Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
du umgebracht, Pa?« Das musste Crummocks Tochter sein.
    »Mehr, als ich mich erinnern kann. Dein Vater mag zwar manchmal nicht ganz richtig im Kopf sein, aber er ist ein übler Feind. Einer der Schlimmsten. Du wirst sehen, dass das die Wahrheit ist, wenn Bethod und seine Arschkriecher hier anklopfen.« Er hob den Kopf und sah Logen durch die Nacht kommen. »Ich schwöre, und ich zweifle nicht daran, dass auch Bethod es beschwören würde: Es gibt nur einen Drecksack im ganzen Norden, der noch gemeiner, blutrünstiger und härter ist als dein Vater.«
    »Wer ist das?«, fragte der Junge mit dem Schild. Logen spürte ein elendes Gefühl im Magen, als sich Crummocks Arm hob und auf ihn deutete.
    »Na, da steht er. Der Blutige Neuner.«
    Das Mädchen starrte Logen an. »Der ist doch gar nichts. Den könntest du doch plattmachen, Pa!«
    »Bei den Toten, ich nicht! So etwas darfst du nicht mal sagen, Kleine, damit ich hier keine Pisspfütze mache, die tief genug wäre, um dich darin zu ersäufen.«
    »Er sieht nicht besonders beeindruckend aus.«
    »Das sei euch allen dreien eine Lehre. Nicht besonders beeindruckend auszusehen, nicht viel zu sagen, kein großes Aufsehen zu machen, das ist ein erster guter Schritt, um wirklich gefährlich zu sein, was, Neunfinger? Wenn man dann den Teufel aus dem Sack lässt, ist es ein doppelter Schreck für das arme Schwein, das einem gegenübersteht. Schreck und Überraschung, meine kleinen Schönen, und schnelles Zuschlagen, und kein Mitleid. Das zeichnet einen Mann aus, der gut ist im Töten. Größe und Kraft und eine schöne laute Stimme sind am rechten Ort auch nicht zu verachten, aber sie sind gar nichts im Vergleich zu der mordlüsternen, unheimlichen, gnadenlosen Schnelligkeit, was, Blutiger Neuner?«
    Es war eine harte Lektion für Kinder, aber Logens Vater hatte sie ihm auch beigebracht, als er noch klein war, und er hatte sie all die Jahre im Kopf behalten. »Es ist leider wahr. Wer als Erster zuschlägt, trägt auch oft den Sieg davon.«
    »So ist es!«, rief Crummock und klatschte sich auf die dicken Schenkel. »Gut gesagt! Aber das ist ein glücklicher Umstand, kein trauriger. Ihr erinnert euch doch an den alten Wilum, nicht wahr, Kinderchen?«
    »Den hat der Donner geholt«, rief der Junge mit dem Schild, »bei einem Sturm, oben auf den Hohen Höhen!«
    »So war es! Einen Augenblick stand er da, im nächsten gab’s einen Krach, als ob die Welt einstürzt, und einen Blitz, hell wie die Sonne, und Wilum war tot wie meine Stiefel!«
    »Seine Füße haben geraucht!«, lachte das Mädchen. »Das taten sie, Isern. Du hast gesehen, wie schnell er gestorben ist, wie groß der Schreck war und wie wenig Gnade der Blitz zeigte. Tja.« Crummocks Blick glitt zu Logen. »Und so ist es, wenn man mit dem Mann dort drüben Streit anfängt. Im einen Augenblick sagt ihr ein falsches Wort, und im nächsten?« Er klatschte kräftig in die Hände, so dass die Kinder zusammenzuckten. »Schickt er euch zurück in den Schlamm. Schneller als der Himmel Wilum tötete und mit noch weniger Bedauern. Euer Leben hängt an einem seidenen Faden, sobald ihr bis auf zwei Schritt an diesen so ungefährlich aussehenden Drecksack herankommt, stimmt das nicht, Blutiger Neuner?«
    »Nun ...« Logen fand das wenig angenehm.
    »Wie viele Männer hast du denn dann schon umgebracht?«, fragte das Mädchen und streckte das Kinn vor.
    Crummock lachte und wuschelte ihr durchs Haar. »So hohe Zahlen gibt es nicht, Isern! Er ist der Beste, wenn es ums Töten geht! Kein anderer Mann ist gefährlicher, nirgendwo unter dem Mond.«
    »Und was ist mit dem Gefürchteten?«
    »Ooooh«, säuselte Crummock und lächelte über das ganze Gesicht. »Der ist kein Mann, Scofen. Er ist etwas anderes. Aber wenn ich drüber nachdenke: Fenris der Gefürchtete und der Blutige Neuner, wenn die aufeinander losgehen?« Er rieb sich die Hände. »Na,
das
wäre mal ein Kampf, den ich wirklich gern sähe.
Das
wäre ein Kampf, auf den der Mond gern hinableuchtete.« Seine Augen hoben sich zum Himmel, und Logen folgte seinem Blick. Der Mond stand hoch oben am schwarzen Himmel, groß und weiß, und glühte wie junges Feuer.

ALTE MÄNNER
    Die hohen Fenster waren weit geöffnet und ließen eine gnädige Brise in den großzügigen Salon strömen. Sie bedachte Jezals verschwitztes Gesicht hin und wieder mit ihrem kühlenden Kuss und brachte die riesigen, uralten Wandbehänge zum Flattern und Rascheln. Alles in diesem Raum war übergroß – die

Weitere Kostenlose Bücher