Königsklingen (First Law - Band 3)
viel zu lange weg von den Hohen Höhen und von meinen wunderschönen Kindern und meinen wunderschönen Frauen, und auch die wunderschönen Berge selbst werden mich vermissen. Denkt an die Vorteile, die diese Sache hat. Wenn Bethod uns nicht folgt, dann habt ihr ein paar schöne Nächte in den Hohen Höhen, bevor der Sommer vergeht; ihr könnt euch an meinem Feuer wärmen und meine Lieder hören und die Sonne über den Bergen untergehen sehen. Hört sich das so schlecht an? Wirklich?«
»Denkst du darüber nach, auf den Vorschlag dieses verrückten Drecksacks einzugehen?«, brummte Tul, kaum dass sie außer Hörweite waren. »Hexen und Zauberer und dieser ganze verdammte Quatsch? Das hat er doch alles spontan erfunden!«
Logen kratzte sich das Gesicht. »Er ist nicht annähernd so verrückt, wie er sich anhört. Er hat Bethod die ganzen letzten Jahre widerstanden. Als Einziger. Seit zwölf Wintern hat er sich versteckt, hat kleine Überfälle durchgeführt und ist immer einen Schritt voraus gewesen. Schön, weit oben in den Bergen, aber trotzdem. Man muss so glitschig wie ein Fisch und so hart wie Eisen sein, um das zu schaffen.«
»Du vertraust ihm also?«, fragte Hundsmann.
»Vertrauen?« Logen schnaubte. »Scheiße, nein. Aber seine Fehde mit Bethod geht tiefer als selbst die unsere. Was die Hexe betrifft, so hat er recht, ich habe sie gesehen, und ich habe ein paar andere Dinge im letzten Jahr gesehen ... wenn er sagt, dass sie uns beobachten kann, dann denke ich mal, dass ich ihm das glaube. Und wenn sie uns nicht sieht und Bethod nicht kommt, na, dann haben wir doch nichts verloren?«
Der Hundsmann hatte wieder dieses leere Gefühl, schlimmer denn je. Er sah zu Crummock hinüber, der im Kreise seiner Kinder auf einem Stein saß, und der Verrückte zeigte einen Mund voller gelber Zähne, als er ihm zugrinste. Er war sicherlich kein Mann, an den man all seine Hoffnungen knüpfen wollte, aber Hundsmann fühlte bereits, dass der Wind aus einer anderen Richtung wehte. »Wir gehen trotzdem ein verdammt großes Risiko ein«, brummte er. »Was, wenn Bethod uns einholt und dann doch bekommt, was er will?«
»Wir müssen eben schnell sein!«, knurrte Dow. »Wir sind im Krieg. Man geht halt Risiken ein, wenn man auf Sieg setzt!«
»Hm«, brummte Grimm.
Tul nickte mit seinem großen Kopf. »Wir müssen irgendwas tun. Ich bin nicht hierhergekommen, um Bethod auf einem Berg sitzen zu sehen. Wir müssen ihn dort runterholen.«
»Und zwar an einen Platz, wo wir ihn in die Zange nehmen können!«, zischte Dow.
»Aber es ist deine Entscheidung.« Logen klopfte dem Hundsmann auf die Schulter. »Du bist der Häuptling.«
Er war der Häuptling. Er erinnerte sich, wie sie das beschlossen hatten, damals, als sie an Dreibaums Grab standen. Hundsmann musste zugeben, dass er Crummock am liebsten gesagt hätte, er solle sich ins Knie ficken, um dann umzudrehen, zurückzulaufen und West zu erzählen, dass sie nichts außer Wald gefunden hätten. Aber wenn man einmal eine Aufgabe übernommen hat, dann muss man sie auch erfüllen. Das hätte Dreibaum gesagt. Hundsmann seufzte tief, und das Gefühl in seinem Bauch wurde so intensiv, dass er beinahe glaubte, er müsse sich übergeben. »In Ordnung. Aber dieser Plan wird uns höchstens ins Grab bringen, wenn die Union nicht bereit ist, ihren Beitrag zu leisten und vor allem rechtzeitig an Ort und Stelle zu sein. Wir werden Wildzorn davon erzählen und ihren Häuptling Burr wissen lassen, was wir planen.«
»Wildzorn?«, fragte Logen.
Tul grinste. »Eine lange Geschichte.«
BEIFALL UND BLUMEN
Jezal hatte nicht die geringste Ahnung, warum es so wichtig sein sollte, dass er seine beste Uniform trug.
Das verdammte Ding war steif wie ein Brett und knirschte vor Tressen. Es war dafür entworfen worden, dekorativ stillzustehen, nicht aber zum Reiten, und dementsprechend schnitt ihm die Jacke bei jeder Bewegung seines Pferdes in den Bauch. Aber Bayaz hatte darauf bestanden, und es war überraschend schwer, sich dem alten Narren zu widersetzen. Da spielte es auch keine Rolle, ob Jezal nun den Oberbefehl führte oder nicht. Letztlich hatte er das Gefühl gehabt, es sei leichter, einfach zu tun, was man ihm sagte. Daher fühlte er sich, während er an der Spitze der Kolonne ritt, ziemlich unbehaglich; er zupfte ständig an seiner Jacke und schwitzte heftig in der hellen Sonne. Der einzige Trost dabei war, dass er wenigstens frische Luft zum Atmen hatte. Alle anderen mussten seinen
Weitere Kostenlose Bücher