Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
Stücke. Mein Kopf war voller seltsamer Dinge, die irgendwie nicht zusammenpassen wollten.
Nach dem Abendessen ging ich in mein Zimmer und wartete auf Liana. Auf mein Klingeln hatte sie noch nicht geantwortet, scheinbar war sie immer noch nicht zu Hause. Ich holte meine kleine Tasche hervor, die ich auf Adams Bitte immer in meiner Nähe hatte und die mit ein paar Kleidungsstücken, einer Notfallration Stumpfeichelbrot und ein paar von meinen Schätzen gefüllt war, die ich nun auf meinem Bett ausbreitete. Selbstverständlich hatte ich den Nurfur-Nebel eingepackt, der unverändert geheimnisvoll rot in seinem Fläschchen wogte, den nutzlosen schwarzen Zauberstab und die Liste von Liana mit den Fragen an die Akasha-Chronik. Dazu legte ich einen kleinen Leinensack, in den ich vier Fasern Lagnuskraut eingewickelt hatte, die ich meiner Großmutter für meine Hilfe abgerungen hatte. Ich kramte meine Spardose hervor und legte noch etwas Geld dazu. Zufrieden packte ich alles wieder ordentlich in die Tasche. Nachdenklich ließ ich mich auf mein Bett fallen und dachte über den Nachmittag nach. Die Worte der Kräuterfrau aus Akkanka mischten sich mit denen meiner Großmutter. Die Handschuhe fielen mir wieder ein. Die hatte ich neulich irgendwo gesehen. Nur wo?
Ruckartig setzte ich mich wieder auf. Schlagartig wurde mir etwas klar. Genau in diesem Moment klingelte das Glöckchen, wie um meinen Geistesblitz zu untermalen. Ich stürmte in den Garten hinaus.
Es war ein milder Maiabend und obwohl es schon spät war, war es noch nicht völlig dunkel. Der Himmel leuchtete noch hell und erinnerte an die soeben untergegangene Sonne.
„Meine Oma hat den ganzen Laden umgeräumt. Frühlingsfarben hier, Blümchendeko da. Du hast keine Ahnung, wie fertig ich bin. Die hat mich mit ihrem Frühjahrsputz den ganzen Tag hin und her gejagt. Ich hab bestimmt schon Schwielen an den Fingern von der Schrubberei.“ Liana ließ sich erschöpft in einen der Stühle fallen. Als sie meinen Gesichtsausdruck sah, wurde sie blass.
„Ist etwas passiert?“, fragte sie.
„Es ist Professor Schönhuber!“, rief ich.
„Was?“ Liana starrte mich entsetzt an.
„Professor Schönhuber hat Penelope und Skara vergiftet.“ Gespannt sah ich Liana an.
„Warum sollte sie das tun?“
„Keine Ahnung, aber sie war es.“
„Woher weißt du das?“, fragte Liana skeptisch. Ich erzählte von meiner Begegnung mit der Kräuterfrau und von den Kräutern, die meine Großmutter nach Tennenbode liefern sollte.
„Sie ist die Einzige, die Handschuhe trägt und außerdem fehlen in Tennenbode genau die Kräuter, mit denen man sein Alter verändern kann und von denen man Pickel bekommt.“
„Ich weiß nicht“, murmelte Liana. „Warum sollte sie das tun? Das mit dem Motiv ist mir noch nicht ganz klar.“
„Mir auch nicht“, gab ich zu.
„Und einen echten Beweis hast du auch nicht. Es ist eine reine Vermutung.“ Liana bremste meine Euphorie endgültig.
„Mmh!“, knurrte ich.
Liana trat neben den Pavillon und entzündete ein kleines Feuer in der Feuerschale, die in den Boden eingelassen war. Ich trat neben sie und wärmte mir die Hände an den Flammen. Die Nacht war nun endgültig heraufgezogen und hatte den letzten hellen Streifen am Horizont weggewischt. Kühle, feuchte Luft stieg auf, die nach Erde roch. Wir standen schweigend nebeneinander und grübelten.
„Ich habe erfahren, wo die Akasha-Chronik ist“, sagte ich.
„Das sagst du erst jetzt? Wo ist sie?“, rief sie.
„In Griechenland, in einem Tempel an der Küste. Ariel hat mir die Stelle gezeigt.“
„Was hält dich dann noch hier?“
„Ich musste Adam versprechen, hier zu bleiben, bis er wieder da ist“, erklärte ich und Liana nickte. Die Sache mit der Akasha-Chronik war im Moment plötzlich nicht mehr ganz so wichtig.
„Ich muss die Schönhuber dingfest machen, bevor sie noch jemanden vergiftet. Das ist dringender!“, sagte ich entschlossen.
Die Entscheidung
Der Dienstag begann mit schönstem Sonnenschein. Ein warmes Lüftchen wehte mir beim Morgenlauf um die Nase und verhöhnte meine dunklen Gedanken. Die Vögel zwitscherten in den grünen Bäumen und feierten den herannahenden Sommer. Ich war angespannt, denn es war Dienstag. Die letzten Vergiftungsfälle waren immer an einem Dienstag geschehen. Ich versuchte Parallelen zwischen den Tagen herzustellen, um Auffälligkeiten zu finden. Das war meine einzige Chance, denn ohne einen Beweis, mit dem ich Professor Schönhuber
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