Königsklingen (First Law - Band 3)
lösen würde, für die er keine Lösung sah. Edle Motive spielten jedenfalls keine große Rolle. Aber niemand fragt den Bäcker, was er in seine Pasteten tut, solange sie gut schmecken.
Er zog das Schwert und hielt es ins Sonnenlicht. »Ritter der Wacht!«, brüllte er. »Zu mir!«
Gorst unternahm den verzweifelten Versuch, seine Zügel zu packen. »Euer Majestät! Sie können sich selbst nicht so in ...«
Jezal gab seinem Pferd die Sporen. Es sprang mit unerwartetem Schwung nach vorn, und Jezal wurde der Kopf schmerzhaft zurückgeschleudert, so dass er beinahe die Zügel verloren hätte. Er schwankte im Sattel hin und her, die Hufe dröhnten, und das schmutzige Pflaster flog unter ihm dahin. Vage bekam er mit, dass ihm seine Eskorte mit einigem Abstand folgte, aber seine Aufmerksamkeit war mehr auf die immer größer werdende Zahl gurkhisischer Soldaten gerichtet, die vor ihm auftauchten.
Sein Pferd trug ihn in schwindelerregender Geschwindigkeit voran und preschte direkt auf einen Mann in vorderster Reihe zu, auf einen Bannerträger, der einen langen Stab trug, an dessen Spitze goldene Symbole schimmerten. Sein Pech, dachte Jezal, eine so hervorstechende Aufgabe erhalten zu haben. Die Augen des Mannes weiteten sich, als er diesen Koloss von einem Pferd sah, der auf ihn zusprengte. Die Spitze von Jezals Klinge stach mit der ganzen Wucht des Aufpralls in seine Schulter, schlitzte ihn auf und schleuderte ihn auf den Rücken. Weitere Männer gerieten unter die Hufe seines Schlachtrosses, als es ihn in ihre Mitte trug; wie viele, das konnte er nicht sagen.
Dann herrschte das blanke Chaos. Er thronte hoch über einem Meer verzerrter dunkler Gesichter, schimmernder Rüstungen und zustoßender Speere. Holz knackte, Metall rasselte, und Männer schrien Worte, die er nicht verstand. Er schlug um sich, erst auf einer, dann auf der anderen Seite, und brüllte wilde Flüche. Eine Speerspitze schrammte laut kreischend über sein gepanzertes Bein. Er führte einen Stoß nach einer Hand, die nach seinen Zügeln fasste, und ein paar Finger fielen ab. Etwas prallte in seine Seite und warf ihn beinahe aus dem Sattel. Sein Schwert drückte mit hohlem Aufprall einen Helm ein und schleuderte den Mann, der ihn trug, in das Gewühl kämpfender Körper.
Plötzlich stieß Jezals Pferd einen hohen Ton aus und bäumte sich zuckend auf. Er fühlte eine schreckliche Welle der Angst, als er aus dem Sattel flog und sich die Welt um ihn drehte. Mit einem harten Schlag prallte er auf den Boden, bekam Staub in die Augen, in den Mund, hustete und zappelte. Schließlich konnte er sich auf die Knie rollen. Hufe trommelten auf den aufgerissenen Boden. Stiefel rutschten und trampelten. Mit der Hand tastete er in seinem Haar nach dem goldenen Reif, aber er musste irgendwann abgefallen sein. Würde nun überhaupt noch jemand wissen, dass er König war? War er überhaupt noch König? Sein Kopf war ganz klebrig. Ein Helm wäre eine gute Idee gewesen, aber diese Überlegung kam nun ein bisschen spät. Er griff kraftlos in den Schutt, drehte einen flachen Stein um. Inzwischen hatte er vergessen, was er suchte. Dann kam er mühsam auf die Beine, aber sein Fuß blieb an irgendetwas hängen und riss ihn mit schmerzhaftem Ruck zur Seite, so dass er wieder stürzte. Halb erwartete er, dass ihm jemand den Schädel einschlagen würde, aber dann merkte er, dass er sich nur in seinem Steigbügel verfangen hatte, der noch immer am herrlichen Körper seines toten Pferdes hing. Hastig befreite er seinen Fuß, rang nach Luft, und machte ein paar trunkene Schritte unter dem Gewicht seiner Rüstung, während das Schwert schlaff in seiner Hand hing.
Jemand hob einen Krummsäbel, und Jezal rammte ihm die Klinge in die Brust. Der Gurkhise spuckte Jezal Blut ins Gesicht, kippte um und riss ihm dabei die Waffe aus der Hand. Mit dumpfem Klappern krachte etwas gegen Jezals Brustpanzer und drängte ihn zur Seite gegen einen Gegner, der einen Speer trug, ihn dann aber fallen ließ. Sie rangen miteinander, schubsten sich sinnlos hin und her. Jezal wurde allmählich schrecklich, schrecklich müde. Sein Kopf tat sehr weh. Schon allein das Atemholen war unglaublich anstrengend. Der Einfall mit dem heldenhaften Angriff war wohl doch nicht so gut gewesen. Er hätte sich am liebsten hingelegt.
Der gurkhisische Soldat befreite seinen Arm und hob ihn, ein Messer in der Faust. Doch bevor er zustoßen konnte, wurde sie mit einem heftigen Schlag vom Handgelenk getrennt, und ein langer
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