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Königskind

Königskind

Titel: Königskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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anfing besser zu gehen, ich aufstehen
     und in meiner Wohnung umherwandern konnte und glaubte, nun sei meine Leidenszeit zu Ende, bekam ich mitten am Rücken eine
     Blatter.«
    »Eine Blatter? Das glaubt Ihr selber nicht!« rief mein Vater. »Wenn Ihr eine Blatter gehabt hättet, wäre das die Pest gewesen,
     und Ihr säßet nicht hier, es uns zu erzählen. Es kann höchstens ein Ausschlag oder ein Geschwür gewesen sein!«
    »Mit welchem Namen Ihr das Ding auch schmückt«, sagte Pierre de l’Estoile, »es war dick und entzündet, und der Barbier kurierte
     drei Wochen an mir herum, bis es heilte.«
    »Welcher Barbier?« fragte mein Vater argwöhnisch.
    »Riolant.«
    »Ein Glück! Der schneidet wenigstens nicht gleich drauflos.«
    »Richtig«, sagte L’Estoile, »er hat nicht geschnitten, sosehr ich ihn wegen der Schmerzen auch darum bat. Aber schließlich |129| bin ich genesen, und ein guter Klosterbruder, der mich besuchte, tröstete mich und sagte, meine Leiden seien mir alle von
     Gott gesandt und nur verborgene Zeichen des Erbarmens, durch welche der Herr mich im voraus als einen der Seinen anerkennt.«
    »Wenn der Gedanke Euch tröstet, mein Freund«, sagte mein Vater, indem er zweifelnd die Braue hob, »müßt Ihr dessen sehr bedürfen.«
    Ungeduldig wartete ich, daß die Unterhaltung auf anderes käme, denn all diese Einzelheiten, noch dazu bei Tisch, fand ich
     nicht allzu appetitlich, obwohl L’Estoile sie natürlich aufgeführt hatte, weil er wußte, daß mein Vater Arzt war und ihm gegebenenfalls
     raten konnte. Aber mit achtzehn Jahren, wenn das Fleisch noch so jung und das Blut so stürmisch ist, fällt es schwer, mehr
     als christliches Mitgefühl für einen Körper aufzubringen, den das Alter vor unseren Augen zerstört.
    »Monsieur«, sagte ich, sowohl aus Neugier wie um das Thema zu wechseln, »wie steht es mit jenem Finanzier, dem der Königliche
     Rat fünf Steuerpachten zugeschlagen hatte, die ihm aber weggenommen und einem Italiener gegeben wurden?«
    »Allory? Der Unglückliche! Er hat sich um Gerechtigkeit an den Rechnungshof gewandt. Das braucht seine Zeit, aber da das Gesetz
     offensichtlich verletzt worden ist, wird der Rechnungshof wohl zu seinen Gunsten entscheiden.«
    »Wie gut«, sagte ich.
    »Das Ungute dabei ist nur«, sagte L’Estoile mit einem Achselzucken, »die Entscheidung ist für die Katz, denn die Königin wird,
     wie sie es schon getan hat, einen
Kabinettsbefehl
an den Rechnungshof erlassen, den Italiener unverzüglich als Pachtinhaber zu registrieren, und der Rechnungshof wird kuschen.
     Lieber junger Freund, es gibt kein Gesetz mehr in diesem Reich! Man kann kaum noch von einem Staat reden.«
    »L’Estoile, Ihr übertreibt!« sagte mein Vater.
    »Durchaus nicht!« sagte L’Estoile mit einem Anflug seiner einstigen Energie. »Soll ich Euch ein tausendmal skandalöseres Beispiel
     nennen? Aber vielleicht«, sagte er auf lateinisch, »warten wir, bis der Diener hinausgegangen ist?«
    »Er ist verschwiegen wie ein Grab«, sagte mein Vater, während Franz die Speisen herumreichte. »Er ist seiner Herrschaft |130| treu, jede Indiskretion, die er zufällig hören sollte, würde er sofort aus seinem Gedächtnis löschen.«
    »Gut denn, mein Freund«, sagte L’Estoile, »Ihr wißt sicher, daß der Erste Gerichtspräsident aus dem Amt scheiden will.«
    »Ach, ja! Achille du Harlay will sich aufs Land zurückziehen«, sagte mein Vater. »Ein Mann seiner Statur und Kraft!«
    »Er ist nicht mehr, was er war«, sagte L’Estoile, indem er traurig den Kopf schüttelte. »Die Augen lassen nach, das Gehör
     ist verhärtet, und die Gicht hat ihn im Griff. Kurz, die Königin genehmigt, daß er sein Amt verkauft, sofern der Käufer ihr
     zusagt.«
    »Wieviel verlangt Präsident Du Harlay dafür?«
    »Dreihunderttausend Ecus.«
    »Teufel!« sagte mein Vater und machte große Augen. »Ge wiß , es handelt sich um das Amt des Ersten Gerichtspräsidenten. Aber trotzdem! Dreihunderttausend Ecus! Eine gewaltige Summe!
     Gibt es denn dafür Kandidaten?«
    »Mein Freund«, sagte L’Estoile mit einem Lächeln, das sein runzliges Gesicht für einen Augenblick verjüngte, »Ihr scheint
     zu vergessen, daß einige Angehörige des Dritten Standes im Gegensatz zum Geburtsadel über enorme Mittel verfügen.«
    »Der gerechte Lohn ihrer Arbeit und ihres weisen Umgangs mit Geld!« sagte mein Vater, der sich hierin dem Amtsadel näher fühlte
     als dem Schwertadel.
    »Und Kandidaten«, fuhr

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