Königsklingen (First Law - Band 3)
feststellen, dass es die Sache für alle leichter macht, wenn Sie zumindest so tun, als ob Sie Spaß daran hätten.«
»So tun?«, hauchte sie.
»Je mehr Sie es zu genießen scheinen, desto schneller wird es vorbei sein. Die billigste Hure am Hafen kann für ihre Kupfermünzen stöhnen, wenn die Seeleute sie pfählen. Wollen Sie mir sagen, Sie könnten für den König der Union nicht auch ein bisschen stöhnen? Sie beleidigen mein patriotisches Gefühl! Uh!«, keuchte er und verdrehte die Augen in spöttischer Ekstase. »Ah! Ja! Genau so! Nicht aufhören!« Er sah sie mit gekräuselten Lippen an. »Verstehen Sie? Selbst ich kann es! Eine Lügnerin mit Ihrer Erfahrung sollte keine Schwierigkeiten haben.«
Ihre tränenfeuchten Augen huschten durch den Raum, als ob sie nach einem Fluchtweg suchte.
Aber es gibt keinen. Der edle Erzlektor Glokta, Bewahrer der Union, das große Herz des Geschlossenen Rates, Ausbund edler Tugenden, zeigt sein politisches und diplomatisches Geschick.
Er fühlte, dass sich etwas in ihm rührte, als er ihre entsetzliche Verzweiflung sah, ein leichtes, kaum wahrnehmbares Flattern in seinem Bauch.
Schuld vielleicht? Oder doch eher eine Magenverstimmung? Es spielt kaum eine Rolle, denn ich habe meine Lektion gelernt. Mitleid zahlt sich für mich nicht aus.
Er machte einen weiteren langsamen Schritt auf sie zu. »Euer Majestät, ich hoffe, Sie haben begriffen, was hier auf dem Spiel steht.«
Sie nickte und trocknete sich die Augen. Dann hob sie stolz das Kinn. »Ich werde tun, was Sie verlangen. Bitte, ich beschwöre Sie, tun Sie ihr nicht weh ... bitte ...«
Bitte, bitte, bitte. Herzlichen Glückwunsch, Euer Eminenz.
»Sie haben mein Wort. Ich werde dafür sorgen, dass der Gräfin die beste Behandlung widerfährt.« Er fuhr sich sanft mit der Zunge über die bitteren Lücken zwischen seinen Zähnen. »Und Sie tun dasselbe für Ihren Mann.«
Jezal saß im Dunkeln. Er sah das Feuer im großen Kamin tanzen und dachte an das, was vielleicht hätte sein können. Er dachte mit reichlich Bitterkeit daran. An all die Wege, die sein Leben auch hätte nehmen können. Und stattdessen war er hier gelandet. Allein.
Er hörte Angeln quietschen. Die kleine Tür, die zum Schlafgemach der Königin führte, öffnete sich langsam. Er hatte sich nie die Mühe gemacht, sie von seiner Seite abzuschließen. Schließlich hatte er nicht damit gerechnet, dass sie diese Tür je würde benutzen wollen. Zweifelsohne hatte er einen Fehler in der Etikette gemacht, und sie konnte nicht einmal bis zum Morgen warten, um ihn deswegen abzukanzeln.
Er stand eilig auf und fühlte sich lächerlich nervös.
Terez trat durch den düsteren Durchgang. Sie sah so anders aus, dass er sie im ersten Augenblick kaum erkannte. Ihr Haar war offen, und sie trug lediglich ihr Unterkleid. Demütig blickte sie zu Boden, das Gesicht in Schatten gehüllt. Ihre nackten Füße tappten über die Dielenbretter und über den dicken Teppich zum Feuer. Plötzlich wirkte sie sehr jung. Jung und klein, schwach und allein. Er beobachtete sie mit reichlich viel Verwirrung und auch ein wenig Angst, aber als sie näher kam und der Feuerschein die Konturen ihres Körpers einfing, auch mit einem ganz kleinen bisschen Erregung.
»Terez, meine ...« Er suchte nach dem richtigen Wort. Liebling schien es nicht recht zu erfassen. Geliebte auch nicht. Schlimmste Feindin hätte vielleicht gepasst, aber das hätte sie beide kaum weitergebracht. »Kann ich ...«
Wie üblich schnitt sie ihm das Wort ab, aber nicht mit der Tirade, die er erwartete. »Es tut mir leid, dass ich Sie auf diese Weise behandelt habe. Und auch das, was ich zu Ihnen gesagt habe ... Sie müssen mich für eine ...«
Es standen Tränen in ihren Augen. Echte Tränen. Bis zu diesem Augenblick hätte er kaum glauben wollen, dass sie überhaupt weinen konnte. Eilig machte er einen oder zwei Schritte auf sie zu, die eine Hand ausgestreckt, wusste aber nicht, was er tun sollte. Nie hätte er auf eine Entschuldigung zu hoffen gewagt, schon gar nicht auf eine, die so ernsthaft und ehrlich daherkam.
»Ich weiß«, stotterte er. »Ich weiß ... ich bin überhaupt nicht das, was Sie sich als Ehemann vorgestellt haben. Es tut mir leid. Aber ich bin ebenso ein Gefangener wie Sie. Ich kann nur hoffen ... vielleicht können wir das Beste daraus machen. Vielleicht finden wir einen Weg ... einander zu schätzen? Wir haben außer uns doch niemanden. Bitte, sagen Sie mir, was ich tun muss
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