Königsklingen (First Law - Band 3)
der allmählich heller wurde. »Wetter sieht gut aus heute. Gutes Wetter für Rüstung und Schwerter und Männer, die Schulter an Schulter vorrücken. Gutes Wetter, um den Versuch zu wagen, uns den Rest zu geben. Wäre nicht überrascht, wenn er heute die Carls angreifen lässt.«
»Ich auch nicht.«
»Seine besten Leute«, sagte Logen, »die schon lange bei ihm sind. Wäre nicht überrascht, wenn Schlohmähne und Goring und Schneebleich und der verdammte Kleinknochen und alle anderen nach dem Frühstück gegen die Tore anrückten.«
Dow schnaubte. »Seine besten Leute? Das ist doch ein Haufen Wichser, allesamt.« Damit wandte er den Kopf und spuckte auf den Boden.
»Darüber werde ich nicht mit dir streiten.«
»Tatsächlich? Hast du nicht an ihrer Seite gekämpft, in all den harten und blutigen Jahren?«
»Hab ich. Kann aber trotzdem nicht sagen, dass ich sie je besonders gemocht hätte.«
»Nun, wenn dir das ein Trost ist, ich glaube, dich mögen sie jetzt auch nicht besonders.« Dow sah ihn lange an. »Wann fing das an, dass es dir bei Bethod nicht mehr recht war, Neunfinger?«
Logen erwiderte den Blick. »Schwer zu sagen. Das kam so nach und nach, denke ich. Vielleicht hat er sich im Lauf der Zeit immer mehr zu einem Drecksack entwickelt. Oder vielleicht wurde ich allmählich immer weniger einer.«
»Oder vielleicht ist für zwei Drecksäcke von eurer Sorte auf ein und derselben Seite einfach kein Platz.«
»Ach, ich weiß nicht.« Logen stand auf. »Du und ich arbeiten ja auch sehr gut zusammen.« Damit ließ er Dow stehen und dachte darüber nach, wie leicht der Umgang mit Malacus Quai und Ferro Maljinn und sogar mit Jezal dan Luthar gewesen war.
Sieben Tage, und schon gingen sie einander an die Kehle. Alle zornig, alle müde. Sieben Tage. Der einzige Trost war dabei, dass es nicht mehr allzu viele weitere Tage geben würde.
»Sie kommen.«
Hundsmanns Augen glitten zur Seite. Wie bei den meisten Dingen, die Grimm von sich gab, war auch das wieder eine überflüssige Bemerkung. Sie konnten es alle klar und deutlich sehen, während die Sonne aufging. Bethods Carls waren im Anmarsch.
Sie hatten es nicht besonders eilig. Sie näherten sich steif und stetig, die bemalten Schilde vor sich erhoben, die Augen auf das Tor gerichtet. Standarten flatterten über ihren Köpfen. Zeichen, die der Hundsmann von früher her kannte. Er fragte sich, wie viele Männer darunter waren, mit denen er damals Seite an Seite gekämpft hatte. Wie vielen Gesichtern er noch einen Namen zuordnen konnte. Mit wie vielen er getrunken, gegessen, gelacht hatte. Und nun musste er sein Bestes tun, um sie wieder zu Schlamm werden zu lassen. Er holte tief Luft. Auf dem Schlachtfeld ist kein Platz für Gefühle, hatte ihm Dreibaum einmal gesagt, und das hatte er sich zu Herzen genommen.
»In Ordnung!« Er hob die Hand, während seine Männer um ihn herum auf dem Turm ihre Bogen bereit machten. »Wartet noch einen Augenblick!«
Die Carls trampelten über den aufgewühlten Dreck und die zerborstenen Steine, dort, wo sich das Tal leicht verengte, stapften an den Leichen der Ostländer und Schanka vorbei, die dort, wo sie gefallen waren, verdreht, zerstückelt, zermalmt oder gespickt mit geborstenen Pfeilen liegen gelassen worden waren. Sie zögerten nicht, sie kamen nicht aus dem Tritt, und die Schildmauer, die der Festung entgegenrückte, verschob sich zwar gelegentlich, brach aber nicht auf. Es gab nicht die kleinste Lücke.
»Die marschieren im festen Verbund«, brummte Tul.
»Joh. Zu fest, die blöden Wichser.«
Jetzt kamen sie näher. Nahe genug, dass Hundsmann es mit ein paar Pfeilen versuchen wollte. »In Ordnung, Jungs! Schießt weit in die Höhe und lasst sie von oben herunterkommen!« Die erste Salve zischte vom Turm, beschrieb einen hohen Bogen und prasselte dann auf die eng geschlossene Reihe herunter. Die Carls hoben ihre Schilde, um sie abzufangen, und die Pfeile schlugen in das bemalte Holz, prallten von Helmen ab oder glitten an Kettenpanzern herunter. Ein paar fanden ihr Ziel, und ein heller Schrei ertönte. Hier und da taten sich Lücken auf, aber der Rest stapfte einfach weiter und hielt auf die Mauer zu.
Hundsmann betrachtete besorgt die Fässer, in denen sie die Pfeile aufbewahrten. Sie waren nur noch zu einem Viertel voll, und die meisten Pfeile waren schon einmal aus den Toten herausgedreht worden. »Vorsichtig jetzt! Zielt genau, Jungs!«
»Hm«, knurrte Grimm und deutete nach unten. Eine größere
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