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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Bayaz’ Lehrling.«
Der magere Lügner mit der Hautfarbe eines Grottenolms.
»Und dann noch Bayaz selbst!«
    »Sie waren zu sechst?«
    »Nur zu sechst!«
    »Eine lange und schwierige Reise. Was gab es am Ende der Welt, das eine derartige Mühe lohnte, von Wasser einmal abgesehen?«
    Langfuß’ Lippen bebten. »Nichts!« Glokta verzog das Gesicht und stupste den großen Zeh des Wegkundigen mit dem Hammerkopf an. »Es war nicht da! Das, wonach Bayaz suchte! Es war nicht da! Er sagte, man habe ihn hereingelegt!«
    »Was war es, von dem er dachte, dass es sich dort befand?«
    »Er sagte, es sei ein Stein!«
    »Ein Stein?«
    »Die Frau hat ihn gefragt. Er sagte, es sei ein Stein ... ein Stein von der Anderen Seite.« Der Wegkundige schüttelte den nass geschwitzten Kopf. »Eine unheilige Vorstellung! Ich bin froh, dass wir etwas Derartiges nicht fanden. Bayaz nannte es den Samen!«
    Glokta fühlte, wie das Grinsen von seinem Gesicht schmolz.
Der Samen. Ist das jetzt Einbildung, oder ist der Raum kälter geworden?
»Was hat er sonst noch davon erzählt?«
    »Nur Mythen und Unsinn!«
    »Sagen Sie es mir trotzdem.«
    »Geschichten über Glustrod und das zerstörte Aulcus, und vom Gestaltannehmen und Gesichterstehlen! Davon, wie man zu Teufeln spricht und wie man sie herbeiruft. Von der Anderen Seite.«
    »Was sonst noch?« Glokta versetzte Langfuß’ Zeh einen festeren Stups mit dem Hammer.
    »Ah! Ah! Er sagte, der Samen sei etwas aus der Unterwelt! Er sei ein Überbleibsel aus der Zeit vor der Alten Zeit, als die Dämonen auf der Erde wandelten! Er sagte, er sei eine große und mächtige Waffe! Er wollte sie benutzen, gegen die Gurkhisen! Gegen den Propheten!«
Eine Waffe aus der Zeit vor der alten Zeit. Wie man Dämonen herbeiruft und eine andere Gestalt annimmt.
Kanedias schien grimmiger denn je von der Wand herabzusehen, und Glokta verzog das Gesicht. Er erinnerte sich an den albtraumhaften Besuch im Haus des Schöpfers, an die Lichtmuster auf dem Fußboden und an die sich bewegenden Ringe in der Dunkelheit. Er wusste noch, wie er auf das Dach getreten war und hoch über der Stadt gestanden hatte, ohne auch nur eine einzige Treppenstufe gegangen zu sein.
    »Sie haben ihn nicht gefunden?«
    »Nein! Er war nicht da!«
    »Und dann?«
    »Das war alles! Wir kamen über die Berge zurück. Wir bauten ein Floß und fuhren auf dem großen Aos bis zum Meer. In Calcis bestiegen wir ein Schiff, und jetzt sitze ich vor Ihnen!«
    Glokta kniff die Augen zusammen und betrachtete sorgsam das Gesicht seines Gefangenen.
Da gibt es noch mehr. Das kann ich sehen.
»Was verschweigen Sie mir?«
    »Ich habe Ihnen alles gesagt! Ich habe kein Talent, mich zu verstellen!«
Damit zumindest spricht er die Wahrheit. Seine Lügen sind offenkundig.
    »Wenn Ihr Dienstverhältnis beendet ist, wieso sind Sie dann noch in der Stadt?«
    »Weil ... weil ...« Die Augen des Wegkundigen huschten durch den Raum.
    »Oh, meine Güte, nein.« Der schwere Hammer krachte mit Gloktas ganzer verkrüppelter Stärke herab und zerquetschte Langfuß’ großen Zeh mit einem dumpfen Schlag. Der Wegkundige starrte seinen Fuß an, und seine Augen quollen aus ihren Höhlen.
Ah, dieser herrliche, entsetzliche Augenblick zwischen dem Anstoßen des Zehs und dem Einsetzen des Schmerzes. Jetzt kommt er. Jetzt kommt ...
Langfuß stieß einen lauten Schrei aus, wand sich in seinem Stuhl, das Gesicht vor Schmerz verzerrt.
    »Ich kenne das Gefühl«, sagte Glokta, der gequält dreinblickte, während er die eigenen verbliebenen Zehen in seinem schweißnassen Stiefel hin und her bewegte. »Ich kenne es, wirklich und wahrhaftig, und ich fühle mit Ihnen. Erst der blendende Blitz des Schmerzes, dann kriecht die Übelkeit und schwindelerregende Schwäche des zerschmetterten Knochens im Körper hoch, danach beginnt das Bein langsam zu pochen, und der Schmerz zieht das Wasser aus den Augen und lässt den ganzen Körper erzittern.« Langfuß keuchte und winselte, Tränen glitzerten auf seinen Wangen. »Und was kommt danach? Wochenlanges Humpeln? Monatelanges verkrüppeltes Hinken? Und wenn der nächste Schlag Ihren Knöchel trifft?« Glokta tippte mit der Seite des Hammerkopfes gegen Langfuß’ Schienbein. »Oder gleich direkt Ihre Kniescheibe, was dann? Werden Sie je wieder gehen können? Ich kenne diese Empfindungen gut, das können Sie mir glauben.«
Wie kann es dann sein, dass ich sie jetzt anderen Menschen zufüge?
Er zuckte mit den verdrehten Schultern.
Das Leben ist voller

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