Königsklingen (First Law - Band 3)
was das betrifft?«
»Ich kann keine Beweise aus der leeren Luft hervorzaubern, Euer Gnaden.«
»Wer sich in der Wüste verirrt, muss nach allen Strohhalmen greifen, die sich ihm bieten, wie dünn sie auch sein mögen. Finden Sie Beweise und bringen Sie sie mir. Dann kann ich tätig werden, keinen Augenblick früher. Sie verstehen sicherlich, dass ich um Ihretwillen keine Risiken eingehen kann. Es ist schwer, einem Mann zu vertrauen, der erst einen Herrn wählte und sich nun nach einem anderen umsieht.«
»Wählte?« Glokta fühlte sein Augenlid wieder zucken. »Wenn Sie glauben, dass ich irgendetwas von dem lächerlichen Schatten eines Lebens, den Sie hier vor sich sehen, gewählt habe, dann irren Sie sich gewaltig. Ich wählte Ruhm und Erfolg. Leider war in der Schachtel nicht das drin, was auf dem Deckel stand.«
»Die Welt ist voller tragischer Geschichten.« Marovia ging wieder ans Fenster, wandte sich um und sah in den allmählich dunkler werdenden Himmel. »Vor allem jetzt. Sie können kaum erwarten, dass die Ihre auf einen Mann meiner Erfahrung Eindruck macht. Ich wünsche Ihnen einen guten Abend.«
Weitere Kommentare erscheinen sinnlos.
Glokta bewegte sich schaukelnd nach vorn, brachte sich dann mithilfe seines Stocks auf die Beine und humpelte zur Tür.
Aber ein winziger Hoffnungsschimmer lugt nun in das feuchte Verlies meiner Verzweiflung
...
Ich brauche nur noch ein Geständnis über Hochverrat vom Kopf der Inquisition Seiner Majestät
...
»Und – Herr Superior!«
Wieso kann eigentlich nie jemand mit dem Reden fertig werden, bevor ich aufgestanden bin?
Glokta drehte sich wieder um, so dass er ins Zimmer blickte, und seine Wirbelsäule brannte. »Wenn jemand in Ihrer Nähe redet, dann müssen Sie ihn zum Schweigen bringen. Nur ein Narr würde darüber nachdenken, Verräter aus dem Geschlossenen Rat zu bekämpfen, bevor er das Unkraut im eigenen Rasen nicht ausgemerzt hat.«
»Oh, machen Sie sich über meinen Garten keine Sorgen.« Glokta warf dem Kronrichter sein ekelhaftestes Lächeln zu. »Ich schärfe bereits meine Schere.«
BARMHERZIGKEIT
Adua brannte. Die zwei westlichsten Bezirke – die Drei Höfe in der südwestlichen Ecke der Stadt und das weiter nördlich gelegene Bogen – waren voller klaffender schwarzer Wunden. Aus einigen stieg immer noch Rauch auf, dicke Säulen, die an ihrer Wurzel leicht orangefarben schimmerten. Sie breiteten sich in öligen Flocken aus, von einem steifen Wind nach Westen getrieben, und zogen einen dreckigen Vorhang vor die untergehende Sonne.
Jezal sah in feierlichem Schweigen zu, die Hände auf der Brustwehr des Kettenturms zu fühllosen Fäusten geballt. Nichts war hier oben zu hören außer dem Wind, der an seinen Ohren zerrte, und gelegentlich der kleinste Laut entfernter Kämpfe. Ein Schlachtruf oder die Schreie der Verwundeten. Oder vielleicht war es auch nur das Krächzen eines Seevogels, der hoch oben auf der Brise segelte. Jezal wünschte sich einen sentimentalen Augenblick lang, selbst ein Vogel zu sein, der einfach vom Turm fliegen, über die gurkhisischen Posten schweben und diesem Albtraum entkommen könnte. Aber so einfach würde eine Flucht nicht sein.
»Die erste Bresche in den Kasamirwall wurde vor drei Tagen geschlagen«, dozierte Marschall Varuz mit monotoner Stimme. »Die ersten beiden Angriffe konnten wir abwehren, und über Nacht haben wir die Drei Höfe auch gehalten, aber am nächsten Tag schlugen sie die nächste Bresche, und dann noch eine. Dieses beschissene Sprengpulver hat die ganzen verdammten Regeln umgestoßen. Eine Mauer, die sonst eine Woche standgehalten hätte, können sie nun binnen einer Stunde zerstören.«
»Khalul hat stets gern mit seinen Pülverchen und Fläschchen herumgespielt«, murmelte Bayaz wenig hilfreich.
»Sie fielen in jener Nacht in großer Zahl in den Drei Höfen ein und rückten wenig später auch nach Bogen vor. Seitdem tobt im ganzen westlichen Teil der Stadt eine einzige, andauernde Schlacht.« Die Taverne, in der Jezal seinen Turniersieg über Filio gefeiert hatte, lag in diesem Bezirk. Die Taverne, in der er mit West und Jalenhorm, Kaspa und Brint gesessen hatte, bevor sie nach Norden gereist waren und er ins Alte Kaiserreich hatte aufbrechen müssen. Ob dieses Gebäude jetzt wohl brannte? War es schon eine geschwärzte Ruine?
»Wir bekämpfen sie bei Tag Mann gegen Mann in den Straßen. Jede Nacht machen wir Ausfälle. Kein Schritt Boden wird aufgegeben, ohne zuvor mit gurkhisischem Blut
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