Königsklingen (First Law - Band 3)
... ich wollte mit Ihnen sprechen, wegen der Schlacht bei Dunbrec.«
Burr wandte sich um. »Hinsichtlich welchen Aspekts?«
»Als Sie krank waren ...« West zögerte, die nächsten Worte auszusprechen, dann aber brachen sie doch aus ihm hervor. »Ich habe nicht nach dem Feldscher geschickt! Das hätte ich tun können, aber ...«
»Es erfüllt mich mit Stolz, dass Sie es nicht taten.« West blinzelte. Auf diese Antwort hatte er kaum zu hoffen gewagt. »Sie haben sich so entschieden, wie ich es mir gewünscht hätte. Es ist wichtig, dass ein Offizier sich um seine Männer sorgt, aber es ist entscheidend, dass er es damit nicht übertreibt. Er muss in der Lage sein, seine Männer Gefahren auszusetzen. Er muss in der Lage sein, sie in den Tod zu schicken, wenn er das für nötig hält. Er muss in der Lage sein, Opfer zu bringen und abzuwägen, was insgesamt gesehen das Beste ist, ohne dass er bei seiner Wahl zu sehr auf sein Gefühl hört. Deswegen mag ich Sie, West. Sie haben durchaus Mitgefühl, aber Sie sind auch sehr eisern. Ohne eine gewisse ... Unbarmherzigkeit kann man kein großer Befehlshaber sein.«
West wusste nicht, was er sagen sollte. Der Lord Marschall lachte unterdrückt und schlug dann mit der flachen Hand auf den Tisch. »Und wie es aussieht, ist dadurch auch kein Schaden entstanden, nicht wahr? Wir haben die Linien gehalten, die Nordmänner aus Angland herausgedrängt, und ich bin auch mit dem Leben davongekommen, wie Sie sehen können!«
»Ich bin wirklich froh, dass es Ihnen besser geht, Herr Marschall.«
Burr grinste. »Allmählich sieht die Lage ein wenig besser aus. Wir können uns wieder frei bewegen, unsere Versorgungslinien sind gesichert, und das Wetter ist endlich trocken. Wenn der Plan klappt, den sich Ihr Hundsmann ausgedacht hat, dann haben wir gute Aussichten darauf, Bethod in ein paar Wochen zu erledigen. Die Nordmänner haben sich als verdammt mutige und nützliche Verbündete erwiesen!«
»Das ist wahr.«
»Aber diese Falle muss sorgfältig mit einem Köder versehen und im richtigen Moment gespannt werden.« Burr sah auf die Landkarte und wippte energiegeladen auf den Absätzen. »Kommen wir zu früh, könnte Bethod uns entschlüpfen. Kommen wir zu spät, werden unsere Nordmannfreunde unter Umständen zermalmt, bevor wir sie erreichen. Wir müssen dafür sorgen, dass Poulder und Kroy verdammt noch mal nicht herumtrödeln!« Er verzog das Gesicht und legte die Hand auf den Bauch, dann griff er nach der Feldflasche und trank einen Schluck Wasser.
»Ich würde sagen, Sie haben sie allmählich gut abgerichtet, Herr Marschall.«
»Glauben Sie das nur nicht. Sie warten lediglich auf die Gelegenheit,. mir ein Messer zwischen die Rippen zu rammen, alle beide! Und jetzt ist der König tot. Wer weiß, wer seine Stelle einnehmen wird? Ein König wird gewählt! Haben Sie so etwas schon einmal gehört?«
Wests Mund war unangenehm trocken. Er konnte es sich kaum begreiflich machen, dass er an dieser ganzen Sache einen gewissen Anteil gehabt hatte. Allerdings wäre es keine gute Idee gewesen, sich dazu zu bekennen, wenn man bedachte, dass dieser Anteil darin bestanden hatte, den Thronerben kaltblütig zu ermorden. »Was glauben Sie, wen wird man wählen?«, krächzte er.
»Ich bin kein Höfling, West, auch wenn ich einen Sitz im Geschlossenen Rat innehabe. Brock vielleicht, oder Ischer? Aber eines kann ich Ihnen mit Sicherheit sagen – wenn Sie glauben, dass es hier blutig zugeht, dann wird zu Hause in Midderland doppelt so viel Gewalt angewandt und halb so viel Milde gewährt.« Der Marschall rülpste, schluckte und schob sich wieder die Hand auf den Bauch. »Gah. Kein Nordmann ist so unbarmherzig wie die Geier im Geschlossenen Rat, wenn sie einmal richtig in Fahrt kommen. Und was wird sich ändern, wenn sie ihren neuen Mann in die Staatsgewänder gehüllt haben? Nicht viel, meine ich. Nicht viel.«
»Das ist anzunehmen, Herr Marschall.«
»Ich würde sagen, wir haben keine Möglichkeit, Einfluss darauf zu nehmen. Wir sind doch nichts weiter als zwei ungeschlachte Soldaten, oder, West?« Burr trat wieder näher an die Landkarte heran und verfolgte den geplanten Weg durch die Berge nach Norden; sein dicker Zeigefinger glitt zischend über das Papier. »Wir müssen unbedingt bei Sonnenaufgang zum Aufbruch bereit sein. Möglicherweise zählt jede Stunde. Poulder und Kroy haben ihre Befehle?«
»Unterschrieben und zugestellt. Und sie begreifen auch die Dringlichkeit. Keine Sorge, Herr
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