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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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verzog, als er die letzten beiden Worte äußerte, und er wusste nicht recht, ob er darüber lachen oder weinen sollte. Dann ließ er sich ihr gegenüber in einen Sessel fallen, ohne seine Schuhe auszuziehen, wobei er sich durchaus bewusst war, wie wütend sie das machen würde. Andererseits war er sich darüber im Klaren, dass er ohnehin nichts tun konnte, was sie nicht wütend machte.
    »Müssen Sie so zu mir kommen?«, fauchte sie.
    »Oh, ich konnte Ihnen einfach nicht fernbleiben! Sie sind immerhin meine Frau.«
    »Das habe ich mir nicht ausgesucht.«
    »Ich mir auch nicht, aber ich bin willens, das Beste daraus zu machen! Sie können es mir glauben oder nicht, aber ich hätte tatsächlich lieber jemanden geheiratet, der mich nicht hasst!« Jezal fuhr sich mit der Hand durchs Haar und zügelte mühsam seinen Zorn. »Aber lassen Sie uns nicht streiten. Ich muss da draußen hart genug kämpfen. Mehr, als ich ertragen kann! Können wir uns nicht wenigstens ... dem anderen gegenüber zivilisiert verhalten?«
    Sie sah ihn lange mit nachdenklichem Gesicht an. »Wie können Sie nur?«
    »Wie kann ich was?«
    »Es immer wieder versuchen.«
    Jezal zeigte den Anflug eines Grinsens. »Ich habe darauf gehofft, dass Sie irgendwann zumindest mein Durchhaltevermögen bewundern würden.« Sie lächelte nicht, aber er glaubte zu erkennen, dass die harte Linie ihres Mundes ein wenig weicher wurde. Er traute sich kaum daraus zu schließen, dass sie endlich ein wenig auftaute, aber er war bereit, sich über den kleinsten Hoffnungsschimmer zu freuen. Hoffnung war in diesen Tagen ohnehin ein rares Gut. Er beugte sich ein wenig zu ihr hinüber und sah ihr ernst in die Augen. »Sie haben deutlich gemacht, wie wenig Sie von mir halten, und dafür kann ich Sie wohl nicht verurteilen. Ich halte von mir selbst nicht besonders viel, das können Sie mir glauben. Aber ich versuche ... ich versuche mit aller Macht ... ein besserer Mensch zu werden.«
    Terez’ Mundwinkel hoben sich für ein kleines, trauriges Lächeln. Aber immerhin lächelte sie tatsächlich. Zu seiner großen Überraschung streckte sie die Hand aus und berührte zärtlich seine Wange. Er hielt den Atem an, und seine Haut kribbelte dort, wo ihre Fingerspitzen lagen.
    »Wieso verstehen Sie nicht, dass ich Sie verabscheue?«, fragte sie. Er spürte, wie ihn Kälte durchfuhr. »Ich verabscheue es, wie Sie aussehen, wie Sie sich anfühlen, wie Ihre Stimme klingt. Ich verabscheue dieses Land und sein Volk. Je eher die Gurkhisen hier alles niederbrennen, desto glücklicher werde ich sein.« Sie zog die Hand zurück und wandte sich wieder zum Fenster, und schwaches Licht erhellte ihr vollkommenes Profil.
    Jezal erhob sich langsam. »Ich denke, ich werde mir für heute Nacht einen anderen Raum zum Schlafen suchen. In diesem hier ist es zu kalt.«
    »Na endlich.«
    Es kann ein schrecklicher Fluch sein, wenn ein Mann tatsächlich all das bekommt, was er sich erträumt hat. Wenn sich der funkelnde Schatz als billiger Tand erwiesen hat, dann hat er nicht einmal mehr seine Träume, die ihn trösten können. All die Dinge, von denen Jezal geglaubt hatte, dass er nach ihnen verlangte – Macht, Ruhm, ein Leben in wahrer Größe –, sie waren nichts als Staub. Jetzt wollte er nur, dass die Dinge wieder so waren, wie sie es einst gewesen waren, bevor ihm seine Wünsche erfüllt wurden. Aber es gab keinen Weg zurück. Niemals.
    Er hatte weiter nichts zu sagen. Steif wandte er sich um und ging zur Tür.

VERGRABEN UND VERGESSEN
    Wenn der Kampf vorüber ist, dann gräbt man, wenn man noch lebt. Man hebt Gräber aus für die toten Kameraden. Als letzte Achtungsbezeugung, egal, wie wenig man davon vielleicht für sie gehabt haben mag. Man gräbt so tief, wie man es für nötig hält, man schmeißt sie hinein, man deckt sie zu, sie verfaulen und sind vergessen. So war es schon immer.
    Es würde ziemlich viel gegraben werden, wenn dieser Kampf vorbei wäre. Verdammt viel auf beiden Seiten.
    Zwölf Tage waren nun vorüber, seit das Feuer erstmals vom Himmel gefallen war. Seit der Zorn Gottes auf diese hochmütigen Rosigs niedergegangen war und ihre stolze Stadt in schwarzen Schutt und Asche gelegt hatte. Zwölf Tage, seit das Töten begonnen hatte – auf den Mauern, in den Straßen, zwischen den Häusern. Seit zwölf Tagen, im kalten Sonnenlicht, im nieselnden Regen, im erstickenden Rauch, seit zwölf Tagen hatte Ferro stets im Licht der flackernden Feuer inmitten des Gewimmels mitgemischt.
    Ihre

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