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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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gegenüber, wenn Bethod hier auftaucht, du verrücktes Arschloch! Du hast verdammt recht, ich will eine Mauer, und du hast behauptet, hier gäbe es eine!«
    »Aber du hast es selbst gesagt, mein Freund.« Crummock hatte einen sanften Ton angeschlagen und sprach langsam wie zu einem Kind, während er sich mit einem seiner dicken Finger seitlich gegen den Kopf tippte. »Ich bin verrückt! Verrückt wie ein Sack Eulen, das sagt jeder! Ich kann mir nicht einmal die Namen meiner eigenen Kinder merken. Wer weiß schon, was ich mir unter einer Mauer vorstelle? Ich weiß die meiste Zeit selbst nicht, wovon ich rede, und ihr seid so blöd und glaubt mir? Da müsst ihr wohl selbst verrückt sein!«
    Logen rieb sich die Nasenwurzel und stöhnte. Hundsmanns Carls versammelten sich allmählich in der Nähe; sie beäugten den moosbewachsenen Steinhaufen und sprachen leise miteinander, wobei sie nicht besonders glücklich aussahen. Logen konnte ihnen das nicht verübeln. Es war ein langer, heißer Marsch gewesen, den sie gerade zurückgelegt hatten, um an seinem Ende nun das hier vorzufinden. Aber sie hatten keine Wahl, soweit er sehen konnte. »Es ist ein bisschen zu spät, eine bessere zu bauen«, grollte er. »Wir werden mit dem zurechtkommen müssen, was wir hier haben.«
    »So ist es, Blutiger Neuner, du brauchst keine Mauern, und du weißt es!« Crummock klatschte Logen mit seiner breiten, fetten Hand auf den Arm. »Du kannst nicht sterben! Du stehst in der Gunst des Mondes, mein feiner neuer Freund, mehr als alle anderen! Du kannst nicht sterben, nicht, wenn der Mond über dich wacht! Du kannst nicht ...«
    »Halt’s Maul«, sagte Logen.
    Sie schlurften schlecht gelaunt den Hang zum Tor hinauf. Crummock stieß einen Ruf aus, und die alten Türen öffneten sich zitternd. Auf jeder Seite standen zwei misstrauisch dreinblickende Bergmenschen, deren Augen ihnen folgten, als sie eintraten. Müde und brummend schlurften die Männer eine steile Rampe empor, die in den Fels gehauen worden war, und erreichten schließlich einen ebenen Platz. Er lag wie ein Sattel zwischen den beiden Bergspitzen und maß vielleicht hundert Schritt in der Breite und zweihundert in der Länge, umgeben von steilen Felsklippen. An den Rändern standen einige Holzhütten und Schuppen, grün mit altem Moos bewachsen, und vor der Felswand duckte sich eine eingesunkene, steinerne Halle, aus deren viereckigem Kamin eine Rauchfahne zog. Direkt daneben war eine schmale Treppe in den Stein gehauen worden, die zu der Plattform oben auf dem Turm führte.
    »Kein Fluchtweg«, brummte Logen, »falls die Sache schiefgeht.«
    Crummocks Grinsen wurde nur noch breiter. »’türlich nicht. Das ist doch der Sinn und Zweck des Ganzen, oder? Bethod wird denken, er hätte uns wie Käfer in einer Flasche.«
    »Hat er dann auch«, grollte der Hundsmann.
    »Schön, aber dann kommen ja eure Freunde hinter ihm her, und dann wird er den Vater aller Schrecken bekommen, nicht wahr? Das alles lohnt sich schon allein wegen des Gesichts, das er dann machen wird, dieses Scheiße fressende Arschloch!«
    Logen verzog nachdenklich den Mund und spuckte auf den steinigen Boden. »Ich frage mich, wie wir wohl aus der Wäsche gucken werden, wenn diese Zeit gekommen ist? Ziemlich schlaff und leichenähnlich, würde ich mal vermuten.« Eine Herde struppiger Schafe stand eng zusammengedrängt in einem Pferch; die Tiere guckten mit großen Augen in die Gegend und blökten. Eingeschlossen und hilflos. Logen wusste genau, wie ihnen zumute war. Wenn man von innen, vom erhöhten Boden aus, in Richtung der Mauer blickte, dann war sie kaum zu sehen. Wer lange Beine hatte, hätte ohne weiteres auf den Wehrgang treten und hinter den zerfallenden, moosbewachsenen Steinen stehen können, die als Brustwehr durchgehen sollten.
    »Zerbrich dir nicht deinen hübschen Kopf über solche Nichtigkeiten, Blutiger Neuner«, lachte Crummock. »Meine Festung könnte solider gebaut sein, das will ich gelten lassen, aber das Gelände an sich ist auf unserer Seite, und die Berge und der Mond – sie alle sehen lächelnd auf unser mutiges Unterfangen hinab. Dies ist ein starker Ort mit starker Geschichte. Kennt ihr nicht die Geschichte von Laffa dem Tapferen?«
    »Kann ich nicht behaupten.« Logen war sich auch nicht sicher, ob er sie jetzt hören wollte, aber er war es schon lange gewöhnt, dass er nicht das bekam, was er gern wollte.
    »Laffa war ein großer Räuberhauptmann unter den Bergmenschen, vor langer Zeit. Er

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