Königsklingen (First Law - Band 3)
ihm der Gefürchtete verpasst hatte. Logen hatte nicht einmal mehr die Kraft, sich gegen eine Katze zu wehren, und sie beide wussten das. Der Bergmensch hätte ihn zerquetschen und damit beenden können, was der Gefürchtete begonnen hatte. Aber Crummock lächelte nur.
»Mach dir keine Sorgen, Blutiger Neuner. Ich habe bekommen, was ich wollte, nicht wahr? Bethod ist tot und erledigt, ebenso wie sein Gefürchteter und seine Hexe und diese ganze beschissene Idee von den vereinigten Clans. Alle wieder zu Schlamm geworden, wo sie auch hingehören. Solange du am Ruder bist, wird es wahrscheinlich hundert Jahre dauern, bis die Leute im Norden aufhören werden, einander umzubringen. Und in der Zwischenzeit können wir da oben in unseren Bergen vielleicht ein bisschen Frieden genießen, nicht wahr?«
»Natürlich könnt ihr das«, krächzte Logen durch die zusammengebissenen Zähne und verzog das Gesicht, als Crummock noch fester zudrückte.
»Du hast meinen Sohn getötet, das ist wahr, aber ich habe viele andere Kinder. Man muss die Schwachen ausmerzen, weißt du das nicht? Die Schwachen und die, die kein Glück haben. Man treibt keinen Wolf in seine Schafherde, um sich dann darüber zu beklagen, dass er ein Lamm gerissen hat, nicht wahr?«
Logen konnte ihn nur anstarren. »Du bist wirklich verrückt.«
»Vielleicht bin ich das, aber da draußen gibt es Schlimmere als mich.« Wieder neigte er sich nahe zu Logen, und sein sanfter Atem strich über dessen Ohr. »Ich bin nicht derjenige, der den Jungen umgebracht hat, oder?« Dann ließ er Logen frei und gab ihm einen Schlag auf die Schulter. So, wie ein Freund es tun mochte, aber es lag keine Freundschaft darin. »Komm niemals wieder zu den Hohen Höhen, Neunfinger, das ist mein Rat. Könnte sein, dass ich nicht in der Lage wäre, dir noch einmal so freundlich zu begegnen.« Er wandte sich um und ging davon, langsam, während er über die Schulter hinweg mit einem dicken Finger wedelte. »Komm niemals wieder zu den Hohen Höhen, Blutiger Neuner! Der Mond ist dir für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr zugetan!«
DIE RICHTIGE ENTSCHEIDUNG
Jezal trabte auf einem wunderschönen Falben über das Kopfsteinpflaster der Straßen, gefolgt von Bayaz und Marschall Varuz; eine zwanzigköpfige Abordnung Ritter der Wacht, die Bremer dan Gorst anführte, hielten sich in voller Kriegsmontur dahinter. Es war seltsam beunruhigend, die Stadt, in der es sonst vor Menschen wimmelte, derart ausgestorben zu sehen. Nur ein paar zerlumpte Straßenkinder, nervöse Stadtwächter und misstrauische Bürgerliche waren auf den Straßen unterwegs und machten dem König und seinen Getreuen eilends Platz, als sie vorüberritten. Die meisten Bürger, die in Adua geblieben waren, hatten sich inzwischen, wie Jezal vermutete, in ihren Schlafzimmern verbarrikadiert. Er hätte nur zu gern dasselbe getan, wäre ihm Königin Terez in dieser Hinsicht nicht zuvorgekommen.
»Wann haben sie die Stadt erreicht?«, verlangte Bayaz über das Klappern der Hufe zu wissen.
»Die Vorhut erschien vor dem Morgengrauen«, hörte Jezal Marschall Varuz zurückschreien. »Und weitere Einheiten der Gurkhisen sind den ganzen Morgen über von der Straße nach Keln herangerückt. Es gab ein paar Scharmützel in den Bezirken vor dem Kasamirwall, aber das hat sie nicht maßgeblich aufgehalten. Sie haben die Stadt bereits zur Hälfte eingeschlossen.«
Jezal wandte ruckartig den Kopf. »So schnell?«
»Die Gurkhisen kommen gern gut vorbereitet, Euer Majestät.« Der alte Soldat drängte sein Pferd neben Jezals. »Sie haben bereits damit begonnen, eine Palisade rund um Adua zu errichten, und sie haben drei große Katapulte mitgebracht. Dieselben, die sich schon bei der Belagerung Dagoskas als so nützlich erwiesen haben. Gegen Mittag werden wir rundum eingeschlossen sein.« Jezal schluckte. Es war etwas an diesem Wort »eingeschlossen«, das ihm höchst unangenehm die Kehle zuschnürte.
Die Reiter verfielen jetzt in gemessenen Schritt, während sie sich dem westlichsten Stadttor näherten. Es war eben jenes Tor, durch das er vor noch gar nicht langer Zeit im Triumph in die Stadt zurückgekehrt war, bevor man ihn zum Hochkönig der Union gekrönt hatte, und dieser aberwitzige Zufall gefiel Jezal nicht besonders. Im Schatten des Kasamirwalls hatte sich eine Menschenmenge versammelt, die sogar noch größer war als jene, die ihn nach seinem eigentümlichen Sieg über die Bauern begrüßt hatte. Heute jedoch war kaum jemand in
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