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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Stimmen mit seinen zusammenwerfen. Wer hätte das gedacht? Der Geschlossene Rat vereint.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Es sind wahrlich seltsame Zeiten.«
    »Das sind sie sicherlich, Euer Gnaden.« Glokta kam mühsam auf die Beine und verzog schmerzerfüllt das Gesicht, als er das Gewicht auf sein brennendes Bein verlagerte und durch den düsteren, widerhallenden Raum zur Tür humpelte.
Dennoch seltsam, wie gelassen es unser Kronrichter nimmt, dass er morgen seine Stellung verlieren könnte. Selten habe ich einen Mann mit mehr Ruhe gesehen.
Er hielt inne, als er den Türgriff berührte.
Man könnte beinahe glauben, er weiß etwas, von dem wir noch nichts wissen. Man könnte beinahe glauben, er hätte schon einen Plan.
    Er wandte sich noch einmal um. »Kann ich Ihnen vertrauen, Herr Kronrichter?«
    Marovia sah ruckartig auf, das Tranchiermesser in der Hand. »Was für eine herrlich kuriose Frage von einem Mann in Ihrem Beruf. Ich würde sagen, Sie können mir insoweit vertrauen, dass ich in meinem eigenen Interesse handeln werde. Eben so weit, wie ich Ihnen vertraue, dass Sie dasselbe tun. Weiter als das reicht unsere Vereinbarung nicht. Und das sollte sie auch nicht. Sie sind ein kluger Mann, Herr Superior, Sie bringen mich zum Lächeln.« Damit wandte er sich wieder seinem Braten zu, stach mit einer Gabel hinein und ließ das Blut herausrinnen. »Sie sollten sich einen anderen Dienstherrn suchen.«
    Glokta schlurfte hinaus.
Ein hübscher Vorschlag. Aber ich habe schon zwei mehr, als mir lieb ist.
     
    Der Gefangene war von ausgemergeltem, sehnigem Körperbau, wie immer nackt und mit einem Sack über dem Kopf, die Hände hinter dem Rücken sicher zusammengebunden. Glokta sah zu, als Frost ihn aus den Zellen in den Raum mit der Kuppeldecke brachte; seine stolpernden Füße patschten auf den kalten Boden.
    »Er war nicht allzu schwer zu erwischen«, sagte Severard. »Er hatte sich schon vor einer Weile von den anderen getrennt, aber seitdem hing er in der Stadt herum wie alter Pissgeruch. Wir haben ihn gestern Nacht aufgelesen.«
    Frost schleuderte den Gefangenen auf einen Stuhl.
Wo bin ich? Wer hält mich gefangen? Was wollen sie? Ein schrecklicher Moment, kurz bevor die Arbeit beginnt. Das Entsetzen und die Hilflosigkeit, das übelkeiterregende Gefühl einer Vorahnung. Meine eigene Erinnerung daran wurde kürzlich wieder aufgefrischt, von der entzückenden Magisterin Eider. Allerdings hat man mich unbelästigt wieder freigelassen.
Der Gefangene saß da, den Kopf zu einer Seite geneigt; das Sackleinen bewegte sich im Rhythmus seines hastigen Atmens vor dem Mund hin und her.
Ich bezweifle doch sehr, dass er dasselbe Glück haben wird.
    Gloktas Augen glitten zögernd zu dem Gemälde über dem verhüllten Kopf des Gefangenen.
Unser alter Freund Kanedias.
Das gemalte Gesicht starrte ihn finster von der Deckenkuppel an, die Arme ausgebreitet, hinter ihm das farbenfroh lodernde Feuer.
Der Schöpfer stürzte brennend
... Er wog den schweren Hammer nachdenklich in der Hand. »Dann lasst es uns mal hinter uns bringen.« Severard riss den Leinensack mit theatralischem Schwung herunter.
    Der Wegkundige blinzelte ins helle Lampenlicht, ein wettergegerbtes Gesicht, gebräunt und von tiefen Falten durchzogen, mit rasiertem Kopf wie ein Priester.
Oder wie ein geständiger Verräter natürlich.
    »Ihr Name ist Bruder Langfuß?«
    »Ja, so ist es! Vom erlauchten Orden der Wegkundigen! Ich versichere Ihnen, dass ich mich keines Verbrechens schuldig gemacht habe!« Die Worte sprudelten aus ihm heraus. »Ich habe nichts Ungesetzliches getan, o nein.
    Das wäre auch gar nicht meine Art. Ich kann mir keinen Grund denken, weshalb ich auf diese grobe Weise behandelt werden sollte! Keinen einzigen!« Sein Blick glitt nach unten, und er sah den Amboss, der auf dem Boden zwischen ihm und Glokta glänzte, dort, wo sonst der Tisch gestanden hätte. Seine Stimme ging eine volle Oktave höher. »Der Orden der Wegkundigen ist äußerst angesehen, und ich bin ein Mitglied von sehr gutem Ruf! Von ausgezeichnetem Ruf! Das Auffinden von Wegen ist das erste meiner vielen bemerkenswerten Talente, ja, so ist es, das erste von ...«
    Glokta schlug mit dem Hammer gegen die Oberseite des Ambosses; der dröhnende Ton hätte die Toten wecken können. »Klappe! Halten!« Der kleine Mann blinzelte und glotzte, aber er hielt die Klappe. Glokta sank wieder in seinen Sessel, knetete den verdorrten Schenkel, und der Schmerz kroch prickelnd den Rücken empor.

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