Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
jetzt können wir nicht aufhören, nicht, nachdem wir schon so weit gekommen sind. Um keinen Preis. Wir müssen alles wissen.
    »Was ist mit dem Erzlektor?«, fragte Glokta, reckte den Kopf zur Seite und bewegte seine steife Schulter. »Woher wusste er, was in Dagoska geschah? Was haben Sie ihm erzählt?«
    »Woher wusste er ... was ... ich habe ihm gar nichts erzählt! Ich habe ihm ...«
    Bang! Severards Daumen flog davon, drehte sich auf dem Tisch und hinterließ eine Spirale aus Blutstropfen auf der Platte. Glokta bewegte die Hüftknochen vor und zurück und versuchte, sich dem Schmerz zu entwinden, der von den Beinen und dem Rücken ausstrahlte.
Aber man kann ihm nicht entfliehen. In jeder möglichen Körperhaltung ist es ein bisschen schlimmer als zuvor.
»Was haben Sie Sult erzählt?«
    »Ich ... ich ...« Severard blickte starr auf, der Mund stand ihm offen, und ein langer Speichelfaden troff von seiner Unterlippe. »Ich ...«
    Glokta runzelte die Stirn.
Das ist keine Antwort.
»Binden Sie die Hand am Gelenk ab und bereiten Sie die andere vor. Auf dieser Seite gibt es nichts mehr, womit wir noch arbeiten könnten.«
    »Nein! Nein! Bitte ... Ich habe nicht ... bitte ...«
Wie sehr mich dieses Gebettel ermüdet. Die Wörter ›nein‹ und ›bitte‹ verlieren nach einer halben Stunde, die man sich einer solchen Tätigkeit widmet, schlicht ihre Bedeutung. Irgendwann klingen sie wie das Geblöke eines Schafs. Letzten Endes sind wir alle Lämmer, die man zur Schlachtbank führt.
Er sah auf die Fingerstückchen, die auf dem blutigen Tisch verstreut lagen.
Fleisch für den Metzger.
Gloktas Kopf schmerzte, der Raum war viel zu hell. Er legte das Hackmesser hin und rieb sich die brennenden Augen.
Es kostet so viel Kraft, die engsten Freunde zu zerstückeln.
Dann merkte er, dass er sich Blut auf die Augenlider geschmiert hatte.
Verdammt noch mal.
    Frost hatte währenddessen eine Aderpresse um Severards Handgelenk geschlossen und den blutigen Stumpf seiner Hand wieder an die Stuhllehne gekettet. Nun löste er den rechten Arm und führte ihn in aller Ruhe auf den Tisch. Glokta sah ihm dabei zu.
Ordentlich, geschäftsmäßig
    und gnadenlos zweckgerichtet. Ob sein Gewissen an ihm nagt, wenn die Sonne untergeht? Ich bezweifle es. Schließlich bin ich es, der die Befehle gibt. Und ich bekomme meine Befehle von Sult, handle nach den Ratschlägen Marovias, erfülle die Forderungen von Valint und Balk. Welche Wahl haben wir denn alle? Was soll man schon sagen – die Entschuldigungen drängen sich ja geradezu auf.
    Frosts weißes Gesicht war mit blutroten Spritzern übersät, als er Severards rechte Hand auf dem Tisch ausbreitete, genau dort, wo eben noch die linke gelegen hatte. Diesmal wehrte der Praktikal sich nicht einmal mehr.
Nach einiger Zeit verliert man den Willen dazu. Daran erinnere ich mich noch gut.
»Bitte«, flüsterte er.
    Es wäre so schön, jetzt aufzuhören. Höchstwahrscheinlich werden die Gurkhisen die ganze Stadt anzünden und uns alle töten, und wen wird es dann noch interessieren, wer wem was erzählt hat? Sollten sie wie durch ein Wunder daran gehindert werden, dann wird Sult mich zweifelsohne fertig machen, oder aber Valint und Balk werden ihre Schulden in Blut einfordern. Wenn ich bäuchlings in einem Hafenbecken treibe, was wird es da noch ausmachen, ob bestimmte Fragen je beantwortet wurden oder nicht? Wieso tue ich das also? Wieso?
    Das Blut war nun bis zum Rand des Tisches geflossen und rann nun mit beständigem Tropf, Tropf, Tropf zu Boden. Keine andere Antwort. Glokta spürte, wie ein Schauer kleiner Zuckungen seitlich über sein Gesicht lief. Er nahm das Hackmesser wieder zur Hand.
    »Sehen Sie sich das an.« Er deutete auf die blutigen Fleischfetzen, die auf dem Tisch lagen. »Sehen Sie sich an, was Sie bereits verloren haben. Und das alles nur, weil Sie mir nicht sagen wollen, was ich wissen muss. Sind Ihnen denn die eigenen Finger nichts wert? Jetzt nützen Sie Ihnen gar nichts mehr, oder? Mir auch nicht, das kann ich Ihnen versichern. Sie nützen niemandem mehr, außer vielleicht noch dem einen oder anderen hungrigen Hund.« Glokta entblößte das klaffende Loch zwischen seinen Vorderzähnen und schlug die Spitze des Hackmessers in das Holz zwischen Severards ausgebreiteten Fingern. »Noch einmal.« Er betonte jedes Wort mit eisiger Präzision. »Was ... haben Sie ... Seiner Eminenz ... erzählt?«
    »Ich ... habe ihm ... nichts erzählt!« Die Tränen liefen Severard über die hohlen

Weitere Kostenlose Bücher