Königsklingen (First Law - Band 3)
er.
»Und ich, auch für Luthar!« Das war Wetterlant, dessen tief liegende Augen ebenso wenig Gefühl preisgaben wie an dem Tag, als er die Enten gefüttert hatte.
Bessere Angebote, wie, meine Herren? Oder schlagkräftigere Drohungen?
Glokta sah kurz zu Bayaz. Ein leichtes Lächeln lag auf den Zügen des Magus, während er beobachtete, wie weitere Männer von ihren Bänken aufsprangen, um dem angeblich leiblichen Sohn Guslavs des Fünften ihre Unterstützung zu versichern. Und immer noch war von draußen das Geschrei der Menge in der Stadt zu hören.
»Luthar! Luthar! Luthar!«
Als das Entsetzen sich allmählich legte, begann Gloktas Hirn zu arbeiten.
Also deswegen hat unser Erster der Magi zu Luthars Gunsten beim Turnier betrogen. Deswegen hat er ihn die ganze Zeit in seiner unmittelbaren Nähe gehalten. Deswegen hat er ihn für eine so aufsehenerregende Mission abkommandieren lassen. Hätte er irgendeinen Niemand als Sohn des Königs präsentiert, hätte man ihn im Saal ausgelacht. Aber Luthar, man mag ihn lieben oder hassen, ist einer von uns. Er ist bekannt, er ist vertraut, er ist ... annehmbar.
Glokta betrachtete Bayaz nun mit einem Blick, der an Bewunderung grenzte.
Kleine Mosaiksteinchen, die geduldig jahrelang vorbereitet wurden, um nun vor unseren ungläubigen Augen alle an die richtige Stelle zu rutschen und ein fertiges Bild zu ergeben. Und gibt es nichts, was wir tun könnten, außer nach seiner Pfeife zu tanzen?
Sult lehnte sich seitlich zu Glokta hinüber und zischte dem Superior ins Ohr: »Dieser Bursche, dieser Luthar, was ist er für ein Mann?«
Glokta sah mit gerunzelter Stirn zu dem Genannten hinüber, der immer noch wie vom Donner gerührt an der Wand stand. In diesem Augenblick machte er den Eindruck, als sei ihm kaum die Herrschaft über seine Gedärme zuzutrauen, von der Herrschaft über ein Land gar nicht zu reden.
Dennoch hätte man mehr oder weniger dasselbe auch über unseren früheren König sagen können, und er hat seine Pflicht stets bewundernswert versehen. Seine Pflicht, dazusitzen und zu sabbern, während wir für ihn regiert haben.
»Vor dieser Reise ins Ausland, Euer Eminenz, war er einer der hohlköpfigsten, rückgratlosesten und eitelsten jungen Narren im ganzen Land. Als ich allerdings das letzte Mal mit ihm sprach ...«
»Perfekt!«
»Aber, Euer Eminenz, Sie erkennen doch sicherlich, dass all das Bayaz in die Hände spielt ...«
»Mit diesem alten Narren werden wir uns später beschäftigen. Ich lasse mich beraten.« Sult wandte sich, ohne eine Antwort abzuwarten, zur anderen Seite, um Marovia etwas zuzuzischen. Schließlich sahen die beiden alten Männer zum Offenen Rat hinüber, gaben ihre Zeichen und nickten den Männern zu, deren Stimmen sie kontrollierten. Und währenddessen lächelte Bayaz weiter.
So wie ein Konstrukteur vielleicht lächelt, wenn seine Maschine zum ersten Mal läuft und genauso funktioniert, wie er gedacht hat.
Der Magus fing Gloktas Blick auf und nickte ihm kaum merklich zu. Glokta konnte nur die Achseln zucken und die Geste mit einem zahnlosen Grinsen erwidern.
Ich frage mich, ob wohl noch eine Zeit kommen wird, in der wir uns alle wünschen werden, für Brock gestimmt zu haben.
Marovia sprach inzwischen hastig mit Hoff. Der Lord Schatzmeister runzelte die Stirn, nickte, wandte sich dem Haus zu und gab dem Ratssprecher ein Zeichen, der daraufhin mit lauten, heftigen Schlägen Aufmerksamkeit einforderte.
»Edle Herren des Offenen Rates!«, brüllte Hoff, nachdem ein wenig mehr Ruhe eingekehrt war. »Das Erscheinen eines leiblichen Sohnes gibt dieser Entscheidung ein ganz anderes Gesicht! Offenbar schenkt uns das Schicksal die Möglichkeit, das Herrschergeschlecht Arnaults ohne Zweifel und Konflikte aufrechtzuerhalten!«
Das Schicksal? Ich vermute, wir haben das vielmehr einem Wohltäter zu verdanken, dem wesentlich weniger egal ist, was geschieht.
»Angesichts dieser außergewöhnlichen Umstände und der starken Unterstützung, die bereits von Mitgliedern dieses Hauses geäußert wurde, ist der Geschlossene Rat der Meinung, dass nun eine außergewöhnliche Wahl stattfinden sollte. Eine Abstimmung, die ausschließlich klären soll, ob der Mann, der früher als Jezal dan Luthar bekannt war, mit sofortiger Wirkung zum Hochkönig der Union erklärt werden sollte!«
»Nein!«, brüllte Brock, dem die Adern am Hals hervortraten. »Ich protestiere aufs Schärfste!« Aber er hätte ebenso gut gegen die kommende Flut protestieren können. Überall
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