heute.“
„Du arbeitest härter als jeder Helfer, den ich je hier hatte. Entspann dich mal, geh noch ein bisschen nach Akkanka, dort ist heute Markttag. Du bist viel zu verbissen.“
„Mmh, ich könnte noch ein paar Runden fliegen, das entspannt mich“, lächelte ich.
„Du hast heute Morgen schon reichlich geübt. Du bist wirklich gut geworden und vor allem sicher. Ich würd dich jetzt ohne Bedenken auch längere Strecken fliegen lassen.“
„Wirklich, sie meinen ich schaffe es, zwei Stunden mit Gegenwind zu fliegen?“
„Ich denk schon“, sagte er. Ich dachte an Kileandros. Vielleicht sollte ich das wirklich machen? Ich verabschiedete mich von Gregor König und schlenderte gemütlich durch die bunten Stände des wöchentlichen Marktes, wo es allerlei wunderliche Dinge zu kaufen gab. Ich suchte den alten Mann mit dem Zauselbart, von dem mir Liana berichtet hatte. Ich wollte mir noch ein Fläschchen von dem Nurfur-Nebel kaufen, um meine Fragezeit zu verlängern für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich die Akasha-Chronik doch noch finden sollte. Ich lief mehrmals alle Stände ab, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. Stattdessen kam ich an dem Stand einer alten Frau vorbei, die Kräuter verkaufte. Ihr Gesicht war so voller Falten und Runzeln, das man ihr früheres Selbst kaum noch erahnen konnte. Interessiert betrachtete ich ihr Angebot. Viele Kräuter kannte ich von meiner Großmutter und aus dem Unterricht von Gregor König. Da hatte ich eine spontane Idee.
„Haben sie auch seltenere Kräuter?“, fragte ich mit einem gekonnten Augenaufschlag.
„Ich komme von weit her und habe alles gesehen. Ich kann dir alles besorgen, was du willst, meine Hübsche.“ Sie lächelte vergnügt. Als sich ihr Mund öffnete, sah ich zu meiner Überraschung eine Reihe schöner weißer Zähne.
„Möchtest du etwas heilen, etwas an dich binden, etwas verfluchen oder vielleicht sogar etwas zerstören. Es gibt Kräuter und Mixturen für alles.“
„Genaugenommen möchte ich etwas heilen. Eine Vergiftung. Haben sie ein Gegenmittel gegen den Dämonischen Schattenefeu?“ Sie stockte kurz bei meinen Worten.
„Tut mir leid. Dafür gibt es kein Heilmittel.“
„Verkaufen sie den Dämonischen Schattenefeu?“, fragte ich weiter. Die alte Frau musterte mich genau, bevor sie langsam antwortete.
„Nicht an jeden. In kleinen Dosierungen ist er eine wirksame Arznei gegen Akne, aber sobald man die richtige Menge überschreitet, ist es ein fatales Gift.“
„Mmh, hat es schon einmal jemand bei ihnen gekauft“, fragte ich vorsichtig. Wieder musterte mich die Alte eine Weile, bevor sie antwortete.
„Ich bin nicht oft hier, aber ja vor ein paar Monaten als ich das letzte Mal hier war, hat es ein junges
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