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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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es hier monatelang aushalten.« Sie machte eine lässige Handbewegung in Richtung Wand. »Die Gurkhisen kommen von Westen, und wir sind auf der Ostseite der Stadt. Selbst im Palast könnte ich nicht sicherer sein.«
    Vielleicht hat sie recht. Hier kann ich zumindest auch ein
    bisschen über sie wachen.
»Nun, ich beuge mich Ihrer Sicht der Dinge. Oder vielmehr, ich würde mich beugen, wenn mein Rücken dies zuließe.«
    Sie nahm ihm gegenüber Platz. »Und wie ist das Leben an den Schaltstellen der Macht?«
    »Kühl. Wie es in der Nähe der Macht nun einmal so ist.« Glokta strich sich mit dem Finger über die Lippen.
    »Ich befinde mich derzeit in einer schwierigen Lage.«
    »Mit Zwickmühlen habe ich ein wenig Erfahrung.«
    »Diese hier ist ... recht kompliziert.«
    »Nun, dann schildern Sie die Situation doch einmal so, dass auch ein dusliges Frauenzimmer wie ich sie begreifen kann.«
    Was kann es noch schaden? Ich sehe ohnehin schon dem Tod ins Auge.
»Gut, gehen wir einmal von einem dusligen Frauenzimmer aus. Stellen Sie sich vor ... Sie hätten, als Sie einmal unbedingt eine bestimmte Vergünstigung brauchten, zwei sehr reichen und mächtigen Männern Ihre Hand versprochen.«
    »Hm. Einer allein wäre da genug.«
    »Keiner wäre in dieser besonderen Lage noch besser. Sie sind beide alt und von überwältigender Hässlichkeit.«
    Sie zuckte die Achseln. »Hässlichkeit wird den Reichen und Mächtigen schnell nachgesehen.«
    »Aber beide dieser Verehrer neigen zu Ausbrüchen gewalttätiger Eifersucht. Zu gefährlichen Ausbrüchen. Sie haben gehofft, sich zu gegebener Zeit aus der einen oder der anderen Verpflichtung herauswinden zu können, aber nun rückt der Tag der Hochzeiten heran, und Sie stellen fest, dass Sie ... immer noch mit beiden verbandelt sind. Sogar mehr denn je. Was tun Sie?«
    Sie schürzte die Lippen und holte tief Luft, dachte nach, dann warf sie eine Haarsträhne mit großer Geste über die Schulter. »Ich würde sie beide mit meiner unvergleichlich geistreichen Art und meiner glühenden Schönheit in den Wahnsinn treiben und dann ein Duell zwischen beiden in die Wege leiten. Wer auch immer es gewönne, bekäme meine Hand, und natürlich würde keiner der beiden ahnen, dass ich einst auch seinem Rivalen die Ehe versprach. Da sie beide alt sind, würde ich auf den baldigen Tod meines künftigen Gatten hoffen und mich auf das Dasein einer reichen und angesehenen Witwe freuen.« Sie grinste ihn mit hoch erhobenem Kopf an. »Was sagen Sie dazu, mein Herr?«
    Glokta blinzelte. »Ich fürchte, die Metapher trägt doch nicht bis hierher.«
    »Oder ...« Ardee sah mit zusammengekniffenen Augen zur Decke und schnippte plötzlich mit den Fingern. »Ich könnte mich einer typisch weiblichen List bedienen ...« Sie warf die Schultern zurück und schob ihren Busen vor. »Um nämlich einen dritten Mann zu umgarnen, der sogar noch reicher und mächtiger ist als die anderen beiden. Jung und gut aussehend und von kräftiger Statur, würde ich sagen, da es ja eine Metapher ist. Ihn würde ich heiraten und mit seiner Hilfe die beiden anderen zugrunde richten, sie mittellos und enttäuscht zurücklassen. Ha! Was meinen Sie nun?«
    Glokta fühlte, wie sein Augenlid zuckte, und er drückte seine Hand dagegen.
Interessant.
»Ein dritter Verehrer«, murmelte er. »Der Gedanke ist mir überhaupt noch nicht gekommen.«

SKARLINGS THRON
    Tief unter ihnen schäumte und wallte das Wasser. Es hatte in der Nacht stark geregnet, und jetzt war der Fluss angeschwollen und nagte als zornige Flut rücksichtslos am Fuß der Klippen. Kaltes, schwarzes Wasser und kalte, weiße Gischt vor dem kalten, schwarzen Felsen. Winzige Formen – goldgelb, leuchtend orange, purpurrot, in allen Farben des Feuers – schwammen und schossen mit der wilden Strömung dahin, je nachdem, wohin die Regenflut sie trieb.
    Blätter auf dem Wasser, genau wie er.
    Und nun sah es so aus, als wollte der Regen ihn nach Süden waschen. Um noch mehr zu kämpfen. Um Männer zu töten, die noch nie von ihm gehört hatten. Bei dem Gedanken hätte er am liebsten gekotzt. Aber er hatte sein Wort gegeben, und ein Mann, der sein Wort nicht hält, ist kaum ein echter Mann. Das hatte Logens Vater schon immer gesagt.
    Lange Jahre hatte er sich kaum an etwas gehalten. Sein Wort, die Worte seines Vaters, das Leben anderer Männer, all das hatte ihm nicht das Geringste bedeutet. All die Versprechen, die er seiner Frau und seinen Kindern gegeben und dann vergessen hatte. Er

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