Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
haben! Ein so edler Vorstoß, wie ich lange keinen sah!«
    »Hm.« Jezal beobachtete, wie die Toten weggetragen wurden. Drei Ritter der Wacht und ein Page, der höchstens zwölf gewesen sein konnte und dem der Kopf nur noch an einem Stück Knorpel hing. Drei Männer und ein Kind, die er in den Tod geführt hatte. Darin waren die Wunden noch nicht eingeschlossen, die der Rest seiner treuen Leibwache seinetwegen abbekommen hatte. Ein edler Vorstoß, in der Tat.
    »Warten Sie hier«, herrschte er Gorst an, dann drängte er sich durch die schwitzenden Arbeiter zum Ersten der Magi vor. Ferro saß im Schneidersitz auf einer Reihe von Fässern; ihre Hände hingen locker herab, und auf ihrem Gesicht war dieselbe allumfassende Verachtung zu lesen, die sie ihm gegenüber stets gezeigt hatte. Es war fast ein wenig beruhigend, dass sich manche Dinge niemals änderten. Bayaz’ Blick war starr auf die Seiten eines großen schwarzen Buches gerichtet, das offensichtlich schon sehr alt war; sein lederner Einband war gesprungen und eingerissen. Er sah ausgemergelt und bleich aus, alt und verdorrt. Eine Seite seines Gesichts war mit inzwischen verschorften Kratzern bedeckt.
    »Was ist Ihnen denn zugestoßen?«, fragte Jezal.
    Bayaz runzelte die Stirn, und unter einem seiner dunkel umränderten Augen zuckte ein Muskel. »Dasselbe könnte ich wohl Sie fragen.«
    Jezal bemerkte, dass sich der Magus nicht einmal die Mühe gemacht hatte, »Euer Majestät« hinzuzusetzen. Er tastete nach dem blutigen Verband um seinen Kopf. »Ich habe einen Ausfall angeführt.«
    »Einen was?«
    »Die Gurkhisen haben einen Teil des Arnaultwalls durchbrochen, während ich gerade durch die Stadt patrouillierte. Es war niemand da, der sie hätte zurückschlagen können, und daher ... habe ich es selbst getan.« Beinahe überraschte es ihn, als er sich diese Worte sagen hörte. Im Grunde war er alles andere als stolz auf diese Tatsache. Auch hatte er wenig mehr getan, als zu reiten, vom Pferd zu fallen und sich den Kopf zu stoßen. Bremer dan Gorst und sein eigenes totes Pferd hatten den Großteil des Kampfes geführt, noch dazu gegen eine höchst geringe Gegenwehr. Aber er ging davon aus, dass er zur Abwechslung einmal das Richtige getan hatte, wenn es so etwas überhaupt gab.
    Bayaz war jedoch anderer Ansicht. »Hat sich das kleine bisschen Hirn, das Ihnen das Schicksal zugeteilt hat, nun vollends in Scheiße verwandelt?«
    »Hat sich ...« Jezal blinzelte, als die Bedeutung von Bayaz’ Worten allmählich in sein Bewusstsein drang. »Wie können Sie es wagen, Sie alter, aufdringlicher Wichser? Sie reden mit dem König!« Das war es, was er eigentlich hatte sagen wollen, aber sein Kopf dröhnte, und irgendwas in dem zuckenden, zerstörten Gesicht des alten Magus hinderte ihn daran, diese Worte auch tatsächlich zu äußern. Stattdessen stellte er fest, dass er in geradezu entschuldigendem Ton murmelte: »Aber ... ich verstehe nicht. Ich dachte ... ist es nicht das, was Harod der Große getan hätte?«
    »Harod?« Bayaz blickte Jezal verächtlich ins Gesicht. »Harod war ein unglaublicher Feigling, und davon abgesehen auch ein kompletter Schwachkopf! Dieser Idiot hätte sich ohne meine Hilfe kaum selbst anziehen können!«
    »Aber ...«
    »Es ist leicht, Männer zu finden, die einen Ausfall führen können.« Der Magus sprach jedes Wort mit übertriebener Betonung, als ob er sich an jemanden wandte, der geistig ein wenig zurückgeblieben war. »Wesentlich schwerer ist es jedoch, Männer zu finden, die ein Volk führen können. Ich beabsichtige nicht, die Mühe, die ich mir mit Ihnen gemacht habe, für nichts verschwendet zu sehen. Das nächste Mal, wenn Sie das Bedürfnis spüren, Ihr Leben aufs Spiel zu setzen, sollten Sie sich vielleicht besser auf der Latrine einschließen. Die Leute respektieren einen Mann, der im Ruf steht, ein Kämpfer zu sein, und Sie hatten bisher das Glück, in diesen Ruf geraten zu sein. Einen Leichnam respektieren die Leute jedoch nicht. – Da doch nicht hin!«, brüllte Bayaz und humpelte an Jezal vorbei, während er mit dem Arm zornig zu einem der Schmiede herüberwinkte. Der arme Mann erstarrte wie ein verängstigtes Kaninchen, und glühende Funken sprühten aus seinem Tiegel. »Ich habe es Ihnen doch gesagt, Sie Narr! Sie müssen der Darstellung genau folgen! Ganz so, wie ich es gezeichnet habe! Ein Fehler könnte schlimmer als tödlich sein!«
    Jezal sah ihm starren Blickes nach, und Zorn, Schuld und schlichte Erschöpfung

Weitere Kostenlose Bücher