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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Die Geheimnisverräter ...«
    »Das Erste Gebot ist ein Paradox. Sobald man ein Ding verändert, borgt man etwas von der Unterwelt, und es gibt immer Gefahren dabei. Wenn ich eine Grenze übertreten habe, dann eine willkürlich festgelegte. Der Welt ist nichts geschehen, oder? Ich werde mich für den Ehrgeiz hinter meiner Vision nicht entschuldigen.«
    »Sie begraben Männer und Frauen und Kinder in Gruben zu Hunderten. Genau wie in Aulcus. Diese Krankheit ... sie entstand durch das, was wir taten. Ist das dann Ehrgeiz? Die Größe der Gräber?«
    Bayaz machte eine wegwerfende Handbewegung. »Eine unerwartete Nebenwirkung. Der Preis des Sieges ist, wie ich fürchte, immer noch derselbe wie in der Alten Zeit, und so wird es immer bleiben.« Er hielt sie fest in seinem Blick, und es lag eine Drohung darin. Eine Herausforderung. »Und wenn ich das Erste Gebot gebrochen habe, was dann? Vor welchem Gericht willst du mich dafür zur Verantwortung ziehen? Welche Geschworenen sollen mich verurteilen? Willst du Tolomei aus der Dunkelheit freilassen, damit sie als Zeugin auftritt? Willst du Zacharus suchen, damit er die Anklageschrift verliest? Willst du Cawneil vom Ende der Welt hierherlocken, damit sie die Strafe verkündet? Willst du den großen Juvens aus dem Land der Toten holen, damit er das Urteil spricht? Ich glaube kaum. Ich bin der Erste der Magi. Ich bin die letzte Instanz, und ich sage ... ich bin im Recht.«
    »Du? Nein.«
    »Doch, Ferro. Macht rückt alle Dinge gerade. Das ist mein Erstes Gebot und mein einziges. Es ist das einzige, das ich anerkenne.«
    »Zacharus hat mich gewarnt«, murmelte sie und dachte an die endlose Ebene und den Mann mit seinen wilden Augen und den Vögeln, die ihn umkreisten. »Er sagte mir, ich solle fliehen und nicht aufhören zu laufen. Ich hätte auf ihn hören sollen.«
    »Auf diesen selbstgerechten, aufgeblasenen Kerl?« Bayaz schnaubte. »Vielleicht hättest du das tatsächlich tun sollen, aber das Schiff ist nun wohl schon davongesegelt. Du hast ihm vom Ufer aus fröhlich zugewinkt und dich lieber dafür entschieden, deinen Zorn zu füttern. Ich bin froh, dass du dich damals so entschieden hast. Lass uns nicht so tun, als hätte ich dich hintergangen. Du wusstest, dass wir dunkle Pfade beschreiten würden.«
    »Ich habe nicht erwartet ...« Sie ballte die eisigen Finger zu einer bebenden Faust. »Das hier habe ich nicht erwartet.«
    »Was dann? Ich muss zugeben, ich dachte, du seiest aus härterem Holz. Wir wollen das Philosophieren nun denjenigen überlassen, die mehr Zeit und weniger Rechnungen zu begleichen haben. Schuld, Bedauern, im Recht sein? Das ist ja, als spräche man mit dem großen König Jezal. Und wer hat dazu schon die Geduld?« Er wandte sich zur Tür. »Du solltest in meiner Nähe bleiben. Vielleicht wird Khalul eines Tages weitere Kämpfer schicken. Dann werde ich deine Fähigkeiten wieder benötigen.«
    Sie schnaubte. »Und bis dahin? Soll ich hier herumsitzen, mit den Schatten als Gesellschaft?«
    »Bis dahin, Ferro, solltest du lächeln, falls du dich daran erinnern kannst, wie das geht.« Bayaz grinste sie mit seinen weißen Zähnen an. »Du hast deine Rache bekommen.«
     
    Der Wind zerrte an ihr, umtoste sie voller Schatten. Sie kniete am Ende eines schreienden Tunnels, der bis zum Himmel hinaufreichte. Die Welt war dünn und brüchig wie eine Scheibe Glas, das kurz vor dem Zerspringen steht. Darunter eine bodenlose Tiefe voller Stimmen.
    »Lass uns hinein ...«
    »Nein!« Sie kämpfte sich den Weg frei und rappelte sich auf, stand dann keuchend neben ihrem Bett, jeder Muskel angespannt. Aber es gab niemanden, gegen den sie hätte kämpfen können. Nur wieder ein Traum.
    Ihre eigene Schuld, dass sie es sich gestattet hatte, einfach einzuschlafen.
    Ein langer Strahl Mondlicht griff über die Fliesen in ihre Richtung. Das Fenster stand offen, kühler Nachtwind strich hindurch und fuhr wohltuend über ihre von Schweißtropfen übersäte Haut. Sie ging mit gerunzelter Stirn zum Fenster, drückte es zu und schob den Riegel vor. Dann wandte sie sich um.
    Eine Gestalt stand in den dichten Schatten neben der Tür. Eine einarmige Gestalt, in Lumpen gehüllt. Die wenigen Teile einer Rüstung, die sie noch umgeschnallt hatte, waren abgeschabt und zerfurcht. Sein Gesicht war eine staubige Ruine, zerfetzte Haut hing von weißen Knochen, aber dennoch erkannte Ferro ihn.
    Mamun.
    »So sehen wir uns wieder, Teufelsblut.« Seine trockene Stimme raschelte wie altes

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