Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
Vom Netzwerk:
Gesäß. Heute war der Trainingsanzug aus Velours und flamingorosa. Joe hatte inzwischen sein Geschäft erledigt, rannte zu ihr und schnupperte an ihrem Hosenbein.
    Gail warf den Kopf zurück und begann, aus Leibeskräften zu kreischen.
    » O Gott, o mein Gott!« Sie hüpfte herum und fuchtelte mit den Händen durch die Luft. » Er greift mich an!«
    Joe umkreiste sie schwanzwedelnd.
    » Ich rufe die Tierfänger!«, schrie Gail.
    » Warte!« Ich lief los, um Joe einzuholen. » Keine Angst, das ist nur mein Hund.«
    Gail hüpfte immer noch wie wild herum. Es sah aus, als würden ihre Füße den Boden überhaupt nicht berühren, so wie es Kinder machen, wenn sie sich vor Monstern fürchteten, die sie zu packen bekommen könnten.
    » Das ist kein Hund.« Sie deutete mit einem Finger auf Joe. Ihre Hand zitterte. » Das ist ein Wolf!«
    » Das ist kein Wolf, sondern mein Hund. Er heißt Joe. Schau mal her.« Ich trat vor Joe, holte tief Atem und betete, dass er auf mich hören würde. » K Nohe.« Er lief um mich herum und setzte sich links von mir hin. » L’ahni.« Sein Bauch platschte auf den Boden.
    » Es tut mir leid, dass er dich erschreckt hat. Er ist ein ganz lieber Hund.«
    » Das ist kein Hund! Mr Buggles ist ein Hund. Das ist eine Bestie! Wie kannst du so ein Untier hierherbringen?«
    » Gail, er ist harmlos. Ich glaube nicht, dass er irgendjemandem etwas tut.«
    » Du glaubst nicht? Du glaubst nicht? Du hast eine mörderische Waffe in unser…«
    » Er ist doch nur ein Hund!«
    » Mr Buggles ist ein Hund! Das ist ein…«
    » Mr Buggles ist eine an die Leine gewöhnte Ratte!«
    » Ah!« Gail presste eine Hand gegen die Wange, als hätte ich ihr gerade eine Ohrfeige gegeben. » Nimm das zurück, Savannah! Nimm das sofort zurück!«
    » Zurücknehmen? Bist du zwölf?« Joe lag immer noch vor meinen Füßen. » Komm, Joe. Wir gehen.« Mit Joe im Schlepptau ging ich ins Haus und knallte die Tür hinter mir zu.
    Gail verbrachte den Rest des Nachmittags weinend in der Küche– vermutlich, um mir ein schlechtes Gewissen einzuimpfen. Nachdem ich den Teppich in der ersten Etage geschrubbt, trotz der Kälte alle Fenster geöffnet und jede Kerze angezündet hatte, die ich besaß, um den Gestank zu vertreiben, nahm ich meine Steppdecke mit nach unten, machte es mir mit Joe auf der Couch bequem und sah fern, und zwar in voller Lautstärke, um Gails Weinen zu übertönen. Da sich auf meinem Oberschenkel ein riesiger Bluterguss zu bilden begann, saß ich auf einem Eisbeutel.
    Joe bellte jedes Mal, wenn er im Fernsehen einen Hund, eine Türklingel oder eine Autohupe hörte, aber ansonsten lag er mit den Vorderpfoten in meinem Schoß da und stupste meine Hand an, wenn ich aufhörte, ihn hinter den Ohren zu kraulen. Wenn ich mit ihm sprach, neigte er den Kopf von einer Seite auf die andere und tat so, als würde er aufmerksam zuhören.
    Vorsichtshalber gingen wir jede Stunde nach draußen. Ich wollte kein Risiko mehr eingehen.

10
    Am nächsten Tag musste Joe frisch und ausgeruht sein, denn nach dem Frühstück raste er mit Überschallgeschwindigkeit durch das Haus. Er stürmte die Treppe hoch und ins Schlafzimmer, sprang auf das Bett und wieder herunter, jagte die Treppe hinunter in die Küche und dann ins Wohnzimmer, wo er auf die Couch sprang. Dort packte er ein paar Couchkissen und schleuderte sie durch den Raum, ehe er die Treppe wieder hinaufrannte und die Runde von Neuem begann.
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich saß am Küchentisch, hatte die Hände schützend um meinen Kaffeebecher gelegt und beobachtete ihn besorgt. Beim Rennen glich er einem schwarzen pelzigen Blitz. Er drehte sechs oder sieben Runden, ehe er in der Küche haltmachte. Inzwischen keuchte er so heftig, dass ich befürchtete, sein Herz könnte explodieren. Dann versetzte er seinem leeren Wassernapf einen Schlag mit der Pfote und sah mich an, als wollte er sagen: » Wo bleibt mein Wasser, verdammt noch mal?«
    » Glaubst du, du hast eine persönliche Bedienung?«, fragte ich ihn, füllte seinen Napf aber trotzdem.
    Die nächsten Stunden verbrachte er schnarchend in meinem Büro, während ich mir den Kopf über den Antrag auf Bezuschussung einer Kunststiftung zerbrach. Ich verfügte erst über die Hälfte der Informationen, die mir der Kunde versprochen hatte, und der Abgabetermin rückte rasend schnell näher. Mich beschlich der Verdacht, dass mein Kunde nicht für die Arbeit zahlen würde, die ich bereits geleistet hatte, wenn der Antrag

Weitere Kostenlose Bücher