Königsklingen (First Law - Band 3)
für mich und für den gesamten Geschlossenen Rat. Darf ich fragen ...«, raunte er, »wie sich Ihre Gattin, die Königin, befindet?«
Jezal bewegte den Mund hin und her. Ihm gefiel es nicht, seine Privatangelegenheiten mit ausgerechnet diesem Mann zu diskutieren, aber man konnte nicht leugnen, dass die Worte des Krüppels, was immer er auch gesagt haben mochte, zu einer höchst bemerkenswerten Verbesserung geführt hatten.
»Sie ist völlig verändert.« Jezal schüttelte den Kopf. »Inzwischen muss ich feststellen, dass sie eine Frau von beinahe ... unersättlichem Appetit ist.«
»Ich freue mich zu hören, dass meine beschwörenden Worte nicht ohne Wirkung geblieben sind.«
»O nein, ganz im Gegenteil, obwohl noch immer ...« Jezal machte eine Handbewegung und suchte nach dem richtigen Wort. »Es umgibt sie eine gewisse Traurigkeit. Manchmal nachts ... höre ich, dass sie weint. Dann steht sie am offenen Fenster und weint stundenlang.«
»Sie weint, Euer Majestät? Vielleicht hat sie nur Heimweh. Ich habe stets vermutet, dass sie eine viel sanftere Natur ist, als es den Anschein hat.«
»Das ist sie! Das ist sie. Eine sanfte Natur.« Jezal dachte kurz darüber nach. »Wissen Sie, vielleicht haben Sie recht. Heimweh.« Ein Plan nahm in seinem Kopf Gestalt an. »Vielleicht sollten wir den Palastgarten neu anlegen lassen, damit er ein wenig mehr an Talins erinnert? Wir könnten den Bach umleiten lassen, nach der Art der Kanäle, und so weiter!«
Glokta grinste auf seine zahnlose Weise. »Eine hervorragende Idee. Ich werde mit dem königlichen Gärtner sprechen. Vielleicht werde ich auch noch schnell ein paar Worte mit Ihrer Majestät wechseln und sehen, ob ich ihre Tränen nicht vielleicht versiegen lassen kann.«
»Ihre Bemühungen wären sehr willkommen. Wie geht es Ihrer eigenen Frau?« Er warf die Frage belanglos hin, um das Thema zu wechseln, und erkannte erst dann, dass er sich auf noch dünneres Eis gewagt hatte.
Aber Glokta zeigte ihm nur noch einmal sein leeres Lächeln. »Sie ist mir eine unglaubliche Stütze, Euer Majestät. Ich weiß wirklich nicht, wie ich jemals ohne sie zurechtgekommen bin.«
Eine Weile gingen sie in unbehaglichem Schweigen nebeneinander her, dann räusperte Jezal sich. »Glokta, ich habe über diese eine Idee nachgedacht, die ich neulich hatte. Sie wissen schon, was eine Steuer auf Bankgeschäfte angeht? Damit könnte man vielleicht ein neues Hospital am Hafen bezahlen. Für alle, die sich keinen Arzt leisten können. Das gemeine Volk ist so gut zu uns gewesen. Es hat uns an die Macht gebracht und in unserem Namen gelitten. Eine Regierung sollte allen Menschen etwas bieten können, oder nicht? Je gemeiner, je niedriger die Herkunft, desto mehr brauchen sie unsere Hilfe, meinen Sie nicht? Würden Sie den Kronrichter bitten, dazu eine Schrift aufzusetzen? Etwas Kleines für den Anfang, dann können wir von dort aus weitermachen. Auch vielleicht freie Unterkünfte für jene, die ihr Haus verloren haben. Wir sollten uns überlegen ...«
»Euer Majestät, ich habe mit unserem gemeinsamen Freund darüber gesprochen.«
Jezal blieb ruckartig stehen, und Kälte kroch sein Rückgrat empor. »Tatsächlich?«
»Ich fürchte, das muss ich wohl.« Der Krüppel sprach im Ton eines gehorsamen Dieners, aber seine tief liegenden Augen entließen Jezal keinen Herzschlag lang aus ihrem Blick. »Unser Freund ist davon ... nicht begeistert.«
»Regiert er die Union oder ich?« Aber sie beide kannten die Antwort auf diese Frage nur zu gut.
»Sie sind selbstverständlich der König.« »Selbstverständlich.«
»Aber unseren gemeinsamen Freund ... wir wollen ihn doch nicht enttäuschen.« Glokta kam einen humpelnden Schritt näher, und sein linkes Auge zuckte ekelhaft. »Ich bin sicher, keiner von uns beiden möchte einen Besuch seinerseits herausfordern.«
Jezals Knie fühlten sich plötzlich weich an. Die blasse Erinnerung an jenen schrecklichen, unerträglichen Schmerz nagte an seinem Magen. »Nein«, krächzte er, »natürlich nicht.«
Die Stimme des Krüppels war jetzt kaum noch ein Flüstern. »Vielleicht können irgendwann Gelder für ein kleines Projekt abgezweigt werden. Unser Freund kann nicht alles sehen, und was er nicht weiß, macht ihn auch nicht heiß. Ich bin sicher, wir beiden könnten ... in aller Stille ... schon ein wenig Gutes tun. Aber jetzt noch nicht.«
»Nein. Sie haben recht, Glokta. Sie haben ein gutes Gespür für diese Dinge. Tun Sie nichts, was in irgendeiner
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