Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
dass es Dorina war?“, fragte Lorenz. „Die Schönhuber hatte zu viele Zauberstäbe und Bälle verteilt, um eindeutig zu beweisen, welcher von ihnen vergiftet war.“ Ich schüttelte den Kopf und antwortete nicht. Ich musste dringend raus und verließ den Raum.
Die Wut schnürte mir die Kehle zu und Tränen traten mir in die Augen. Ich fühlte mich mit einem Mal so hilflos. Ich lehnte die Stirn an einen der Bäume, die kalte, glatte Oberfläche fühlte sich gut an. Langsam beruhigte ich mich.
Es gab nur eine Möglichkeit das alles zu Ende zu bringen. Und das ich es zu Ende bringen musste, war mir klar. Länger hielt ich diesen Zustand nicht aus. So schnell und unauffällig wie möglich würde ich zur Akasha-Chronik aufbrechen, am Wochenende würde mich niemand vermissen. Hier konnte ich nichts mehr ausrichten.
Als ich nach einer Runde in der warmen Sommerluft den Unterrichtsraum von Professor Nöll betrat, atmete ich auf. Wir würden das Experiment von vergangener Woche fortsetzen und an unseren großen Steinblöcken weiterarbeiten, die wir allein durch unsere magische Kraft in ihrer Form verändern sollten. Ich begab mich an einen freien Arbeitsplatz und legte meine Hände auf den kühlen Stein.
„Ich wollte das nicht vorhin, tut mir wirklich leid.“ Dorina stand plötzlich neben mir.
„Ich weiß, die Schönhuber hat Schuld. Ist schon gut.“ Dorina sah mich dankbar an und war froh, dass ich ihre Entschuldigung einfach akzeptierte.
„Wie geht es dir?“, fragte ich.
„Gut, hast du das ernst gemeint mit dem Vergiften?“ Die Angst stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
„Ja, das habe ich ernst gemeint. Die Schönhuber war es, aber mir glaubt ja keiner“, zischte ich. Dorina wurde blass.
„Du spinnst“, sagte sie entschlossen und ging an ihren Platz. Deprimiert wandte ich mich ab und hoffte, dass sie recht behielt.
Auf dem Weg zum Unterricht von Gregor König spürte ich meine Blessuren kaum noch.
„Freitagabend fliege ich zur Akasha-Chronik“ , teilte ich Adam meine Entscheidung mit.
„Gut, ich begleite dich. Vielleicht bringt uns das weiter. Noch einmal erlaube ich Professor Schönhuber so etwas nicht.“ Ich blinzelte kurz zu Adam hinüber, der zornig zu Boden sah.
„Weißt du, wo der Tempel ist ?“, fragte er.
Ich sandte ihm die Bilder, die Ariel mir gezeigt hatte. Er nickte.
Langsam löste sich die Anspannung, die mich durch den Tag begleitet hatte. Die Sonne über Akkanka schien zuverlässig warm wie immer. Die riesigen Gärten glänzten noch feucht vom nachmittäglichen Regen, als wir den runden Platz betraten, auf dem Gregor König seinen Unterricht gab. Er wartete bereits neben einem großen Käfig auf uns. Ein Tier lief darin unruhig auf und ab, es ähnelte einem Chamäleon, war aber wesentlich größer und fauchte gefährlich, sobald man sich dem Käfig näherte.
„Nicht anfassen, bitte Abstand halten! Kommen sie dem Käfig auf gar keinen Fall zu nahe!“, dirigierte Gregor König die Studenten, die auf den Platz strömten. Als endlich Ruhe herrschte, begann er zu sprechen und ich begann zu warten. Ich musterte meine Kommilitonen ganz genau und besonders Dorina verlor ich nicht aus dem Blick.
„Der Grüngrütz ist ein magisches Tier, dessen Gefährlichkeit gern unterschätzt wird. Er vermehrt sich nicht auf herkömmlichen Weg, sondern erschafft neue Artgenossen selbst. Sein Biss löst eine Verwandlung in einen Grüngrütz aus. Dieser Prozess ist bei rechtzeitiger Behandlung zwar umkehrbar, aber die Genesung dauert mehrere Monate. Bis dahin müssen die Erkrankten in Akkanka bleiben, da sie in der nichtmagischen Welt zu viel Aufmerksamkeit erregen würden. Wir hatten erst im letzten Jahr einen Fall, als eine Studentin gebissen wurde. Sie musste ein halbes Jahr in meiner Obhut bleiben, bis die Rückverwandlung ausreichend weit fortgeschritten war.“ Ich war nur einen Moment lang in meine Erinnerungen an Nelly und den vergangenen Sommer versunken, als ein schriller Schrei ertönte.
Im ersten Moment dachte ich, dass sich jemand dem Käfig zu dicht genähert hatte und von dem angriffslustigen Grüngrütz gebissen worden war. Ich suchte bereits die erste Reihe, der vor mir stehenden Studenten ab, als ich blondes Haar im grünen Gras liegen sah. Panik ergriff mich und zwar in solchem Ausmaß, wie ich es noch nie erlebt hatte. Meine Hände zitterten, als ich mir einen Weg durch die erstarrte Menge bahnte. Ich hatte es erwartet, aber dass es tatsächlich passierte, riss mir
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