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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Augen auf den Boden gerichtet.
Sie versucht so auszusehen, als sei sie gar nicht da, und wer könnte es ihr verübeln? Es ist wohl kaum die angenehmste Gesellschaft für eine junge Frau, und auch keine besonders beruhigende Umgebung. Aber besser als eine durchgeschnittene Kehle, vermute ich doch.
Glokta streckte ihr seine Hand entgegen. »Es wäre am besten, wenn Sie mit mir kämen.«
    Sie zögerte.
Ais sei sie sich nicht ganz sicher, dass es tatsächlich das Beste ist.
Aber ein kurzer Blick auf ein paar der hässlichsten Männer, die einem der hässlichsten Berufe der Welt nachgingen, überzeugte sie offenbar. Cosca reichte ihre seine Lampe, wobei er die Finger einen unangenehm langen Augenblick auf den ihren ruhen ließ.
    »Danke«, sagte sie und zog ihre Hand zurück.
    »Es ist mir ein ganz besonderes Vergnügen.«
    Große Fetzen herabhängender Tapete, zerbrochene Latten und herabgefallener Stuck warfen seltsame Schatten, als sie sich von Cosca und seiner Schlägertruppe entfernten und sich ins Innere des toten Gebäudes vortasteten. Sie kamen an Türöffnungen vorbei, Vierecke aus Schwärze, die wie Gräber gähnten.
    »Ihre Freunde sind ja offenbar ein reizendes Grüppchen«, sagte Ardee leise.
    »Oh, das sind sie, die größten Sterne am gesellschaftlichen Firmament. Manche Arbeit erfordert offensichtlich verzweifelte Männer.«
    »Sie müssen aber wirklich sehr verzweifelte Aufgaben vor sich haben.«
    »Wann habe ich das einmal nicht?«
    Ihre Lampe erhellte den heruntergekommenen Salon nur unvollkommen. Die Holzverkleidung hing vom billigen Mauerwerk herab, und der größte Teil des Bodens war mit einer fauligen Pfütze bedeckt. Die Geheimtür in der gegenüberliegenden Wand stand offen, und Glokta schlurfte an der Wand entlang darauf zu, wobei seine Hüften sich für diese Mühen mit zähem Schmerz bedankten.
    »Was hat Ihr Praktikal getan?«
    »Severard? Er hat mich im Stich gelassen.«
Und wir werden bald herausfinden, wie sehr.
    »Dann hoffe ich, dass ich Sie nie im Stich lasse.«
    »Bei Ihnen bin ich sicher, dass Sie mehr Verstand haben. Ich sollte hier vorangehen, damit ich wenigstens allein stürze, wenn ich ins Rutschen komme.« Er arbeitete sich mit verzerrtem Gesicht die Stufen hinunter, während sie ihm mit der Laterne folgte.
    »Uh. Was ist das für ein Geruch?«
    »Die Abwasserkanäle. Hier irgendwo gibt es einen Eingang, der dort hineinführt.« Glokta ging an der schweren Tür vorbei in den ehemaligen Weinkeller; die hellen Eisengitter vor den Zellentüren an beiden Seiten schimmerten im Licht. Alles hier unten roch nach Feuchtigkeit und Angst.
    »Superior!«, ertönte eine Stimme aus der Dunkelheit.
    Bruder Langfuß’ verzweifeltes Gesicht erschien, gegen ein paar Gitterstäbe gepresst.
    »Bruder Langfuß, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen! Ich war so viel beschäftigt. Die Gurkhisen belagern die Stadt.«
    »Gurkhisen?«, quiekte der Mann mit hervorquellenden Augen. »Bitte, wenn Sie mich freiließen ...«
    »Ruhe!«, zischte Glokta in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Sie sollten hier bleiben.«
    Ardee blickte nervös zur Zelle des Wegkundigen herüber. »Hier?«
    »Er ist nicht gefährlich. Ich glaube, Sie hätten es hier wesentlich angenehmer als ...« Er nickte zu der offenen Tür am Ende der überwölbten Halle. »Als dort drin.«
    Sie schluckte. »In Ordnung.«
    »Superior, bitte!« Ein verzweifelter Arm streckte sich aus Langfuß’ Zelle. »Bitte, wann werden Sie mich freilassen? Superior, bitte!« Mit einem sanften Klicken schloss Glokta vor seinem Gejammer die Tür.
Wir haben heute andere Geschäfte zu erledigen – Geschäfte, die keinen Aufschub dulden.
    Frost hatte den immer noch bewusstlosen Severard bereits an den Stuhl vor dem Tisch gefesselt und zündete mit einem brennenden Kienspan nach und nach die Lampen an. Der kuppelartige Raum erhellte sich, und Farbe leckte in das Wandgemälde, das sich um die runden Wände zog. Kanedias sah finster zu ihnen herab, die Arme ausgestreckt, das Feuer wütete hinter ihm.
Ah, unser alter Freund, der Meisterschöpfer, der stets aussieht, als sei er mit nichts einverstanden.
Ihm gegenüber vergoss sein Bruder Juvens sein letztes Blut über die Mauer.
Und das wird
    wohl nicht das einzige Blut sein, das heute hier vergossen wird, vermute ich.
    »Urr«, stöhnte Severard, und sein glattes Haar bewegte sich leicht. Glokta ließ sich langsam auf seinen Stuhl sinken, dessen Leder sanft knarrte. Severard stöhnte wieder, sein Kopf

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