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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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fertigwerden. Ich musste auf allen vieren durch den Raum kriechen und sie einzeln aus dem Teppich ziehen. Dabei versuchte ich, Joes Handlungsweise nachzuvollziehen, um mich zu beruhigen. Wenn ich wie Frachtgut in einem Flugzeug befördert worden wäre, hätte ich vermutlich auch nicht in die Kiste zurückgewollt. Doch dann entdeckte ich neben dem Plastik auch Holzspäne. Der Kleiderschrank war unbeschädigt, der Fernsehtisch auch. Dann sah ich es. Joe hatte an einem Bein meines Betts genagt wie an einem dicken Stock. In dem dunklen Holz prangten tiefe, hässliche Zahnspuren.
    » Pfui«, schrie ich, obwohl ich aus meinen Büchern wusste, dass er nach begangener Tat nicht mehr wusste, wofür er ausgeschimpft wurde. Er frustrierte mich, dass ich mich ihm nicht verständlich machen konnte. Tränen brannten in meinen Augen.
    Das Bett war das einzige Möbelstück, das ich besaß, das aus einem Möbelgeschäft und nicht aus einem Secondhandladen oder vom Flohmarkt stammte. Es war eines der wenigen Dinge, an denen ich hing. Ich hatte eine spezielle Bienenwachspolitur gekauft und kleine Kratzer mit akribischer Sorgfalt beseitigt. Ich hatte alles getan, was ich konnte, damit es möglichst lange neu aussah.
    » Pfui!«, schimpfte ich erneut. » Verdammt! Verdammt! Verdammt!«
    Joe ließ sich auf den Bauch fallen, presste die Schnauze auf den Boden, legte die Ohren an und winselte.
    Ich legte mich rücklings auf den Boden und untersuchte die Spuren. Sie waren tief. Nicht so tief, dass das Bett zusammenbrechen würde, aber schlimm genug. Keine Politur und kein Holzfüllmittel könnten das Bein reparieren. Ich spürte, wie mir Tränen über die Wangen rannen.
    Meine Mom hatte das Bett für mich bestellt, als ich in ein Apartment außerhalb des Campus gezogen war. Es sollte eine Überraschung für mich sein. » Es tut mir leid, dass ich nicht da war, um dir beim Umzug zu helfen«, sagte sie, als ich sie anrief, nachdem die Auslieferer fort waren. » Ich dachte, du brauchst einen greifbaren Beweis deiner neuen Unabhängigkeit– dein erstes Apartment, zu dem gehört ein richtiges Erwachsenenbett.«
    » Es ist nicht nur mein Apartment.« Ich teilte es mit zwei anderen Mädchen. Es war eine schäbige Wohnung, die Treppenstufen knarrten, und nebenan wurden ständig lärmende Partys gefeiert. » Und so unabhängig bin ich gar nicht«, hatte ich hinzugefügt und mir dabei Sorgen wegen der Kosten gemacht. Das Auto meiner Mutter pfiff aus dem letzten Loch, und sie hätte eigentlich für ein neues sparen sollen.
    » Du kannst nicht ewig auf Futons schlafen«, erwiderte sie.
    Das Bett bildete dann tatsächlich den Beginn meiner Unabhängigkeit. Als ich aus dem Apartment auszog, musste ich ein Umzugsunternehmen beauftragen. Im Gegensatz zu all den anderen Kids, die wegwarfen, was nicht in Moms und Dads SUV passte, besaß ich ein großes, schweres Bett mit Holzrahmen und hatte niemanden, der mir half, es zu transportieren. Als ich aus diesem Apartment auszog, hatte ich auch keine Mom mehr.
    Meine Mom war noch nie praktisch veranlagt gewesen, aber ich glaube, sie hatte getan, was in ihrer Macht stand, um dafür zu sorgen, dass ich auf eigenen Füßen stehen konnte und dass es mir gut ging. Es war ihr ein Bedürfnis gewesen, so viele Meilensteine auf dem Weg dahin wie möglich zu markieren, weil sie nicht mein ganzes Leben lang bei mir wäre. Ich redete mir ein, das Bett sei einfach nur ein Geschenk gewesen, aber eine innere Stimme sagte mir etwas anderes. Als sie es kaufte, hatte sie wahrscheinlich schon von ihrer Krebserkrankung gewusst.
    Ich hätte Diane fragen können, wann genau meine Mutter die tödliche Diagnose erfahren hatte. Aber das war vielleicht einer der Gründe dafür, dass ich Diane gemieden hatte. Manchmal ist es leichter, die Wahrheit nicht zu kennen. Hätte ich Gewissheit gehabt, hätte das auch nichts an der Situation geändert. Wie dem auch sei, dachte ich, meine Mutter hatte mir eine Freude machen wollen. Und Joe hatte gerade ihr Geschenk ruiniert. Meine Mutter war immer noch tot, Peter immer noch mit Janie verheiratet, und Diane war immer noch fertig mit mir.
    Ich lag da und beobachtete, wie meine Bauchdecke zitterte, weil ich ein Schluchzen unterdrückte. Als ich es nicht länger zurückhalten konnte, verwandelte es sich in jenen aus tiefstem Inneren kommenden qualvollen Aufschrei, der ein Eigenleben zu haben scheint. Ich hatte alles getan, um nicht an diesen Punkt zu gelangen. Ich hatte zu viel gearbeitet und zu viel

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