Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
Güte, bloß jetzt keine Lebensbeichte.
»Es war meine Aufgabe, sie zu füttern. Dazu musste ich morgens so früh aufstehen, dass es noch dunkel war und der Atem weiß wie Raureif vor dem Gesicht stand.«
Ah, und dann malt er ein so stimmungsvolles Bild! Der junge Morrow, bis zu den Knien im Dreck, wie er den Schweinen beim Fressen zusieht und von einer Flucht aus seinem Dasein träumt, von einem aufregenden, kühnen Leben in der schimmernden großen Stadt!
Morrow grinste zu ihm empor, und das schummrige Licht glänzte auf seinen Brillengläsern. »Wissen Sie, diese Viecher würden alles fressen. Sogar Krüppel.«
    Ah. Daher weht der Wind.
    In diesem Augenblick entdeckte Glokta einen Mann, der sich verstohlen aus der entlegensten Ecke des Lagers auf sie zu bewegte. Er war ein grobschlächtig aussehender Kerl in einem zerlumpten Mantel, der sich in den Schatten hielt. Einen Arm hielt er an seine Seite gepresst, die Hand unter dem Ärmel verborgen.
Gerade so, als ob er dort ein Messer versteckt, und das nicht einmal sehr geschickt. Besser wäre es, mit einem Lächeln auf dem Gesicht auf uns zuzukommen und das Messer deutlich sichtbar zu tragen. Es gibt Hunderte von Gründen, in einem Schlachthaus eine Klinge bei sich zu haben. Aber nur einen, sie zu verstecken.
    Er warf einen kurzen Blick über die Schulter und verzog das Gesicht, als sein Hals knackte. Ein weiterer Mann, der dem ersten durchaus ähnelte, schlich aus dieser Richtung auf ihn zu. Glokta hob die Augenbrauen. »Ein paar Halsabschneider? Wie wenig einfallsreich.«
    »Vielleicht nicht besonders einfallsreich, aber Sie werden sicher feststellen, dass sie durchaus ihren Zweck erfüllen.«
    »Also soll ich in einem Schlachthaus abgeschlachtet werden, wie, Morrow? Bei den Metzgern niedergemetzelt! Sand dan Glokta, Herzensbrecher, Gewinner des Turniers, Held des gurkhisischen Krieges, von einem Dutzend Schweinen ausgeschissen!« Er schnaubte vor Lachen und musste sich daraufhin ein wenig Rotz von seiner Oberlippe wischen.
    »Es freut mich, dass Ihnen der Aberwitz daran gefällt«, sagte Morrow, der ein wenig irritiert wirkte.
    »Aber ja doch. An die Schweine verfüttert. Das ist so offensichtlich, dass ich ganz ehrlich zugeben muss, es nicht erwartet zu haben.« Glokta stieß einen langen Seufzer aus. »Aber etwas nicht zu erwarten und nicht darauf vorbereitet zu sein, das sind zwei verschiedene Dinge.«
    Die Bogensehne war über den Lärm der Schweine nicht zu hören. Der grobschlächtige Mann schien zunächst einfach nur auszurutschen und ohne Grund sein schimmerndes Messer fallen zu lassen, bevor er selbst zu Boden stürzte. Dann sah Glokta den Bolzen, der in seiner Seite steckte.
Das ist nun wirklich keine große Überraschung, aber dennoch ist es jedes Mal wieder ein bisschen wie Zauberei.
    Der gedungene Mörder am anderen Ende des Lagerhauses trat entsetzt einen Schritt zurück und übersah dabei Praktikalin Vitari, die lautlos über das Gatter des leeren Pferchs hinter ihm stieg. Metall blitzte in der Dunkelheit auf, als sie die Sehnen auf der Rückseite seines Knies durchtrennte und ihn niederstürzen ließ, und sein Schrei verstummte sofort, als sie ihm ihre Kette fest um den Hals zog.
    Severard ließ sich links neben Glokta leichtfüßig von den Dachbalken fallen, so dass der Dreck schmatzend unter seinen Stiefeln nachgab. Er schlenderte mit dem Flachbogen über der Schulter zu dem Mann, den er niedergeschossen hatte, und schubste das Messer, das jenem aus der Hand gefallen war, mit dem Fuß in die Dunkelheit. »Ich schulde dir fünf Mark«, rief er Frost zu. »Verdammt, hab ich doch glatt sein Herz verfehlt. Die Leber vielleicht?«
    »Leher?«, grunzte der Albino, der aus den Schatten auf der anderen Seite des Lagerhauses hervortrat. Der Verletzte mühte sich auf die Knie und umklammerte dabei den Schaft, der aus seiner Seite ragte, das verzerrte Gesicht dreckbeschmiert. Frost hob seinen Stock, als er an ihm vorüberkam, und gab ihm einen harten Schlag auf den Hinterkopf, der seine Schreie mit einem Knacken beendete und ihn mit dem Gesicht nach vorn in den Dreck sinken ließ. Vitari hatte ihren Gegner währenddessen niedergerungen, kniete auf seinem Rücken und zog die Kette fest um seinen Hals. Seine Gegenwehr wurde schwächer und schwächer und verebbte schließlich ganz.
Ein bisschen mehr totes Fleisch auf dem Boden des Schlachthauses.
    Glokta sah wieder zu Morrow. »Wie schnell sich die Dinge ändern, was, Harlen? Den einen Augenblick sucht jeder

Weitere Kostenlose Bücher