Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
hoben sich in großer Zahl die Arme in die Höhe. Die Stadträte von Westport, die Männer von Lord Ischer, die Wähler, die Sult und Marovia bedrängt und bestochen hatten. Glokta sah noch viele, viele weitere, Männer, von denen er gedacht hatte, sie seien unentschlossen oder fest mit diesem oder jenem verbündet.
Und sie alle unterstützen Luthar mit einer Geschwindigkeit, die stark dafür spricht, dass dies von langer Hand vorbereitet war.
Bayaz saß mit verschränkten Armen zurückgelehnt da und sah zu, wie die Arme hochgereckt wurden. Schon war unübersehbar klar, dass mehr als die Hälfte des Saales für Luthar war.
    »Ja!«, zischte der Erzlektor, ein triumphierendes Lächeln auf dem Gesicht. »Ja!«
    Jene, die ihre Arme unten behalten hatten, Männer, die zu Brock hielten, oder zu Barezin oder Heugen, sahen sich mit großen Augen um, verblüfft und nicht nur ein wenig darüber entsetzt, wie die Ereignisse sie förmlich überrannt hatten.
Wie schnell ihnen die Möglichkeit der Machtergreifung durch die Finger geglitten ist. Und wer könnte es ihnen verdenken? Es war ein Tag voller Überraschungen für uns alle.
    Lord Brock unternahm einen letzten Versuch und hob einen Finger, als wolle er Luthar erstechen, der noch immer an der Wand stand. »Welche Beweise haben Sie, dass er tatsächlich der Sohn von jemand Bestimmtem ist, abgesehen von den Worten dieses alten Lügners?« Damit deutete er auf Bayaz. »Welche Beweise, meine edlen Herren? Ich verlange Beweise!«
    Zorniges Gemurmel breitete sich über den Bänken aus, aber niemand trat hervor.
Es ist schon das zweite Mal, dass Lord Brock vor diesem Rat Beweise verlangt hat, und das zweite Mal, dass er auf taube Ohren stößt. Welchen Beweis könnte es aber auch geben? Ein Muttermal auf Luthars Arsch in Form einer Krone? Beweise sind langweilig. Beweise sind lästig. Beweise spielen keine Rolle. Die Leute geben sich viel lieber mit einer einfachen Lüge zufrieden, als nach der schweren Wahrheit zu suchen, vor allem, wenn es ihren eigenen Interessen entgegenkommt. Und den meisten von uns wäre ein König ohne Freunde und ohne Feinde lieber als ein König, der von beidem reichlich hat. Die meisten von uns würden es vorziehen, wenn die Dinge bleiben, wie sie sind, als eine ungewisse Zukunft zu riskieren.
    Noch mehr Hände wurden erhoben, und Luthars Unterstützung war nun zu stark, als dass sich jemand ihr hätte entgegenstellen können.
Jetzt ist es wie ein großer Felsbrocken, der einen Abhang herunterrollt. Niemand wagt es, ihm in die Quere zu kommen, um nicht zu Mus zerquetscht zu werden. Und so drängen sie sich alle dahinter zusammen, verleihen dem Felsen noch mehr Gewicht und hoffen, anschließend die Krumen einzusammeln.
    Brock wandte sich mit tödlich finsterem Gesicht ab, stürmte den Gang hinunter und verließ den Saal. Wahrscheinlich hatte er gehofft, dass ein beträchtlicher Teil des Offenen Rates ihm hinterdrein stürmen würde.
Aber in dieser Hinsicht, wie auch in so vieler anderer, wird er heute schwer enttäuscht.
Höchstens ein Dutzend seiner treuesten Anhänger begleitete ihn auf seinem einsamen Marsch durch das Fürstenrund.
Die anderen haben mehr Verstand.
Lord Ischer tauschte einen langen Blick mit Bayaz, dann hob er seine blasse Hand. Die Lords Barezin und Heugen waren Zeugen, wie der Großteil ihrer Leute zu dem jungen Thronanwärter überlief: Sie sahen sich an, lehnten sich auf ihren Sitzen zurück und blieben vorsichtig stumm. Skald öffnete den Mund, um laut etwas zu rufen, sah sich um und überlegte es sich noch einmal; stattdessen hob er mit deutlichem Zögern langsam den Arm.
    Es gab keine weiteren Proteste.
    König Jezal der Erste wurde beinahe einstimmig auf den Thron erhoben.

DIE FALLE
    Es ging wieder zu den Hohen Höhen, und die Luft fühlte sich frisch und klar an, prickelnd und vertraut in Logens Kehle. Ihr Marsch hatte sanft begonnen, als sie durch die Wälder zogen, und den Anstieg bemerkte man anfangs kaum. Dann wurden die Bäume spärlicher, und der Pfad führte die Männer durch ein Tal. Sie marschierten zwischen grasbewachsenen Hängen dahin, die von glucksenden Bächen durchzogen und mit Riedgras und Ginster bewachsen waren. Schließlich verengte sich das Tal zu einer Schlucht, seitlich von nacktem Fels und Geröll eingefasst, die immer steiler wurde. Zwei schroffe Bergspitzen erhoben sich zu beiden Seiten. Dahinter waren im Dunst die Umrisse hoher Berge zu erahnen – grau, hellgrau und äußerst hellgrau –, die in

Weitere Kostenlose Bücher