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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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getrunken. Ich konnte mich manchmal gehen lassen, wenn ich vom Alkohol betäubt war, aber es jagte mir Angst ein, auf dem Boden zu liegen und mit jeder Faser meines Körpers zu weinen.
    Joe stand auf und ließ sich neben mir nieder. Er stieß einen tiefen Seufzer aus. Ich spürte, wie sich seine Flanke mit jedem Atemzug gegen mich presste. Er hob den Kopf und legte ihn auf meine Brust. Ich schlang die Arme um seinen Hals und weinte dieses schreckliche, den ganzen Körper erschütternde Weinen, aber es war weniger Furcht einflößend, weil ich nicht allein war.

11
    Am nächsten Morgen fing Joe wieder mit dem verrückten Herumgetobe an. Seine Augen blickten wild, als er an mir vorbeiraste und dabei einen Stapel Werbesendungen vom Couchtisch warf. Ich hatte keine Ahnung, was mit ihm nicht stimmte, aber ich konnte es nicht länger ertragen, also ging ich in mein Büro hoch, schaltete den Computer ein und suchte nach Wegen, Joe daran zu hindern, andauernd außer Rand und Band zu geraten, aber jede Website, die ich aufrief, riet mir, erst einen Tierarzt aufzusuchen, um medizinische Ursachen auszuschließen, bevor ich versuchte, Joe Benehmen beizubringen.
    Ich griff nach dem Telefonbuch und sah eine zweiseitige Liste von Tierarztpraxen durch, bis ich auf die Anzeige eines Dr. Alexander Brandt stieß. Das Logo zeigte einen Deutschen Schäferhund, darunter stand: ›Spezialist für große Hunde ‹ .
    Ich wählte die Nummer. Da Samstag war, rechnete ich nicht damit, dass die Praxis besetzt war, aber ich dachte, ich könnte eine Nachricht hinterlassen und so die Dinge ins Rollen bringen.
    » Praxis Dr. Brandt, Mindy am Apparat«, zwitscherte eine Frauenstimme.
    Ich sagte ihr, dass ich einen Termin für meinen Hund brauchte.
    » Ist er bei uns in Behandlung?«, fragte sie.
    » Ich habe ihn erst am Donnerstag bekommen«, erwiderte ich zögernd. Ich wollte ihr wirklich nicht erzählen, wie ich zu Joe gekommen war. Zum Glück bohrte sie nicht nach.
    » Gerade hat jemand abgesagt, für heute elf Uhr.« Sie kaute Kaugummi. » Sonst ist bis Dezember nichts frei, fürchte ich. Passt Ihnen der Zwölfte?«
    » Ich kann heute kommen«, sagte ich hastig, obwohl es schon halb elf und ich noch im Schlafanzug war.
    » Okey dokey«, flötete sie. » Bis gleich.«
    Ich legte auf und rannte nach oben. Nachdem ich geduscht und Mascara aufgetragen hatte, wurde die Zeit schon knapp. Ich konnte mir die Zähne nicht mehr putzen; ich schlüpfte nur rasch in eine Jeans und ein zerknittertes T-Shirt und nahm eine Packung Pfefferminzkaugummi vom Schreibtisch. Mein Haar durchnässte den Rückenteil meines Shirts.
    Als Joe mitbekam, dass wir mit dem Auto wegfahren würden, benahm er sich wie ein Kind vor den Toren von Disneyworld, sprang auf und ab und jaulte laut. Ich wünschte, ich könnte mich auch so auf eine Autofahrt freuen. Himmel, ich wünschte, ich könnte mich auf irgendetwas so freuen.
    Joe sprang im selben Moment ins Auto, in dem ich die Tür öffnete. Dann setzte er sich auf den Fahrersitz und leckte das Lenkrad ab. » Rücksitz«, befahl ich. Er sprang augenblicklich nach hinten. Es gab Dinge, die er instinktiv zu verstehen schien, etwa wenn er mir ins Bad folgte, ich aber meine Ruhe haben wollte und sagte: » Lässt du mich einen Moment allein?«, woraufhin er rückwärts zurückwich, bis ich die Tür schließen konnte. Das konnte ihm unmöglich jemand beigebracht haben. Andererseits wusste er nicht, dass er nicht an meinem Bett nagen oder sich aus seiner Transpostkiste herausfressen sollte. Ich begriff es einfach nicht.
    Joe hüpfte auf dem Rücksitz herum und überprüfte die Aussicht aus jedem Fenster. Er bellte die Leute an, die an der Bushaltestelle warteten oder an den Ampeln die Straße überquerten.
    Als wir bei der Tierarztpraxis ankamen, legte ich Joe seine Kombination aus Welpenhalsband und Leine an. Es sah aus, als wüsste ich nicht, was wohin gehörte. Ich wünschte, ich hätte daran gedacht, ihm ein richtiges Halsband zu kaufen.
    Dr. Brandts Wartezimmer war hell und roch nach Urin. In der Mitte des Raums stand ein großes Aquarium, und in die Theke am Empfang war ein Terrarium eingelassen. Ich beobachtete die darin sitzende Eidechse, die an einem Salatblatt knabberte, während ich darauf wartete, dass die Frau hinter der Theke ihr Telefongespräch beendete.
    Sie winkte mir zu und hob einen Finger, um mir zu verstehen zu geben, dass es nur noch einen Augenblick dauern würde. Sie trug einen weißen Rollkragenpullover mit

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