Königsklingen (First Law - Band 3)
habe ich mich zum Vergnügen Seiner Eminenz hier gewunden wie ein Aal.
Seine Finger berührten sacht das Holz.
Kann es denn wirklich so leicht sein? Kann man einfach im hellen Tageslicht hier heraufmarschieren und den mächtigsten Mann in der Union festnehmen?
Schließlich drehte er den Türknauf und humpelte über die Schwelle.
Sults Dienstzimmer sah aus wie immer. Die großen Fenster mit ihrem Blick auf die Universität, der große runde Tisch mit der juwelenbesetzten Landkarte der Union, die prachtvollen Stühle und die düsteren Porträts. Doch es war nicht Sult, der auf dem hochlehnigen Stuhl saß. Dort hockte kein Geringerer als Sults liebster Schoßhund, Superior Goyle.
Wir probieren wohl schon mal aus, wie es sich dort sitzt, wie? Ist aber wohl noch eine Nummer zu groß für Sie, würde ich sagen.
Goyles erste Reaktion war Wut.
Wie kann man es wagen, hier derart hereinzuplatzen?
Die zweite war Verwirrung.
Wer wagt es, so dreist zu stören?
Die dritte war Erschrecken.
Der Krüppel? Aber wie das?
Seine vierte, als Cosca und vier seiner Männer Glokta durch die Tür folgten, war Entsetzen.
Jetzt kommen wir allmählich ein wenig voran.
»Sie!«, zischte er. »Aber Sie sind doch ...«
»Tot? Der Plan wurde bedauerlicherweise ein klein wenig geändert. Wo ist Sult?«
Goyles Blick huschte im Raum umher, glitt von dem zwergenhaften Söldner über den Mann mit dem Haken statt der Hand und zu dem mit den hässlichen Geschwüren, bis er schließlich an Cosca hängen blieb, der mit großer Geste durch das Zimmer stolzierte und dabei eine Hand stets am Griff seines Degens hielt.
»Ich werde Sie gut bezahlen! Was immer er Ihnen bietet, ich verdopple die Summe!«
Cosca streckte die Hand aus. »Ich hätte es gern in bar.«
»Jetzt? Aber ich habe ... ich habe es nicht bei mir!«
»Eine Schande, doch ich arbeite nun einmal nach denselben Grundsätzen wie eine Hure. Mit Versprechen erkauft man sich keine schönen Stunden, mein Freund. Gar keine schönen Stunden.«
»Warten Sie!« Goyle erhob sich stolpernd und wich einen Schritt zurück, die bebenden Hände vor sich ausgestreckt.
Aber hier gibt es keinen Fluchtweg außer dem Fenster. Das ist wiederum das Problem mit dem Ehrgeiz. Wenn man immer nur in die Höhe schaut, dann vergisst man leicht, dass es von den luftigen Höhenflügen nur auf eine Weise nach unten geht – mit einem tiefen Fall.
»Setzen Sie sich hin, Goyle«, knurrte Glokta.
Cosca packte Goyles Hände, drehte ihm den einen Arm brutal auf den Rücken, so dass er kreischte, und schob ihn wieder auf den Stuhl. Dann legte er eine Hand um Goyles Hinterkopf und schlug sein Gesicht hart auf die wunderschöne Karte der Union. Es gab ein scharfes Knacken, als Goyles Nase brach und Blut über den Westteil von Midderland rann.
Nicht besonders einfallsreich, aber die Zeit für elegante Lösungen haben wir wohl längst hinter uns gelassen. Das Geständnis des Erzlektors oder eines Mannes, der ihm nahe steht ... Sult selbst wäre besser gewesen, aber wenn wir das Hirn nicht erwischen können, muss uns das Arschloch genügen.
»Wo ist diese Frau mit meinen Instrumenten?« Ardee schlüpfte vorsichtig ins Zimmer, ging langsam zum Tisch hinüber und setzte das Kästchen ab.
Glokta schnippte mit den Fingern und deutete auf den Gefangenen. Der dicke Söldner kam angewatschelt und packte Goyles freien Arm, um ihn mit heftigem Ruck auf den Tisch zu drücken. »Sie denken vermutlich, Sie wüssten eine Menge über Folter, oder, Goyle? Aber glauben Sie mir, Sie haben noch überhaupt nichts verstanden, bevor Sie nicht ein wenig Zeit auf beiden Seiten des Tisches verbracht haben.«
»Sie durchgedrehter Bastard!« Der Superior wand sich hin und her und schmierte mit seinem Gesicht Blut über die ganze Union. »Sie haben nun allmählich wirklich eine Grenze überschritten!«
»Grenze?« Glokta bekam einen Lachanfall. »Ich habe die Nacht damit zugebracht, einem meiner Freunde die Finger abzusäbeln und einen weiteren zu töten, und Sie wagen es, mir mit
Grenzen
zu kommen?« Er schob den Deckel des Kästchens auf. »Es gibt nur eine Grenze, die hier eine Rolle spielt, und zwar die zwischen den Starken und den Schwachen. Zwischen dem Mann, der die Fragen stellt, und dem, der sie beantwortet. Andere Grenzen gibt es nicht.« Er beugte sich vor und drückte seine Fingerspitze hart gegen Goyles Schläfe. »Das ist alles in Ihrem Kopf! Die Handschellen bitte.«
»Hä?« Cosca sah zu dem dicken Söldner, und der Mann zuckte die
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