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Koenigsmoerder

Koenigsmoerder

Titel: Koenigsmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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sollte. Denke ich. Zumindest beschwert sich niemand. Aber es bringt ihn um. Er sagt, es sei normal, dass es weh tut, es sei der Preis, den er zahlen müsse. Aber muss es so schlimm sein? Das kann ich nicht glauben. Es ist so, als würde er bei lebendigem Leib verbrennen, als würde er von tausend Messern geschnitten. Er blutet und blutet. Wenn es so weitergeht, glaube ich nicht, dass er sich auch nur ein einziges Jahr halten wird, geschweige denn ein ganzes Leben lang. Und ich bin nutzlos für ihn, ich kann nur zusehen. Ihr habt mich gebeten, auf ihn Acht zu geben, und ich versuche es, aber... Ihr müsst mir sagen, wie!«
    Keine Antwort. Er wandte sich leicht zur Seite und blickte stattdessen Dana und Fane an. Sie waren wieder so schön wie eh und je, und all die grausamen Entstellungen waren verborgen unter süßen Blättern in allen Farben des Regenbogens. Überhaucht von Glimmfeuer und umgeben von mächtiger Magie, schimmerte ihre blasse Haut wie zu Lebzeiten.
    Abgestoßen und verzweifelt wandte er sich ab.
    In der Tür sah er Dathne stehen. »Ich dachte, du wolltest nicht hierherkommen«, sagte sie.
    Sein Herz hämmerte. »Ich habe meine Meinung geändert.«
    Sie kam langsam auf ihn zu. Die harte Arbeit des Tages spiegelte sich deutlich in ihren müden Augen wider. Sie wirkte blass. »Warum?«
    Weil Gar sich mit Magie umbringt und ich keine Ahnung habe, wie ich dem Einhalt gebieten soll. Aber das konnte er ihr nicht erzählen, daher entschied er sich für eine andere Wahrheit. »Ich dachte, wenn ich sie so sehen würde, ganz sauber und bedeckt von Blumen...«
    »Du hast gehofft, dass du dann aufhören könntest, sie mit zerbrochenen Gliedern und blutüberströmt vor dir zu sehen?«
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    Er nickte. Wer hätte gedacht, dass er in seinem Alter anfangen würde, Albträume zu bekommen? »Etwas in der Art.« »Und funktioniert es?«
    Ohne Vorwarnung verschwamm ihr Gesicht mit einem Mal, und er blickte sie durch ein Prisma aus Tränen an. »Nein.« »Oh, Asher...«
    Er schlang die Arme so fest um sie, dass er glaubte, ihre Rippen knarren zu hören, aber sie beklagte sich nicht und wehrte ihn nicht ab. Sie zog nur die langen, dünnen Finger durch sein Haar und murmelte törichte Worte des Trostes. Der Schmerz war wie eine aufsteigende Flut, die einzudämmen er zu erschöpft war.
    »Ich vermisse meinen Pa«, flüsterte er. »Ich hatte nie die Chance, mich von ihm zu verabschieden. Meine verdammten Brüder... Sie wollten mir nicht einmal sagen, wo er begraben liegt.«
    Ihre warmen Hände umrahmten sein Gesicht. »Sie sind Bastarde. Bastarde. Denk nicht an sie.«
    »Das tue ich nicht. Ich habe es nicht getan. Nicht bis jetzt.«
    »Du musst loslassen, Asher. Dein Vater war sterblich. Es stand immer fest, dass er eines Tages sterben würde.«
    Ihre plötzliche Brutalität schockierte ihn. Er löste ihre Hände von seinem Gesicht und deutete mit dem Kopf auf Gars tote Familie. »So wie sie?«
    »Ja! Wie sie. Keiner von uns ist unsterblich, Asher. Der Tod steht am Ende einer jeden Reise. Was zählt, ist die Frage, wie du den Weg dorthin zurücklegst.« Dann wurde ihr grimmiger Blick weicher, und sie strich ihm über die Wange. »Hier geht es nicht nur um deinen Vater, nicht wahr? Dir macht noch etwas anderes zu schaffen. Kannst du mir nicht sagen, was es ist? Wir sind Freunde. Ich kann dir helfen.«
    Er schloss die Augen. Wenn er es ihr doch nur erzählen könnte, wenn er die Bürde teilen könnte. Ihre Last drückte ihn nieder. Die Angst, dass Gar etwas Schreckliches zustoßen könnte und er nicht die Macht hatte, es zu verhindern.
    »Es ist... kompliziert, Dathne.« Widerstrebend trat er einen Schritt zurück. Wo ihre Finger gelegen hatten, war seine Haut warm, während der Rest seines Körpers sich wie Eis anfühlte. »Vielleicht eines Tages.«
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    »Du wirkst erschöpft.« »Das bin ich auch.«
    »Dann hör auf, dich hier drin zu quälen. Geh nach Hause und ins Bett. Du hast morgen einen langen Tag und wirst deine Konzentration brauchen.«
    Er schauderte. »Erinnere mich nicht daran. Ich habe eine Besprechung mit Glospottle und der Färbergilde. Wenn ich sie nicht zur Vernunft bringen kann, wird die ganze Angelegenheit in der Halle der Gerechtigkeit verhandelt werden.«
    Ein Hauch von Erheiterung vertrieb für einen Moment die Sorge aus ihren Zügen. »Brauchst du mich?«
    Wenn er ihr erzählen würde, wie sehr er sie brauchte, würde er sie verschrecken.
    »Ich komme schon zurecht. Du hast ohnehin genug um die

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