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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Antwort.

SÜSSER SIEG
    West saß da, die Arme über dem Sattelknauf gekreuzt, und starrte wie betäubt über das staubige Tal.
    »Wir haben gewonnen«, sagte Pike ohne jedes Gefühl in der Stimme. Mit demselben Ausdruck hätte er auch sagen können: »Wir haben verloren.«
    Einige zerzauste Standarten standen noch aufrecht, doch die Wimpel hingen schlaff an ihnen herunter. Bethods eigenes großes Banner war heruntergerissen und unter den Hufen der Pferde zertrampelt worden, und nun ragte der ausgefranste Rahmen in seltsamem Winkel über den Staubnebel, der sich allmählich wieder setzte, wie blank gepickte Knochen. Ein passendes Sinnbild für den plötzlichen Sturz des Königs der Nordmänner.
    Poulder zügelte sein Pferd neben West und warf dem Schlachtfeld ein sprödes Lächeln zu, wie ein Schulmeister einem ordentlich aufgeräumten Klassenzimmer.
    »Wie haben wir uns geschlagen, Herr General?«
    »Die Verluste auf beiden Seiten waren offenbar heftig, Herr Marschall, vor allem in unseren vordersten Linien, aber der Feind wurde überwiegend wirklich überrascht. Der größte Teil seiner besten Truppen war bereits zum Angriff auf die Festung abgestellt worden. Sobald unsere Reiterei sie erst einmal aufgescheucht hatte, konnten wir sie bis vor die Mauern treiben! Das Lager haben wir komplett gesäubert.« Poulder rümpfte die Nase, und sein Schnurrbart bebte vor Ekel. »Einige Hundert dieser teuflischen Schanka haben wir dabei dem Schwert überantwortet, und eine noch größere Anzahl haben wir in die nördlichen Berge getrieben, von wo sie mit Sicherheit nur sehr ungern wieder hervorkommen werden. Wir haben ein Gemetzel unter den Nordmännern angerichtet, mit dem selbst König Kasamir zufrieden wäre, und die Übrigen haben ihre Waffen gestreckt. Wir schätzen, dass wir um die fünftausend Gefangene gemacht haben, Herr Marschall. Bethods Heer wurde vollständig aufgerieben. Zermalmt!« Er erlaubte sich ein mädchenhaftes Kichern. »Es ist nicht zu leugnen, dass Sie den Tod von Kronprinz Ladisla voll und ganz gerächt haben, Herr Marschall!«
    West schluckte. »Natürlich. Voll und ganz gerächt.«
    »Ein meisterlicher Streich, unsere Nordmänner als Köder zu verwenden. Ein kühnes und entschlossenes Manöver. Ich bin jetzt und auf alle Zeit höchst geehrt, dass ich dabei eine kleine Rolle spielen durfte. Ein ruhmreicher Tag für die Heere der Union. Marschall Burr wäre stolz gewesen, wenn er das noch hätte erleben können!«
    West hätte nie im Leben damit gerechnet, Lob von General Poulder zu hören, aber nun, da dieser große Augenblick gekommen war, stellte er fest, dass er es nicht genießen konnte. Er hatte keine Heldentaten vollbracht. Gar nichts hatte er riskiert, er hatte nichts anderes getan, als den Angriff zu befehlen. Er fühlte sich wund geritten und schrecklich müde, und sein Kiefer schmerzte, weil er vor lauter Sorge die ganze Zeit über die Zähne zusammengebissen hatte. Selbst das Sprechen schien ihm entsetzlich schwerzufallen. »Ist Bethod unter den Toten oder den Gefangenen?«
    »Ob jetzt jemand Bestimmtes unter den Gefangenen ist, kann ich nicht sagen. Es wäre möglich, dass unsere Verbündeten aus dem Norden ihn haben.« Poulder gab ein Glucksen von sich. »Und in diesem Fall denke ich, wird er wohl nicht länger unter uns sein, was, Herr Marschall? Was, Korporal Pike?« Er grinste, während er sich mit dem Finger ruckartig über den Bauch fuhr und mit der Zunge schnalzte. »Das Blutkreuz für ihn würde mich jedenfalls nicht wundern! So halten sie es doch, diese Wilden, oder? Das Blutkreuz, so heißt es doch?«
    West sah nichts Witziges darin. »Stellen Sie sicher, dass unsere Gefangenen Essen und Wasser bekommen und dass ihre Wunden so versorgt werden, wie es eben möglich ist. Wir als Sieger sollten großzügig sein.« Das erschien ihm wie etwas, das ein Anführer nach einer Schlacht sagen würde.
    »Recht so, Herr Marschall.« Damit salutierte Poulder elegant, ganz der gehorsame Untergebene, lenkte sein Ross zur Seite und galoppierte davon.
    West ließ sich vom Pferd gleiten, sammelte sich kurz und mühte sich dann zu Fuß die Anhöhe hinauf. Pike folgte ihm mit gezogenem Schwert.
    »Man kann nicht vorsichtig genug sein, Herr Marschall«, sagte er.
    »Nein«, murmelte West, »das ist wohl wahr.«
    Der Hang war mit Männern, lebenden wie toten, übersät. Die Leichen der Unionsreiter lagen da, wo sie gefallen waren. Feldscherer kümmerten sich mit blutigen Händen und grimmigen

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