Königsklingen (First Law - Band 3)
...«
»Schhhh.« Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen und sah ihm in die Augen. Die eine Seite ihres Gesichts wurde vom Feuer orangerot erhellt, die andere lag in den Schatten. Ihre Finger fuhren ihm durchs Haar und zogen ihn näher zu sich heran. Sie küsste ihn, ganz sanft und fast ein wenig linkisch; ihre Lippen strichen übereinander, bis sie sich ungeschickt aufeinander pressten. Er schob ihr die Hand in den Nacken, ließ sie unterhalb ihres Ohres ruhen und streichelte mit dem Daumen ihre Wange. Ihre Münder bewegten sich mechanisch, begleitet vom sanften Zischen des Atems in seiner Nase und dem sanften Schmatzen von Spucke. Kaum der leidenschaftlichste Kuss, den er je genossen hatte, aber doch mehr, als er je von ihr zu bekommen erwartet hatte. Er spürte ein angenehmes Kribbeln in seinem Schritt, als er ihr die Zunge in den Mund schob.
Nun strich er mit der anderen Hand sanft über ihren Rücken, spürte die Erhebungen ihrer Wirbelsäule unter seinen Fingern. Er stöhnte leise, als er sie dann weiter über ihren Hintern gleiten ließ, ihren Schenkel hinunter und zwischen ihren Beinen wieder hinauf. Ihr Unterkleid schob sich über seinem Handgelenk zusammen. Doch dann fühlte er, wie sie erschauerte, zurückwich und sich vor Schreck oder aber sogar vor Ekel auf die Lippe biss. Er riss die Hand zurück, und sie lösten sich voneinander. Beide blickten zu Boden. »Es tut mir leid«, murmelte er und verfluchte innerlich seine Ungeduld. »Ich ...«
»Nein. Es ist meine Schuld. Ich habe keine ... Erfahrung ... mit Männern ...« Jezal blinzelte kurz, dann lächelte er beinahe, als ihn eine Welle der Erleichterung überkam. Natürlich. Nun war alles klar. Sie war so selbstsicher, so gewitzt, dass ihm niemals der Gedanke gekommen war, sie könnte noch Jungfrau sein. Es war die bloße Angst, die sie derart erzittern ließ. Die Angst, ihn zu enttäuschen. Er fühlte, wie Mitleid in ihm aufstieg.
»Mach dir keine Sorgen«, murmelte er sanft, trat vor und nahm sie in den Arm. Er fühlte, wie sich ihr Körper versteifte, sicherlich aus Nervosität, und er strich ihr sanft übers Haar. »Ich kann warten ... wir müssen nicht ... jedenfalls noch nicht.«
»Doch.« Sie sagte es mit bewegender Entschlossenheit und sah ihm furchtlos ins Gesicht. »Doch. Wir müssen.«
Damit zog sie sich das Unterkleid über den Kopf und ließ es zu Boden fallen. Sie trat nahe zu ihm, nahm seine Hand und führte sie wieder zu ihrem Schenkel und von dort aus weiter nach oben.
»Ah«, hauchte sie drängend und kehlig. Ihre Lippen fuhren über seine Wange, ihr Atem heiß an sein Ohr. »Ja ... genau da ... nicht aufhören.« Atemlos führte sie ihn zum Bett.
»Wäre das dann alles?« Glokta sah am Tisch entlang, aber die alten Männer schwiegen.
Alle warten auf mein Wort.
Der König war wieder einmal abwesend, und daher ließ der Erzlektor die Ratsmitglieder eine unnötig lange Zeit warten.
Nur, um allen Zweiflern unmissverständlich klarzumachen, wer hier das Sagen hat. Und wieso nicht? Es ist nicht Sinn und Zweck der Macht, gnädig zu sein.
»Dann ist dieses Treffen des Geschlossenen Rates vorüber.«
Sie standen auf, schnell, ruhig und in ordentlicher Reihe. Torlichorm, Halleck, Kroy und die anderen verließen nacheinander den Raum. Glokta selbst kämpfte sich auch aus seinem Stuhl, sein Bein schmerzte noch vor Erinnerung an die Krämpfe dieses Morgens, und musste erneut feststellen, dass der Lord Schatzmeister geblieben war.
Und er wirkt nicht besonders amüsiert.
Hoff wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte, bevor er sprach. »Stellen Sie sich vor, wie überrascht ich war«, blaffte er, »als ich erfuhr, dass Sie jüngst geheiratet haben.«
»Eine schnelle Zeremonie im kleinen Kreis.« Glokta zeigte dem Lord Schatzkanzler die Ruinen seiner Vorderzähne. »Sie wissen schon, junge Liebe mag nicht warten.
Ich bedauere, falls es Sie verletzt hat, dass Sie keine Einladung bekommen haben.«
»Eine Einladung?«, knurrte Hoff mit äußerst schlecht gelaunter Miene. »Wohl kaum! Das ist es doch nicht, was wir jüngst besprochen haben!«
»Besprochen? Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Unser gemeinsamer Freund«, Glokta ließ die Augen bedeutsam zum leeren dreizehnten Stuhl auf der anderen Seite des Tisches wandern, »hat die Befehlsgewalt mir übertragen. Niemandem sonst. Er betrachtet es als notwendig, dass der Geschlossene Rat mit einer Stimme spricht. Diese Stimme wird von nun an bemerkenswert wie die meine
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