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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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ich gehört.« Er sah ihr zu, wie sie zum Tisch hinüberging und aus dem Fenster die Straße hinabsah, während das Licht auf ihr dunkles Haar und ein wenig auf ihre Wange fiel.
    »Ich hoffe, es geht Ihnen gut?«, fragte sie.
    »Ich bin sogar noch beschäftigter als die Gurkhisen. Es ist so viel zu tun. Wie geht es Ihrem Bruder? Ich wollte ihn besuchen, aber ...«
Aber ich glaube, selbst ich könnte den Gestank meiner eigenen Heuchelei nicht aushalten, wenn ich es wirklich täte. Ich verursache Schmerz. Ihn zu lindern ist für mich wie eine fremde Sprache.
    Ardee sah auf ihre Füße. »Ihm ist jetzt ständig übel. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, ist er dünner. Einer seiner Zähne ist ihm ausgefallen, als ich das letzte Mal bei ihm war.« Sie zuckte die Achseln. »Er hat ihn einfach verloren, als er etwas zu essen versuchte. Fast ist er daran erstickt. Aber was kann ich tun? Was kann überhaupt jemand tun?«
    »Es tut mir wirklich leid, das zu hören.«
Aber das ändert nichts.
»Ich bin sicher, dass Sie ihm eine große Hilfe sind.«
Ich bin sicher, dass es für ihn überhaupt keine Hilfe mehr gibt.
»Und wie geht es Ihnen?«
    »Besser als den meisten, nehme ich an.« Sie stieß einen tiefen Seufzer aus, dann richtete sie sich mit einem Ruck auf und versuchte zu lächeln. »Möchten Sie einen Schluck Wein?«
    »Nein, aber halten Sie sich meinetwegen nicht zurück.«
Das haben Sie ja auch sonst noch nie getan.
    Aber sie nahm die Flasche nur kurz zur Hand und setzte sie dann wieder ab. »Ich habe in letzter Zeit versucht, weniger zu trinken.«
    »Ich war immer schon der Meinung, dass Sie das tun sollten.« Er machte einen langsamen Schritt auf sie zu. »Dann ist Ihnen morgens manchmal übel?«
    Sie sah ihn scharf von der Seite an, dann schluckte sie, und die dünnen Muskeln an ihrem Hals traten hervor. »Sie wissen es?«
    »Ich bin der Erzlektor«, sagte er und kam noch näher. »Es ist meine Pflicht, alles zu wissen.«
    Sie ließ erst die Schultern hängen, dann den Kopf und beugte sich vor, beide Hände auf die Tischkante gestützt. Glokta sah von der Seite, wie ihre Augenlider flatterten.
Versucht, die Tränen wegzublinzeln. Trotz all ihrer Wut, trotz all ihrer Schläue braucht sie doch ebenso sehr jemanden, der sie rettet, wie jeder andere Mensch auch. Aber es ist niemand da, der das tun wollte. Außer mir.
    »Ich habe wohl ein ziemliches Durcheinander angerichtet, genau, wie mein Bruder immer befürchtet hat. Und Sie auch. Sie sind sicher sehr enttäuscht.«
    Glokta fühlte ein Zucken in seinem Gesicht.
Eine Art Lächeln. Aber es liegt nicht besonders viel Freude darin.
»Ich habe den Großteil meines Lebens mit Enttäuschungen verbracht. Aber nicht, was Sie betrifft. Es ist eine harte Welt. Niemand bekommt, was er verdient.«
Wie lange müssen wir das jetzt noch in die Länge ziehen, bevor wir den
    Mut zur Tat finden? Es wird nicht leichter werden. Es muss jetzt sein.
    »Ardee ...« Seine Stimme klang rau in seinen eigenen Ohren. Er machte einen weiteren hinkenden Schritt, und seine Hand lag schwitzig um den Griff seines Stocks. Sie sah zu ihm auf, die feuchten Augen schimmerten, und eine Hand hatte sie auf ihren Bauch gelegt. Sie bewegte sich, als wollte sie zurückweichen.
Ein Hauch von Angst vielleicht? Wer könnte es ihr verübeln? Ahnt sie vielleicht schon, was nun kommt?
    »Sie wissen, dass ich Ihrem Bruder stets sehr viel Zuneigung und Respekt entgegengebracht habe.« Sein Mund war trocken, und seine Zunge schleckte ungelenk über sein Zahnfleisch.
Jetzt ist der Augenblick gekommen.
»In den vergangenen Monaten habe ich sehr viel Zuneigung und Respekt für Sie entwickelt.« Ein Schwall von Zuckungen lief über eine Seite seines Gesichts und ließ eine Träne von seinem flatternden Auge rinnen.
Jetzt, jetzt.
»Oder ... zumindest kam ich diesen Gefühlen so nah, wie es einem Mann wie mir möglich ist.« Glokta ließ die Hand in die Tasche gleiten, ganz sachte, damit sie nichts merkte. Er fühlte das kalte Metall, die harten, gnadenlosen Kanten, die gegen seine Finger fuhren.
Es muss jetzt sein.
Sein Herz schlug, seine Kehle war so zugeschnürt, dass er kaum einen Ton herausbrachte. »Das ist sehr schwierig für mich ... es tut mir leid.«
    »Was denn?«, fragte sie und sah ihn verwundert an.
Jetzt.
    Mit einem Ruck kam er auf sie zu und riss die Hand aus der Tasche. Sie stolperte rückwärts gegen den Tisch, die Augen weit geöffnet ... und dann erstarrten sie beide.
    Zwischen ihnen funkelte ein Ring. Ein

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