Königsklingen (First Law - Band 3)
Geheimnisse.
»Noch einmal?« Und damit hob er den Hammer erneut.
»Nein! Nein! Warten Sie!«, heulte Langfuß. »Der Priester! Gott helfe mir, ein Priester kam zu unserem Orden! Ein gurkhisischer Priester! Er sagte, dass der Erste der Magi eines Tages nach einem Wegkundigen fragen würde und dass man ihn dann davon unterrichten solle. Und dass er auch zu erfahren wünschte, was anschließend geschah! Er stieß Drohungen aus, schreckliche Drohungen, und wir konnten nicht anders, wir mussten gehorchen! Ich habe in der Stadt auf einen anderen Wegkundigen gewartet, der ihm die Nachrichten überbringen soll! Erst heute Morgen habe ich diesem Mann all das erzählt, was ich auch Ihnen berichtet habe! Ich stand im Begriff, Adua zu verlassen, das schwöre ich!«
»Wie lautete der Name des Priesters?« Langfuß sagte nichts. Seine feuchten Augen waren geweitet, der Atem fuhr zischend durch seine Nase.
Oh, wieso müssen sie mich immer wieder so auf die Probe stellen?
Glokta sah auf den Zeh des Wegkundigen. Er schwoll bereits an und hatte sich verfärbt, an den Seiten zeigten sich schwarze Blutblasen, der Nagel hatte ein dunkles Lila angenommen, das am Rand zornig rot leuchtete. Glokta stieß hart das Ende des Hammergriffs auf den verwundeten Zeh. »Der Name des Priesters! Der Name! Der Name! Der ...«
»Aaargh! Mamun! Gott helfe mir! Sein Name lautete Mamun!«
Mamun. Yulwei hat von ihm erzählt, damals in Dagoska. Der erste Lehrling des Propheten. Gemeinsam brachen sie das Zweite Gebot, gemeinsam verzehrten sie das Fleisch von Menschen.
»Mamun. Ich verstehe. Nun.« Glokta beugte sich vor und reckte den Hals, wobei er das hässliche Kribbeln ignorierte, das über seine verdrehte Wirbelsäule lief. »Was macht Bayaz hier?«
Langfuß starrte ihn mit leerem Blick an, und ein langer Speichelfaden hing von seiner Unterlippe. »Ich weiß es nicht!«
»Was will er hier bei uns? Was will er in der Union?«
»Ich weiß es nicht! Ich habe Ihnen alles erzählt!«
»Es verursacht mir heftige Qual, mich so weit vorzubeugen. Und das wird mir allmählich lästig.« Glokta runzelte die Stirn und hob den Hammer, dessen polierter Kopf schimmerte.
»Ich suche nur Wege von hier nach dort! Ich suche nur Wege! Bitte! Nein!« Langfuß kniff die Augen zusammen, die Zunge zwischen die Zähne gepresst.
Jetzt kommt der Schlag. Jetzt kommt er. Jetzt kommt er ...
Glokta warf den Hammer scheppernd auf den Boden und lehnte sich zurück, dann bewegte er seine schmerzenden Hüften schaukelnd hin und her, um das dumpfe Pochen zu verdrängen. »Nun gut«, seufzte er, »ich gebe mich damit zufrieden.«
Der Gefangene öffnete erst ein verkniffenes Auge, dann das andere. Er sah voll Hoffnung auf. »Dann kann ich gehen?«
Severard lachte leise hinter seiner Maske. Selbst Frost gab eine Art Zischen von sich. »Natürlich können Sie gehen.« Glokta zeigte sein leeres Lächeln. »Sie können wieder unter Ihren Sack gehen.«
Das Gesicht des Wegkundigen wurde schlaff vor Entsetzen. »Gott erbarme sich meiner.«
Wenn es einen Gott gibt, dann kennt er kein Erbarmen.
KRIEGSGLÜCK
Lord Marschall Burr war damit beschäftigt, einen Brief zu schreiben, aber er sah lächelnd auf, als West den Stoff der Zelttür zurückgleiten ließ.
»Wie geht es Ihnen, Herr Oberst?«
»Recht gut, Herr Marschall, vielen Dank. Die Vorbereitungen sind beinahe abgeschlossen. Wir sollten bei Morgengrauen aufbrechen können.«
»So tüchtig wie immer. Was täte ich nur ohne Sie?« Burr deutete auf den Dekanter. »Wein?«
»Danke, gern.« West schenkte sich ein Glas ein. »Möchten Sie auch einen Schluck?«
Burr wies auf die zerbeulte Feldflasche neben seinem Ellenbogen. »Ich glaube, aus Gründen der Vorsicht sollte ich lieber bei Wasser bleiben.«
West verzog schuldbewusst das Gesicht. Eigentlich hatte er nicht das Gefühl, diese Frage stellen zu dürfen, aber nun gab es kein Zurück mehr. »Wie fühlen Sie sich denn?«
»Viel besser, danke der Nachfrage. Viel, viel besser.« Burr zog eine Grimasse, hielt sich die zur Faust geballte Hand vor den Mund und rülpste. »Noch nicht ganz wiederhergestellt, aber doch auf dem Wege der Besserung.« Als wollte er das beweisen, erhob er sich leichtfüßig von seinem Stuhl und ging zu der Landkarte hinüber, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sein Gesicht hatte tatsächlich wieder etwas Farbe angenommen. Er stand nun auch nicht mehr vornübergebeugt und schwankend, als ob er jeden Augenblick stürzen würde.
»Herr Marschall
Weitere Kostenlose Bücher