Königsklingen (First Law - Band 3)
Luft und blitzte kurz auf, dann bohrte es sich gut einen oder zwei Schritt neben dem Ziel in die Dielenbretter. Die Ratte blieb kurz sitzen, als wolle sie ihre Verachtung ausdrücken, dann huschte sie zwischen die Tischbeine und Stühle und die Stiefel der anderen Gäste.
Cosca leckte sich die fleckigen Zähne, als er aus der Nische glitt, um sich sein Messer zurückzuholen. »Ich war früher einmal ein überragender Messerwerfer, wissen Sie.«
»Schöne Frauen hingen an meinen Lippen.« Glokta saugte an seinem leeren Zahnfleisch. »Die Zeiten ändern sich.«
»Ja, so sagt man. Es ändert sich alles Mögliche. Neue Regenten bringen neue Sorgen. Und Sorgen beleben das Geschäft, jedenfalls für jemanden in meinem Beruf.«
»Es könnte sein, dass ich schon bald für Ihre besonderen Talente Verwendung habe.«
»Da würde ich sicherlich nicht ablehnen.« Cosca neigte seine Flasche und steckte die Zunge in ihren Hals, um den letzten Tropfen herauszulutschen. »In meiner Börse herrscht äußerste Ebbe. So sehr, dass ich nicht einmal eine Börse habe.«
Zumindest in dieser Hinsicht kann ich aushelfen.
Glokta versicherte sich, dass man sie nicht beobachtete, dann warf er etwas auf die unebene Tischplatte und sah, wie es mit einem Klackern und einer Drehung vor Cosca liegen blieb. Der Söldner nahm das Ding zwischen Daumen und Zeigefinger, hielt es vor die Kerzenflamme und sah es mit seinen blutunterlaufenen Augen an. »Das scheint ein Diamant zu sein.«
»Sagen wir, Sie stehen auf Abruf für mich bereit. Ich denke, Sie könnten sicher einige Männer in ähnlicher Lage finden, die Sie unterstützen. Verlässliche Männer, die nichts erzählen und keine Fragen stellen. Ein paar gute Leute, die uns kurzfristig aushelfen könnten.«
»Ein paar schlechte Leute, meinen Sie also?«
Glokta grinste und zeigte dabei seine Zahnlücke. »Nun ja. Ich denke, das hängt ganz davon ab, ob man der Auftraggeber oder der Auftrag ist.«
»Das ist wohl so, ja.« Cosca ließ die leere Flasche auf die verzogenen Bodenbretter fallen. »Und worin besteht die Aufgabe, Herr Superior?«
»Im Augenblick nur darin, zu warten und sich außer Sicht zu halten.« Er lehnte sich mit gequältem Gesicht ein wenig aus der Nische heraus und schnippte mit den Fingern nach einem mürrischen Schankmädchen. »Noch eine Flasche von dem, was mein Freund hier trinkt!«
»Und später?«
»Ich bin sicher, dass ich etwas finden werde, das Sie für mich tun können.« Glokta schob sich unter Schmerzen weit genug nach vorn, um zu flüstern: »Unter uns gesagt, ich habe das Gerücht gehört, die Gurkhisen seien im Anmarsch.«
Cosca verzog gequält das Gesicht. »Die schon wieder? Müssen wir uns mit denen rumschlagen? Diese Ärsche halten sich nicht an die Regeln. Gott und Rechtschaffenheit und Glauben.« Er erschauerte. »So was macht mich nervös.«
»Nun, wer auch immer an die Tür klopfen wird, ich bin sicher, dass ich eine heldenhafte Verteidigung organisieren kann – gegen eine große Übermacht und ohne Hoffnung oder Hilfe.«
Schließlich besteht bei mir kein Mangel an Feinden.
Die Augen des Söldners leuchteten auf, als das Mädchen geräuschvoll eine volle Flasche vor ihn auf den unebenen Tisch setzte. »Ah, Schlachten ohne Aussicht auf Sieg. Dafür habe ich eine Schwäche.«
DER OBERBEFEHL
West saß im Zelt des Lord Marschalls und starrte hoffnungslos in die Luft. Im letzten Jahr hatte er kaum einmal die Füße hochlegen können.
Jetzt plötzlich konnte er nichts weiter tun als warten. Stets rechnete er damit, Burr die Zelttür zurückschlagen und zu den Landkarten herübergehen zu sehen, die Fäuste hinter dem Rücken geballt. Immer wieder erwartete er, Burrs sichere Gegenwart im Lager zu spüren, seine laute Stimme dröhnen zu hören, wenn er nachlässige Offiziere zur Ordnung rief. Aber das würde er natürlich nicht tun. Nicht jetzt und überhaupt nie wieder.
Zur Linken saß der Stab von General Kroy, feierlich und ernsthaft in den schwarzen Uniformen, die so steif gestärkt waren wie immer. Rechts lümmelten Poulders Männer, die obersten Knöpfe als absichtlichen Affront gegen die andere Seite lässig geöffnet, wie aufgeplusterte Pfauen, die alle Schwanzfedern zum Rad geschlagen hatten. Die zwei großen Generäle selbst beäugten sich mit einem Misstrauen, als stünden sie sich auf einem Schlachtfeld gegenüber, und sie warteten auf das Edikt, das einen von ihnen in den Geschlossenen Rat und zu höchster Macht erheben und die Hoffnungen
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