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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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ein Talent dafür besitzt, sich anzuschleichen, sicheren Fußes und scharfen Auges. Wir brauchen jemanden mit schneller Hand und schnellem Verstand.« Er sah den Hundsmann an und grinste. »Nun, wo könnten wir wohl einen solchen Mann finden, was meinst du?«
    »Weißt du was?« Hundsmann barg das Gesicht in den Händen. »Ich habe verdammt noch mal nicht die geringste Ahnung.«
     
    Logen hob die zerbeulte Feldflasche an die Lippen und nahm einen Schluck. Der scharfe Branntwein kitzelte seine Zunge, kitzelte seine Kehle, und er fühlte den altbekannten Drang zu schlucken. Stattdessen beugte er sich vor, spitzte die Lippen und blies den Alkohol in feinem Nebel aus. Ein Feuerball stieg in die kalte Nacht. Er blickte in die Dunkelheit, sah nichts außer den schwarzen Umrissen der Baumstämme und den wabernden schwarzen Schatten, die das Feuer zwischen ihnen aufwarf.
    Langsam schwenkte er die Flasche hin und her und hörte den letzten Schluck darin schwappen. Dann zuckte er die Achseln, setzte sie an den Mund und kippte den Rest hinunter, fühlte, wie der Schnaps bis in seinen Magen brannte. Die Geister konnten heute mit ihm teilen. So wie es aussah, würde er sie nach dem morgigen Tag ohnehin nie wieder rufen.
    »Neunfinger.« Die Stimme raschelte ihm entgegen wie fallende Blätter.
    Ein Geist löste sich aus den Schatten und trat in das Licht des Feuers. Ihm war keine Spur des Wiedererkennens anzumerken, und Logen war ob dessen sehr erleichtert. Auch war nichts Anschuldigendes in ihm, keine Angst und kein Misstrauen. Dem Geist war egal, wer er war oder was er getan hatte.
    Logen warf die leere Flasche neben sich auf den Boden. »Ganz allein?«
    »Ja.«
    »Na, man ist ja nie allein, wenn man ein Lächeln in sich hat.« Der Geist sagte nichts. »Aber ich nehm mal an, Lachen ist etwas für Menschen, nicht für Geister.«
    »Ja.«
    »Redest wohl nicht gerade viel, was?«
    »Ich habe ja nicht dich gerufen.«
    »Wohl wahr.« Logen starrte ins Feuer. »Ich muss morgen gegen einen Mann kämpfen. Einen Mann, den man Fenris den Gefürchteten nennt.«
    »Er ist kein Mann.«
    »Du weißt von ihm?«
    »Er ist alt.«
    »Nach deiner Zeitrechnung?«
    »Nach meiner Zeitrechnung ist gar nichts alt, aber er geht zurück bis in die Alte Zeit und noch weiter. Er hatte damals einen anderen Herrn.«
    »Was für einen Herrn?«
    »Glustrod.«
    Der Name fuhr wie ein Messer in Logens Ohr. Keinen anderen hätte er weniger erwartet oder weniger gern gehört. Der Wind blies kalt durch die Bäume, und die Erinnerung an die hoch aufragenden Ruinen von Aulcus drangen auf ihn ein und ließen ihm eine Gänsehaut über den Rücken kriechen. »Ist wohl nicht sehr wahrscheinlich, dass es ein anderer Glustrod ist als der, der damals beinahe die halbe Welt zerstört hat?«
    »Es gibt keinen anderen. Er war es, der all die Zeichen auf die Haut des Gefürchteten schrieb. Zeichen in der Alten Sprache, der Sprache der Teufel, über seine ganze linke Seite. Das Fleisch darunter ist Fleisch aus der Unterwelt. Wo Glustrods Wort geschrieben steht, kann man dem Gefürchteten nicht schaden.«
    »Man kann ihm nicht schaden? Gar nicht?« Logen dachte einen Augenblick darüber nach. »Warum hat man ihm die Zeichen nicht auf beide Seiten geschrieben?«
    »Frag Glustrod.«
    »Dazu werde ich wohl keine Gelegenheit haben.« »Nein.« Eine lange Pause. »Was willst du tun, Neunfinger?«
    Logen spähte seitwärts in den Wald. Einfach loszulaufen und nie mehr zurückzublicken, das erschien ihm in diesem Augenblick höchst verlockend. Manchmal kann es doch besser sein, mit der Angst vor etwas zu leben, anstatt dabei zu sterben, dass man die Sache angeht, auch wenn Logens Vater immer etwas anderes zu behaupten pflegte.
    »Ich bin schon einmal abgehauen«, murmelte er, »und dann nur im Kreis gerannt. Bethod wartet auf mich am Ende eines jeden Weges.«
    »Dann war das unser Gespräch.« Der Geist erhob sich vom Feuer.
    »Vielleicht sehe ich dich ja mal wieder.«
    »Ich glaube nicht. Die Magie leckt heraus aus dieser Welt, und meinesgleichen schlafen. Ich glaube nicht. Selbst wenn du den Gefürchteten schlagen solltest, und ich glaube nicht, dass es dir gelingt.«
    »Willst mir wohl Hoffnung machen, was?«, schnaubte Logen. »Glück sei mit dir.«
    Der Geist verschmolz mit der Dunkelheit und war verschwunden. Er hatte Logen kein Glück gewünscht. Solche Dinge kümmerten ihn nicht.

MACHTWORT
    Es war ein düsteres und deprimierendes Treffen, selbst für die Verhältnisse des

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