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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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berichtete Dr. Brandt von dem Haufen auf dem Boden, der angefressenen Kiste, den durch das Wohnzimmer fliegenden Couchkissen und den Temperamentsausbrüchen beim Spazierengehen.
    » Okay«, meinte er geistesabwesend, während er Joes Bauch abtastete. Er sah ihm in die Ohren, untersuchte seine Augen und presste ein Stethoskop auf seine Brust. Joe sträubte sich ein wenig, als Dr. Brandt seine Lefzen anhob, um sich die Zähne anzusehen. » Schon gut, Kumpel. Ist gleich vorbei.« Er strich sacht über Joes Nase, bis dieser ihn in seine Schnauze schauen ließ. Dann drückte er Joes Kiefer auseinander wie ein Löwenbändiger.
    Er klopfte ihm auf den Rücken, ging zu seinem Schreibtisch und kritzelte etwas in einen Ordner. » Ich denke…« Er brach ab und kritzelte weiter. » Ich denke, er…«, er schrieb noch etwas auf, » er…«
    Ich hätte ihn am liebsten angeschrien, mir endlich zu sagen, was mit Joe los war. Ein Hirntumor? Irgendwelche seltenen slowakischen Parasiten?
    Dr. Brandt hob einen Finger. » Sekunde noch.« Er blätterte die Seite um und überprüfte irgendetwas. Endlich schloss er den Ordner, sah mich an und lächelte. » Sie haben da einen kerngesunden Hund, Ms Leone. Ich sehe keinen Grund zur Sorge, und ich glaube auch nicht, dass das Verhalten, das Sie beschrieben haben, krankhafte Ursachen hat. Manchmal haben Hunde, die aus dem Tierheim kommen oder Stresssituationen ausgesetzt waren, Probleme damit, in eine Kiste gesperrt zu werden. Vor allem Deutsche Schäferhunde. Es sind sehr intelligente und empfindsame Hunde. Wenn sie allein gelassen werden, kommt es schon einmal zu solchen Zwischenfällen. Meine offizielle Diagnose lautet, dass er ein Schäferhundwelpe ist. Welpen sind launisch. Sie haben erstaunliche Energieschübe…«
    » Ein Welpe?«
    » Ja.«
    » Wie kann er ein Welpe sein? Er ist riesig.«
    » Hat man Ihnen im Tierheim nicht gesagt, wie alt er ist?«
    » Äh…«, stammelte ich. » Ich weiß, dass er noch nicht alt ist. Ich… Welpen sind doch klein!«
    » Aus dem Zustand seines Gebisses und seiner körperlichen Entwicklung schließe ich, dass er fünf oder sechs Monate alt ist. Große Hunde werden langsamer erwachsen. Ich denke, er wird noch Welpenverhalten zeigen, bis er ungefähr zwei ist. Aber das ist auch alles. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.«
    Ich traute meinen Ohren nicht. Joe konnte unmöglich ein Welpe sein. Ich hatte einen Welpen bestellt, aber eindeutig einen Hund bekommen. Wenn Dr. Brandt Joes Verhalten damit erklärte, musste er etwas übersehen haben.
    » Was würde denn passieren, wenn er keine ASPCA -Schutzimpfungen hätte?«, erkundigte ich mich.
    » Dann würde ich ihn auf Einiges testen. Würmer, Parasiten und Ähnliches.« Er lehnte sich gegen seinen Tisch.
    » Interessant«, erwiderte ich so beiläufig wie möglich. Ich durfte nicht länger versuchen, mein Gesicht zu wahren, wenn das bedeutete, dass Joe nicht die Behandlung bekam, die er brauchte.
    » Es kommt selten vor, dass ein Hund wie dieser im Tierheim landet, ohne dass gleich eine Rettungsorganisation Anspruch auf ihn erhebt.« Er hob lächelnd eine Braue. » Sehen Sie sich seine Schnauze an. Er ist ein reinrassiger Deutscher Schäferhund. Scheinbar aus der europäischen Linie. Ein schönes Tier. Und er hat ein freundliches Wesen.« Ich konnte nicht umhin, bei mir festzustellen, dass Dr. Brandt auch ein freundliches Wesen hatte. Und ein nettes Lächeln.
    » Vermutlich hatte ich Glück.« Ich zuckte die Achseln.
    » Down«, sagte er zu Joe.
    Joe starrte ihn verwirrt an.
    » Platz!«
    Joe legte den Kopf schief.
    » L’ahni!«
    Joe ließ sich sofort auf den Tisch fallen. Verräter.
    » Er kommt aus der Slowakei«, bekannte ich. » Ich habe ihn zufällig online gekauft.« Ich hätte mich am liebsten unter dem Untersuchungstisch verkrochen.
    » Nun, das würde erklären, warum er in slowakischer Sprache abgerichtet wurde. Meine erste Vermutung war Deutschland.« Er wandte sich ab und kritzelte etwas in Joes Akte. Ich sah, wie er in sich hineinlächelte, und als er sich wieder umdrehte, zitterten seine Lippen verdächtig.
    » Tun Sie sich keinen Zwang an, lachen Sie ruhig«, murmelte ich.
    » Ich wollte gar nicht lachen«, wehrte er mit gespielter Empörung ab.
    » Wissen Sie, ich würde lachen, wenn ich Sie wäre.« Mein Gesicht begann zu brennen. Joe bohrte den Kopf in meine Achselhöhle.
    » Darf ich Sie etwas fragen?«
    » Natürlich.«
    » Wie kann man zufällig einen Hund kaufen?« Er lächelte

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