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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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des anderen für immer zunichte machen würde. Das Edikt, das den neuen König der Union und seinen neuen Lord Marschall nennen würde.
    Es würde entweder Poulder sein oder Kroy, so viel stand fest, und beide sahen ihrem endgültigen, gloriosen Sieg über den jeweils anderen ungeduldig entgegen. In der Zwischenzeit saßen das Heer und vor allem West untätig herum. Machtlos. Der Hundsmann und seine Getreuen, die West in der Wildnis öfter das Leben gerettet hatten, als er sich erinnern konnte, kämpften währenddessen weit im Norden um ihr Leben und warteten verzweifelt auf Hilfe, die niemals kommen würde.
    Für West war die ganze Angelegenheit beinahe so, als nähme er an seiner eigenen Beerdigung teil, zu der ansonsten fast nur verächtliche, grinsende, aufgeblasene Feinde erschienen waren. Es würde Poulder sein oder Kroy, und wer auch immer den Posten bekam, er selbst war erledigt. Poulder hasste ihn mit brennender Leidenschaft, Kroy hasste ihn mit eisiger Verachtung. Der Einzige, der noch tiefer und härter fallen würde als er selbst, wäre Poulder oder Kroy, je nachdem, wen der Geschlossene Rat schließlich übergehen würde.
    Draußen war dumpfe Unruhe zu hören, und alle Köpfe fuhren herum, um zu sehen, was es gab. Vor dem Zelt ertönten Schritte, und einige Offiziere erhoben sich bereits nervös von ihren Stühlen. Dann wurde die Zelttür zur Seite geschlagen, und ein Heroldsritter stürmte rasselnd hinein. Er war unglaublich groß, und die Flügel seines Helms bohrten beinahe Löcher ins Zeltdach, als er sich aufrichtete. Über seiner gepanzerten Schulter trug er eine Ledertasche, auf die die goldene Sonne der Union geprägt war. West sah wie gebannt darauf und hielt den Atem an.
    »Überbringen Sie Ihre Botschaft«, drängte Kroy und streckte die Hand aus.
    »Geben Sie sie mir!«, blaffte Poulder.
    Die zwei Männer vergaßen völlig ihre Würde und versuchten sich gegenseitig beiseite zu schubsen, während der Heroldsritter ohne sichtbare Regung auf sie herabsah. »Ist Oberst West zugegen?«, erkundigte er sich dann in dröhnendem Bass. Alle Augen, vor allem die von Poulder und Kroy, glitten nun herum.
    West erhob sich zögernd von seinem Stuhl. »Ähm ... ich bin West.«
    Der Heroldsritter schlug einen Bogen um General Kroy, ohne ihn weiter zu beachten, und schritt mit rasselnden Sporen auf West zu. Er öffnete die Meldetasche, zog eine Pergamentrolle hervor und hielt sie in die Höhe. »Auf Anordnung des Königs.«
    Es war wohl der größte Aberwitz, der nun am Ende von Wests Karriere lauerte, dass der Herold ihm auch noch den Namen des Mannes bekanntgeben sollte, der ihn kurz darauf unehrenhaft entlassen würde. Aber wenn es nun schon unumgänglich war, dass er sich in sein Schwert stürzte, dann würde es den Schmerz nur vergrößern, wenn er den Augenblick weiter aufschob. Er nahm die Schriftrolle aus der behandschuhten Hand des Ritters und erbrach das schwere Siegel. Dann entrollte er das Pergament zur Hälfte, bis ein Absatz in geschwungener Schrift zu sehen war. Der ganze Raum hielt den Atem an, als er zu lesen begann.
    West brach in ungläubiges Kichern aus. Obwohl es in dem Zelt so still war wie in einem Gerichtssaal, wenn die Urteilsverkündung bevorsteht, konnte er das Lachen einfach nicht unterdrücken. Er musste den ersten Absatz zweimal lesen, bevor er das Gefühl hatte, den Inhalt wirklich begriffen zu haben.
    »Was ist so lustig?«, verlangte Kroy zu wissen.
    »Der Offene Rat hat Jezal dan Luthar zum neuen König der Union gekrönt. Er wird von nun an den Titel Jezal der Erste tragen.« West musste ein neuerliches Auflachen unterdrücken, obwohl das alles, wenn es denn ein Witz sein sollte, überhaupt nicht mehr lustig war.
    »Luthar?«, fragte jemand. »Wer, zur Hölle, ist Luthar?«
    »Der Bursche, der das Turnier gewonnen hat?«
    Irgendwie aber passte auch alles zusammen. Jezal hatte sich schon immer aufgeführt, als ob er etwas Besseres sei. Und jetzt war er es wohl auch. Aber so entscheidend seine Wahl auch sein mochte, im Augenblick war dieses Thema von untergeordneter Bedeutung.
    »Wer ist der neue Lord Marschall?«, grollte Kroy. Die Stabsoffiziere beider Lager hatten sich inzwischen alle von ihren Stühlen erhoben und kamen näher, bis sie einen erwartungsvollen Halbkreis bildeten.
    West holte tief Luft und riss sich zusammen wie ein Kind, das gleich in einen eiskalten See springen will. Er zog die Rolle ganz auseinander, und seine Augen glitten schnell über den unteren

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