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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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wieder aus den Lungen weichen. »Bitten Sie General Kroy herein.«
    »Jawohl, Herr Marschall.« Pike hielt die Zelttür beiseite und brüllte: »General Kroy!«
    Kroys schwarze Uniform war am Kragen mit goldenen Blättern bestickt und so heftig gestärkt, dass es verwunderte, wie er sich darin überhaupt bewegen konnte. Er trat näher und nahm erbebend Haltung an, die Augen auf mittlere Entfernung gerichtet. Sein Gruß war wie aus dem Lehrbuch, jeder Teil seines Körpers entsprach der Vorschrift, und dennoch gelang es ihm, seiner Verachtung und Enttäuschung Ausdruck zu verleihen.
    »Darf ich Ihnen zunächst meine Glückwünsche mitteilen«, presste er hervor, »Herr Marschall.«
    »Vielen Dank, Herr General. Sehr freundlich von Ihnen.« »Eine bedeutende Beförderung für jemanden, der noch so jung ist wie Sie und so unerfahren ...«
    »Ich bin seit über zehn Jahren Berufssoldat und habe in zwei Kriegen und mehreren Schlachten gekämpft. Offenbar hält mich Seine Majestät für erfahren genug.«
    Kroy räusperte sich. »Natürlich, Herr Marschall. Aber die höchste Befehlsebene ist neu für Sie. Meiner Meinung nach täten Sie gut daran, die Unterstützung eines Mannes mit mehr Erfahrung zu suchen.«
    »Da stimme ich Ihnen völlig zu.«
    Kroy hob eine Augenbraue ein kleines Stück. »Das freut mich zu hören.«
    »Und dieser Mann sollte unbedingt General Poulder sein.« Man musste es Kroy lassen, sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Ein kleines Geräusch entwich seiner Nase, aber das war das einzige Zeichen der grenzenlosen Bestürzung, die er sicherlich empfand. Bei seinem Eintreffen hatte er sich zurückgesetzt und verletzt gefühlt. Aber jetzt war er ins Trudeln gekommen. Der beste Augenblick, um den Dolch bis zum Heft ins Herz zu stoßen. »Ich habe General Poulders Einstellung zum Soldatentum stets sehr bewundert. Seine Lässigkeit. Seine Lebendigkeit. Er ist für mich der Inbegriff dessen, was ein Offizier verkörpern sollte.«
    »Unbedingt«, zischte Kroy durch die zusammengebissenen Zähne.
    »Ich werde seinen Rat in vieler Hinsicht berücksichtigen. Es gibt nur einen entscheidenden Punkt, über den wir uns nicht einig waren.«
    »Tatsächlich?«
    »Er betrifft Sie, General Kroy.« Kroys Gesicht hatte die Farbe eines gerupften Huhns angenommen, und der Anflug von Verachtung wich binnen eines Herzschlags dem Ausdruck größten Schreckens. »Poulder war der Auffassung, dass man Sie sofort entlassen sollte. Ich hingegen wollte Ihnen noch einmal eine Gelegenheit geben. Korporal Pike?«
    »Herr Marschall.« Der ehemalige Sträfling trat geschmeidig vor und hielt ihm den Brief hin. West nahm das Schreiben und zeigte es dem General.
    »Dies ist ein Brief an den König. Darin erinnere ich ihn zunächst an unsere glücklichen Jahre, als wir in Adua noch gemeinsam dienten. Dann beschreibe ich ihm in allen Einzelheiten meine Gründe, weshalb Sie sofort unehrenhaft entlassen werden sollten. Ihre sture Uneinsichtigkeit, General Kroy. Ihre Angewohnheit, sich mit den Taten anderer zu brüsten. Ihre seelenlose Engstirnigkeit. Ihre Weigerung, mit anderen Offizieren zusammenzuarbeiten.« Falls es überhaupt möglich war, dann wurde Kroys Gesicht noch blasser und entsetzter, während er das gefaltete Schreiben anstarrte. »Ich hoffe wirklich sehr, dass ich dies hier nie abschicken muss. Aber ich werde es tun, sobald ich selbst oder General Poulder auch nur im Geringsten provoziert werden, habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Kroy schien nach Worten zu suchen. »Klar und deutlich«, krächzte er und ergänzte schließlich: »Herr Marschall.«
    »Hervorragend. Wir liegen in unserem Zeitplan für den Abmarsch schon weit zurück, um unseren Verbündeten aus dem Norden zu folgen, und ich hasse es, zu einer Verabredung zu spät zu erscheinen. Sie werden Ihre Reiterei einstweilen meinem Befehl unterstellen. Ich werde sie mitnehmen, wenn ich mit General Poulder nach Norden ziehe, um Bethod zu verfolgen.«
    »Und ich, Herr Marschall?«
    »Ein paar Nordmänner halten sich weiter in den Bergen hier in der Nähe versteckt. Ihre Aufgabe wird es sein, sie auszulöschen und die Straße nach Carleon freizumachen, so dass unsere Feinde den Eindruck erhalten, der Großteil unserer Truppen sei gar nicht nach Norden abgerückt. Wenn Ihnen das gelingt, dann werde ich vielleicht bereit sein, Ihnen weitere Aufgaben anzuvertrauen. Sie werden noch vor dem Morgengrauen die nötigen Vorbereitungen treffen.« Kroy öffnete den Mund, als wolle er sich

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