Königsklingen (First Law - Band 3)
dich an dieses Geschöpf?« Ein Geist der elenden Angst, die er im Nebel empfunden hatte, berührte den Hundsmann, und er erschauerte bis in die Zehenspitzen. Er würde es vermutlich nie vergessen, wie dieser Riese aus dem Dunkel getreten war, wie er seine bemalte Faust erhob und wie sie gegen Dreibaums Rippen schlug und dem alten Krieger das Lebenslicht ausblies.
»Wenn es jemand schaffen kann«, knurrte er durch die zusammengebissenen Zähne, »dann wohl Logen, denke ich.«
»Hm«, brummte Grimm.
»Ja schon, aber glaubst du, es wird ihm wirklich gelingen? Das frag ich mich. Das, und was passiert, wenn er es nicht schafft?« Das war eine Frage, über deren Antwort Hundsmann nicht nachdenken wollte. Logen wäre tot, das wäre schon einmal das Erste. Und dann wäre auch die Belagerung zu Ende. Hundsmann hatte nach der Schlacht in den Bergen nicht einmal mehr genügend Leute, um einen Pisspott zu belagern, von der Stadt mit der stärksten Mauer im ganzen Norden gar nicht zu reden. Bethod würde tun können, was ihm gefiel – nach Hilfe suchen, neue Freunde finden und wieder zum Kampf antreten. Eine üblere Zwickmühle gab es nicht.
»Logen schafft es«, flüsterte er, ballte die Fäuste und fühlte, wie der lange Schnitt an seinem Arm brannte. »Er muss einfach.«
Beinahe wäre er in das Feuer gefallen, als ihm eine große, dicke Hand auf den Rücken patschte. »Bei den Toten, so lange Gesichter habe ich ja noch nie an einem Feuer hocken sehen!« Hundsmann verzog gequält das Gesicht. Das Letzte, was er in seiner derzeitigen Laune brauchte, war der verrückte Bergmensch, der in die Nacht hinaus grinste, seine Kinder mit den großen Waffen über den Schultern hinter sich.
Crummock hatte jetzt nur noch zwei, seit einer seiner Söhne in den Bergen getötet worden war, aber das schien ihn nicht zu bekümmern. Er hatte auch seinen Speer eingebüßt, der in irgendeinem Ostländer abgebrochen war, wie er gern erzählte, und daher musste er immer noch keine Waffe selbst tragen. Keines seiner Kinder hatte seit der Schlacht besonders viel gesagt, jedenfalls nicht so, dass Hundsmann es gehört hätte. Nun war nicht mehr davon die Rede, wie viele Männer irgendwer umgebracht haben mochte. Wenn man es aus der Nähe miterlebte, dann verlor man leicht die Begeisterung für das Kriegsgeschäft. Hundsmann wusste nur zu gut, wie das war.
Aber Crummock selbst hatte seine gute Laune nicht im Geringsten eingebüßt. »Wohin hat sich denn Neunfinger verkrochen?«
»Der ist alleine weg. Das macht er immer so vor einem Zweikampf.«
»Mmm.« Crummock strich über die Fingerknochen, die er um den Hals trug. »Spricht sicher mit dem Mond, möchte ich wetten.«
»Er scheißt sich in die Hosen, würde ich mal eher denken.«
»Nun, solange man mit dem Kacken vor dem Zweikampf fertig ist, kann sich darüber doch auch niemand beschweren.« Crummock grinste über sein ganzes Gesicht. »Niemanden liebt der Mond mehr als den Blutigen Neuner, das sag ich euch! Niemanden im ganzen Weltenrund. Er hat gute Aussichten, einen gerechten Kampf zu gewinnen, und das ist das Beste, worauf ein Mann gegenüber diesem Teufelsgeschöpf hoffen kann. Es gibt da nur ein Problem.«
»Nur eins?«
»Es gibt keinen gerechten Kampf, solange diese verdammte Hexe am Leben ist.«
Hundsmann fühlte, wie seine Schultern noch tiefer sackten. »Wie meinst du das?«
Crummock drehte eines der hölzernen Zeichen an seiner Halskette. »Sie wird es bestimmt nicht zulassen, dass Bethod verliert und sie mit ihm. Glaubt ihr das etwa? Eine Hexe, die so schlau ist wie diese? Sie verfügt über alle möglichen Arten der Zauberei, die sie vermischen kann. Alle möglichen Segnungen und Flüche. Dieses Dreckstück könnte den Ausgang des Kampfes auf die verschiedensten Weisen beeinflussen, als ob die Aussichten nicht so schon ungleich genug wären.«
»Wie?«
»Ich meine ja nur: Jemand sollte sie aus dem Weg räumen.«
Hundsmann hatte nicht gedacht, dass ihm noch elender werden könnte. Jetzt wusste er es besser. »Na, dann viel Glück dabei«, flüsterte er.
»Haha, mein Junge, haha. Ich würde es ja nur zu gern selbst tun, aber sie haben da drüben ein schönes langes Stückchen Mauer, und mir liegt das Klettern nicht so.« Crummock klopfte sich mit seiner Pranke auf den fetten Bauch. »Dafür sitzt hier zweimal zu viel Fleisch. Nein, für diese Aufgabe brauchen wir einen kleinen Mann, der aber echte Nüsse hat. Das steht außer Frage, und der Mond weiß es. Einen Mann, der
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