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Königsjagd

Königsjagd

Titel: Königsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Fotos auf den Schreibtisch. Sie zeigten Irene Neumann beim Verlassen des Personaleingangs vom Garden Room und auf dem Weg durch den Seiteneingang zur Straße. Das Bild, auf dem sie gerade an dem Lieferwagen vorbeiging, war gestochen scharf.

    »Kennen wir sie? Haben wir sie in den Akten?«
      »Ja. Sie kennen Schulz von der Fotoregistratur, der mit dem enzyklopädischen Gedächtnis für Gesichter? Er hat sie erkannt. Es wird Ihnen nicht gefallen.«

    »Sagen Sie mir das Schlimmste.«
      »Sie arbeitet im Zentralarchiv.« Heydrich sah ihn verblüfft an. »Sie meinen hier?«
    »Ich fürchte, ja. Hier ist ihre Akte.«
      Er öffnete sie und legte sie auf den Schreibtisch. Die Innenseite des Umschlags war mit den üblichen beiden Paßfotos versehen. Ilse Huber, die sich erhoben hatte, als Schellenberg eingetreten war, stand schweigend an der Seite des Schreibtisches und wartete auf Heydrichs Anweisungen. Sie konnte die Bilder deutlich sehen.

      Sie sagte: »Entschuldigen Sie bitte, Obergruppenführer, ich kenne diese Frau, aber sie arbeitet nicht nur im Zentralarchiv. Ich habe sie gestern im Kopierzimmer gesehen, wo sie Aushilfe machte.«
    »Sind Sie sicher?«

      »O ja. Ich hatte gerade den vertraulichen Bericht über das Gespräch von Brigadeführer Schellenberg und Reichsaußenminister von Ribbentrop geschrieben. Ich ging ins Kopierzimmer, um die gewohnten drei Ausfertigungen machen zu lassen. Da ich sie nicht kannte, fragte ich sie, wer sie sei.«

      Die Stille, die nun eintrat, lastete förmlich im Raum. Dann fragte Schellenberg: »Sie sind bei ihr geblieben, während sie die Abzüge machte?«
      »Selbstverständlich«, antwortete Frau Huber. »Das ist Vorschrift bei vertraulichen Dokumenten.« Doch dann erinnerte sie sich, und ihr Gesicht bekam einen entsetzten Ausdruck. »Los!« sagte Heydrich. »Die Wahrheit.«

    Sie flüsterte: »Das Telefon klingelte, und ich ging, um es abzunehmen. Sie kam dann mit den Kopien ins Zimmer und legte sie mir hin.« Heydrich schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. »Hinaus mit Ihnen. Sie sind erledigt - erledigt, hören Sie?«

      Sie lief weinend aus dem Raum. Als die Tür ins Schloß gefallen war, sagte er: »Diese Neumann könnte also ein zusätzliches Exemplar des Windsor-Berichts abgezogen haben.«
    »Sie hat es bestimmt getan.«

      »Das ist das Ende für diesen verdammten Juden, diesen Winter«, zischte Heydrich. »Und für seine Nichte.«

  »Oh, ich weiß nicht«, antwortete Schellenberg mehr aus einem Reflex heraus. »Sie braucht nicht unbedingt etwas mit den Aktivitäten ihres Onkels zu tun zu haben. Warum sollte sie? Ich habe sie routinemäßig beschatten lassen, und...«
      »Tatsächlich? Nun, es tut mir leid, daß ich anderer Meinung bin.« Heydrich las schnell die Akte Irene Neumanns durch und schüttelte ungläubig den Kopf. »So sauber wie ein neugeborenes Kind. Sehen Sie sich diesen Hintergrund an. Ihr Vater war Major bei der Artillerie. Neunzehnhundertsechzehn an der Somme gefallen. Eisernes Kreuz erster Klasse. Und ihr Onkel, um Himmels willen. Flieger bei Richthofen. Hat neunzehnhundertsiebzehn den blauen Max bekommen.«
      »Und ist vier Jahre nach dem Krieg an Tuberkulose gestorben. Sie ist vierzig Jahre alt. Praktizierende Katholikin. Wohnt mit ihrer Mutter zusammen.«

      »Keinerlei Sicherheitsbedenken, wie man bei solch einem Hintergrund erwarten sollte.« Heydrich war konsterniert. »Es ist mir schleierhaft.« Das Telefon klingelte, und er meldete sich. »Sofort, Reichsführer.« Er legte den Hörer auf die Gabel. »Er will uns beide sprechen - sofort. Und er will die Akte Neumann haben.«
    Himmler studierte schweigend Irene Neumanns Akte, während Schellenberg und Heydrich vor seinem Schreibtisch standen wie zwei Schuljungen, die auf das Urteil des Rektors warten.
      Heydrich sagte: »Ich begreife es einfach nicht, Reichsführer. Keine Sicherheitsbedenken, wie Sie sehen. Eine unauffällige und untadelige Vergangenheit. «

      »Was nichts heißen muß«, antwortete Himmler. »Daß ihr Vater und ihr Onkel tapfer für das Vaterland gekämpft haben, macht ihr Verbrechen nur noch größer.« Er klappte die Akte zu. »Und die Tatsache, daß sie die Sicherheitsüberprüfung bestand, zeigt einen Intelligenzmangel von Seiten des zuständigen Offiziers, den ich erstaunlich finde. Stellen Sie fest, wer es war, lassen Sie ihn degradieren und sofort zu einer Strafeinheit versetzen.«

      »Selbstverständlich,

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