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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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über diesen unmöglichen Auftrag beklagen. »Sie haben noch etwas hinzuzufügen?«
    Schnell überlegte es sich der General noch einmal. »Nein, Herr Marschall. Vor dem Morgengrauen, aber natürlich.« Es gelang ihm sogar, seine Züge zu etwas zu verziehen, das beinahe an ein Lächeln erinnerte.
    West musste sich nicht allzu viel Mühe geben, um zurückzulächeln. »Ich freue mich, dass Sie die Möglichkeit beim Schopf packen, sich noch einmal zu beweisen, Herr General. Wegtreten.« Kroy nahm Haltung an, drehte sich auf dem Absatz um, blieb mit dem Bein hinter seinem Säbel hängen und stolperte ein wenig aufgelöst aus dem Zelt.
    West holte tief Luft. Sein Kopf schmerzte. Am liebsten hätte er sich kurz hingelegt, aber dafür war keine Zeit. Wieder zupfte er sich die Uniformjacke zureckt. Er hatte die albtraumhafte Reise nach Norden durch den Schnee überstanden, und er würde auch das hier überleben. »Bitten Sie General Poulder herein.«
    Poulder walzte ins Zelt, als ob ihm die Welt gehörte, dann nahm er lässig Haltung an und salutierte ebenso übertrieben großspurig, wie Kroy verkrampft gewesen war. »Lord Marschall West, ich möchte Ihnen aufrichtig zu Ihrer unerwarteten Beförderung gratulieren.« Er grinste wenig überzeugend, aber West erwiderte diese Geste nicht. Er saß nur da und sah Poulder mit gerunzelter Stirn an, als sei er ein Problem, für das er eine schmerzliche Lösung in Betracht zog. Eine ganze Weile verharrte er in dieser Haltung und sagte nichts. Die Augen des Generals begannen schließlich, nervös durchs Zelt zu huschen; dann hustete er entschuldigend. »Darf ich fragen, Herr Marschall, was Sie mit General Kroy zu besprechen hatten?«
    »Nun, Verschiedenes.« West behielt seinen versteinerten Gesichtsausdruck bei. »Ich habe größten Respekt für General Kroy, was alle militärischen Belange angeht. Wir sind uns sehr ähnlich, er und ich. Seine Präzision. Sein Auge für Einzelheiten. Er ist für mich der Inbegriff dessen, was ein Offizier verkörpern sollte.«
    »Er ist ein äußerst verdienter Offizier«, brachte Poulder mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Das ist er. Nun hat man mich sehr überraschend auf diesen Posten befördert, und ich habe das Gefühl, dass ich einen ranghohen Mann brauche, der viel Erfahrung mitbringt und der ... sozusagen die Rolle eines Mentors übernehmen kann, nun, da Marschall Burr von uns gegangen ist. General Kroy hat sich freundlicherweise bereit erklärt, mir in dieser Hinsicht zur Verfügung zu stehen.«
    »Hat er das?« Ein leichter Schweißfilm erschien auf Poulders Stirn.
    »Er hat einige hervorragende Vorschläge gemacht, die ich bereits in die Tat umgesetzt habe. Es gab nur einen Punkt, über den wir uns nicht einig wurden.« West, der die Ellenbogen auf den Tisch gestützt hatte, legte nun die gespreizten Fingerspitzen aneinander und sah Poulder darüber hinweg streng an. »Dieser Punkt waren Sie, General Poulder. Sie.«
    »Ich, Herr Marschall?«
    »Kroy drängte auf Ihre sofortige Entlassung.« Poulders fleischiges Gesicht färbte sich augenblicklich rosa. »Aber ich habe beschlossen, Ihnen noch einmal die Möglichkeit zu geben, sich zu beweisen.«
    West nahm dasselbe Schriftstück zur Hand, das er auch schon Kroy gezeigt hatte. »Dies ist ein Brief an den König. Zunächst habe ich mich für meine Beförderung bedankt, mich nach seiner Gesundheit erkundigt und ihn an unsere enge Freundschaft erinnert. Dann beschreibe ich ihm in allen Einzelheiten meine Gründe, weshalb Sie sofort unehrenhaft entlassen werden sollten. Ihre unangenehme Arroganz, General Poulder. Ihre Angewohnheit, sich mit den Taten anderer zu brüsten. Die Tatsache, dass Sie Befehle nur zögernd umsetzen. Ihre Sturheit, die Sie daran hindert, mit anderen Offizieren zusammenzuarbeiten. Ich hoffe wirklich sehr, dass ich diesen Brief nie abschicken muss. Aber ich werde es tun, bei der kleinsten Provokation gegen mich oder auch gegen General Kroy, habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Poulder schluckte, und Schweiß stand auf seinem geröteten Gesicht. »Das haben Sie, Herr Marschall.«
    »Gut. Ich habe General Kroy die Aufgabe anvertraut, die Berge zwischen unserer jetzigen Stellung und Carleon in unsere Gewalt zu bringen. Bis Sie sich eines eigenen Befehls für würdig erwiesen haben, bleiben Sie bei mir.
    Ihre Division wird morgen vor Sonnenaufgang nach Norden abrücken, und die schnellsten Einheiten werden die Vorhut bilden. Unsere Verbündeten aus dem Norden zählen auf

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