Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
getränkt worden zu sein.« Vielleicht wollte Varuz aufrüttelnd klingen, aber er erreichte nur, dass Jezal schlecht wurde. Dass die Straßen seiner Hauptstadt mit Blut getränkt wurden, egal, um wessen Blut es sich handelte, war kaum sein oberstes Ziel als König der Union. »Der Arnaultwall ist noch immer unbezwungen, obwohl auch in der Mitte der Stadt bereits einige Brände ausgebrochen sind. Die Flammen erreichten letzte Nacht beinahe die Vier Ecken, aber der Regen hat sie gelöscht, zumindest für den Augenblick. Wir kämpfen um jede Straße, jedes Haus, jedes Zimmer. So, wie Sie es uns aufgetragen haben, Majestät.«
    »Gut«, brachte Jezal krächzend hervor, aber er erstickte beinahe an dem Wort.
    Als er die Bedingungen General Malzagurts so leichtfertig abgelehnt hatte, war er sich nicht sicher gewesen, was er eigentlich erwartete. Vage hatte er sich vorgestellt, dass bald irgendjemand zu ihrer Rettung kommen würde. Dass sich irgendeine Heldentat ereignen würde. Aber nun war das blutige Geschäft in vollem Gange, und es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass eine baldige Erlösung bevorstand. Wahrscheinlich wurden dort, wo der dunkle Rauch aufstieg, tatsächlich einige Heldentaten vollbracht. Soldaten, die verletzte Kameraden in der rußgeschwängerten Dunkelheit in Sicherheit brachten. Pflegerinnen, die bei zuckendem Kerzenlicht Wunden zusammenflickten. Stadtbewohner, die in brennende Gebäude stürzten, um hustende Kinder herauszuholen. Heldentaten der alltäglichen und wenig ruhmreichen Art. Einer Art, die für das Endergebnis nicht von entscheidender Bedeutung war.
    »Sind das unsere Schiffe dort in der Bucht?«, fragte er leise und fürchtete bereits die Antwort.
    »Ich wünschte, es wäre so, Euer Majestät. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen müsste, aber die Gurkhisen haben auf See die Überhand gewonnen. So viele verdammte Schiffe hat man noch nicht gesehen. Selbst wenn der größte Teil unserer Seestreitmacht nicht gerade damit beschäftigt wäre, das Heer aus Angland zurückzuholen, wäre ich mir nicht sicher, was wir gegen sie ausrichten könnten. So wie es derzeit aussieht, werden unsere Männer außerhalb der Stadt an Land gehen müssen. Das ist verdammt unangenehm, und es könnte noch um einiges schlimmer werden. Der Hafen ist ein Schwachpunkt. Über kurz oder lang werden die Gurkhisen versuchen, dort Truppen an Land zu setzen.«
    Jezal blickte unruhig zum Wasser hinüber. Ganze Heere von Gurkhisen, die von ihren Schiffen direkt ins Herz der Stadt vordringen konnten. Der Mittenweg durchschnitt das Zentrum von Adua und führte direkt von der Bucht bis zum Agriont. Eine Straße, einladend und breit genug, um eine ganze gurkhisische Legion in kürzester Zeit heraufmarschieren zu lassen. Er schloss die Augen und versuchte, ruhig zu atmen.
    Vor dem Überfall der Gurkhisen hatte er keinen Augenblick Ruhe vor den Meinungen und Ansichten seiner Berater gehabt. Nun, da er wirklich Rat brauchte, war dieser Strom plötzlich versiegt. Sult ließ sich kaum noch im Geschlossenen Rat blicken, und wenn, dann beschränkte er sich darauf, Marovia böse anzustarren. Der Kronrichter selbst hatte wenig anzubieten, außer dass er ständig darüber jammerte, in welch aussichtsloser Lage sie sich alle befanden. Selbst Bayaz’ Vorrat an historischen Beispielen schien allmählich erschöpft. Jezal blieb nichts anderes übrig, als die Verantwortung allein zu tragen, und er wusste inzwischen, wie schwer sie wog. Vermutlich, so nahm er an, war die Lage jener, die tatsächlich verwundet oder heimatlos oder tot waren, noch wesentlich schlimmer, aber das war ein schwacher Trost.
    »Wie viele Tote gibt es jetzt schon?«, fragte er unwillkürlich, wie ein Kind, das nicht aufhören kann, sich an einer schorfigen Stelle zu kratzen. »Wie viele haben wir verloren?«
    »Die Kämpfe entlang des Kasamirwalls waren heftig. Die Scharmützel in den besetzten Bezirken waren sogar noch schlimmer und die Verluste auf beiden Seiten äußerst groß. Ich schätze die Zahl der Toten auf unserer Seite auf mindestens eintausend.«
    Jezal schluckte einen Mundvoll bitterer Spucke herunter. Er dachte an die schlecht ausgerüsteten Verteidiger, die er in der Nähe des westlichen Tors gesehen hatte, auf einem Platz, der inzwischen vermutlich von gurkhisischen Legionen überrannt worden war. Ganz normale Menschen, die voll Hoffnung und Stolz zu ihm aufgesehen hatten. Dann versuchte er sich vorzustellen, wie tausend Leichen aussehen

Weitere Kostenlose Bücher